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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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drohte.
    Wir mussten einige Tage auf die Testergebnisse der Gewebeprobe aus der Geschwulst warten, was eine einzige Qual war. Ich schickte Kate zum Ausruhen nach Hause und blieb über Nacht bei Reef und beobachtete ihn im Schlaf. Er sah so erbärmlich aus.
    »Ich habe Angst, Singe«, schluchzte Kate ins Telefon.
    »Ich weiß, mir geht es genauso, aber denk an unser neues Baby. Versuch deine Füße hochzulegen, Musik zu hören, irgendwas, was dir hilft, dich abzulenken. Du hast noch zwei Monate vor dir, und du musst an dich denken. Ich bin hier bei Reef. Ich werde die ganze Nacht bleiben, du löst mich dann bei Tag ab, wenn ich in der Arbeit bin. Ich liebe dich bis ans Ende der Welt.«
    So überbrückten wir zwei Nächte und drei Tage, bevor Reef nach Hause entlassen wurde, obwohl die Testergebnisse noch ausstanden. Das Wetter war scheußlich, schwere Schneewolken hingen am Himmel.
    Es war die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr, entsprechend erstrahlten alle Läden und Häuser im Lichterglanz. Kate und ich hatten völlig mechanisch Geschenke ausgetauscht und waren bei der Familie zum Truthahnessen, aber wir feierten nicht richtig. Wir hatten damit gerechnet, dass Weihnachten, sobald wir Eltern waren, noch einen zusätzlichen Zauber bekäme, stattdessen erlebten wir die absolute Hölle mit der Frage, ob Reef noch ein weiteres Weihnachtsfest erleben würde.
    Am 29. Dezember brachte Kate Reef nach den Feiertagen wieder ins Krankenhaus zu einer weiteren Untersuchung. Ihre Mutter und ihr Vater fuhren sie zum Bristol Royal Infirmary und zurück, da ich ein paar Kilometer entfernt in Nailsea einen Job zu erledigen hatte.
    Als das Telefon läutete, rechnete ich damit, den neuesten Stand von Reefs Zustand zu erfahren.
    »Kannst du schnell nach Hause kommen, Singe?«, sagte Kate hastig. »Ich habe Wehen. Sie setzten auf dem Rückweg vom Krankenhaus ein.«
    »Bin schon unterwegs«, sagte ich.
    »Sei vorsichtig«, ermahnte mich Kate. »Es schneit.«
    »Ich weiß – wenn das nicht cool ist?«, erwiderte ich begeistert und war plötzlich ganz ausgelassen vor Vorfreude. Ich war nervös und aufgeregt, ein verrückter Gefühlscocktail, der sich in meinem Körper in unterschiedliche Richtungen bewegte.
    » Du bist doch auch während eines Schneesturms zur Welt gekommen!«, sagte ich zu Kate. »Ist das nicht unglaublich?«
    Ein Adrenalinstoß jagte durch meinen Körper, ich wollte unbedingt so schnell wie nur möglich bei Kate sein.
    »Ja, Singe«, sagte Kate und hielt inne, um ein wenig zu stöhnen. »Der Schnee ist fantastisch, aber ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass es bei der Geburt dieses Babys schon etwas frühlingshafter ist!«
    »Ich weiß, ich weiß, bin gleich bei dir, ich werde auch vorsichtig fahren.«
    Sobald ich um die Ecke unserer Sackgasse bog, kam Kate bereits keuchend und sich den Bauch haltend aus dem Haus gewatschelt. »Mum und Dad werden bei Reef bleiben«, sagte sie. »Wir müssen so schnell wie möglich zum Southmead Hospital.«
    Ich stellte im Geiste eine kurze Berechnung an. Die Entbindungsstation des Southmead Hospital lag im Norden von Bristol, gute dreißig Kilometer von hier, bei diesen Witterungsbedingungen würde ich bestimmt eine gute halbe Stunde dafür brauchen.
    Ich drückte in unserem kleinen Rover Metro, so gut es ging, aufs Gas, ohne dabei ins Rutschen zu geraten, so rasten wir zum Krankenhaus, wobei Kate während der ganzen Fahrt mein linkes Bein drückte.
    Es war bereits dunkel, das machte die Fahrt durch den heftig wirbelnden Schnee besonders anstrengend. Mein Adrenalinstoß verebbte und ließ eine eklige Flüssigkeit in meiner Magengrube zurück. Kate war doch erst im siebten Monat. Unser Baby sollte erst in zwei Monaten zur Welt kommen. Was sollten wir tun, wenn nun Reefs Diagnose wirklich schlimm war und das Baby tatsächlich noch heute Abend zur Welt kam?
    Doch diese Überlegungen behielt ich für mich und schaute in Kates entschlossenes kleines Gesicht. Was auch immer geschah, sie würde ihre Sache hervorragend machen. Ich vertraute ihr und versuchte mir einzureden, dass die Wehen womöglich wieder aufhörten, sobald Kate im Krankenhaus zur Ruhe gekommen war. Die Sorge um Reef hatte ihr so viel Stress gemacht, vielleicht brauchte sie einfach nur Bettruhe.
    Als wir das Krankenhaus erreichten, ließ ich den Wagen am Eingang stehen, half Kate beim Aussteigen und begleitete sie zur Entbindungsstation. Ich traute meinen Ohren nicht, als sie zur ersten Hebamme, die sie sah, sagte: »Ich

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