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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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wissen.
    »Weiß nicht, hab noch nicht darüber nachgedacht«, sagte ich, konnte mir dabei aber ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Erzähl mir, was es ist!«, kreischte Reef aufgeregt, weil ihm sofort klar geworden war, dass ich noch einen Trumpf im Ärmel hatte.
    »Oh, ich dachte, wir fahren mit einem Boot raus …«
    »Mit was für einem Boot? Unserem Boot? Das ist doch langweilig, das machen wir doch ständig!«
    »Na gut, wenn Boote langweilig sind, dann …«
    »Sag’s mir, Daddy!«, quengelte Reef, als er an meinem Grinsen merkte, dass ich nicht unser Boot meinte. Er sprang jetzt auf und ab, unfähig, seine Ungeduld noch länger im Zaum zu halten.
    »Erzähl’s mir bitte, bitte!«
    »Ich dachte, wir machen mit The Matthew eine Fahrt durch den Hafen und laden dazu deine ganze Klasse ein. Wir können uns alle als Piraten verkleiden und eine echte Kanone abfeuern. Wie findest du das?«
    Reef wälzte sich jetzt auf dem Boden und hielt sich die Seiten, weil er so unbändig lachte.
    »Ist das wahr? Stimmt das?«
    Ich versicherte ihm, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach klappen würde und dies genau die Party war, die er zu seinem wichtigen sechsten Geburtstag verdient hatte. Seit Reef krank geworden war, hatten seine Geburtstage jedes Jahr mehr Bedeutung bekommen, weil sie wieder einen Sprung in seinem Genesungsprozess markierten, und nichts würde mich davon abhalten, auch diesen Geburtstag »groß« zu feiern, wie Kate sich das gewünscht hatte.
    Reef sprang glücklich in den Wintergarten, weil er unbedingt sein Piratenschwert aus Plastik finden wollte.
    »Viel Glück dabei, es könnte nämlich unter all den Spielsachen, die du da draußen hortest, tiefer vergraben sein als eine Schatztruhe«, rief ich ihm hinterher. »Und die Stelle ist mit keinem X gekennzeichnet!«
    Reef verdrehte die Augen. Ich genoss es sehr, ihn dabei zu belauschen, wie er Finn, nachdem er ihn für die Suche nach dem Schwert rekrutiert hatte, von seiner Geburtstagsparty erzählte, worauf Finn ebenfalls aufgeregt loskicherte.
    Sechs Jahre. Seit fast sechs Jahren war ich nun Vater und hatte dabei die meiste Zeit auf des Messers Schneide gelebt. Im Rückblick war es, als hätte jemand, als Reefs Krankheit ausbrach, einen dicken schwarzen Vorhang über unser altes Leben gezogen. Der ließ keine Sonne herein und hielt uns in der erstickenden, beängstigenden und strapaziösen Welt der Krankenhäuser, Operationssäle und Chemotherapieräume gefangen. Und in dem Moment, als sich dieser Vorhang zu lüften begann und Licht hindurchsickerte, fielen die Fensterläden zu, als auch bei Kate Krebs diagnostiziert wurde.
    Ich musste an die neun langen Monate denken, in denen es Reef so schlecht ging, wir aber noch keine Diagnose hatten. Während es mit Reefs Gesundheit immer weiter bergab ging, stellte Kate fest, dass sie mit Finn schwanger war. Ich weiß noch, wie geschockt ich darauf reagierte.
    »Wie ist das passiert?«, fragte ich Kate verblüfft. »Du hast mir doch gesagt, du hättest nach Reef noch nicht wieder deinen normalen Zyklus gehabt. Du hast gesagt, du könntest nicht schwanger werden!«
    »Aber ich habe nicht bemerkt, dass du dich in dieser Nacht beklagt hättest«, meinte sie augenzwinkernd.
    Da hatte sie recht. Nach Reefs Geburt und den damit verbundenen schlaflosen Nächten hatte unser Sexleben einen Einbruch erlitten, aber eines denkwürdigen Abends hatte Kate mich verführt. Es war das erste Mal nach vielen Monaten, dass wir wieder Sex hatten, und ich hatte ihr scherzhaft vorgeworfen, mich betrunken gemacht und dann nach oben abgeschleppt zu haben, um dann geil über mich herzufallen. Natürlich war es nicht so gewesen. Kate brauchte mich nie abzuschleppen, und die Lust war immer beidseitig und der Sex einvernehmlich. Anschließend gestand Kate mir, dass sie sich diese Nacht ausgesucht hatte, weil unser nächstes Kind, sollte sie tatsächlich schwanger werden, sehr wahrscheinlich am Valentinstag zur Welt käme. »Was soll ich dagegen sagen, ich bin doch schließlich auch ein romantischer Narr?«, gab ich nach, als ich die Information verdaute. Ich bin unheimlich sentimental, und Kate, diese schlaue kleine Hexe, wusste das nur zu gut.
    Doch während Kates Umfang wuchs, wurde Reef immer kränker, was ganz klar so nicht geplant gewesen war. Anfangs kamen seine Fieberschübe nur nachts, wenn er schlapp und alarmierend blass wurde, aber es dauerte nur wenige Wochen, bis es ihm auch tagsüber schlecht ging. Unser kleiner Junge, der uns

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