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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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Krankenschwester, die speziell für Krebserkrankungen geschult war, in ein hübsches kleines Nebenzimmer bat.
    Obwohl Kate und ich versucht hatten, einander zu trösten und Mut zuzusprechen, während wir zur Beruhigung unserer Nerven warmen Tee tranken, glaube ich, dass wir beide die schlechte Nachricht kannten, bevor wir aufgefordert wurden, in diesem gemütlichen pastellfarbenen Raum Platz zu nehmen. Die Atmosphäre war erstickend, und der einfühlsame Blick, mit dem uns die Krankenschwester bedachte, erinnerte uns an den Moment, als wir Reefs Diagnose erfahren hatten.
    »Es tut mir sehr leid, aber es ist was Ernstes«, sagte sie. »Es sind zwei Knoten, einer etwas kleiner als der andere. Wir werden eine komplette Brustamputation vornehmen.«
    Kate weinte nicht, sie starrte nur ernst zu Boden. Ich brach von innen her völlig zusammen. Mein Herz pumpte wie verrückt Blut in meinen Kreislauf, und mein Gehirn pulsierte so heftig, dass es zu platzen drohte. Mir liefen kalte Schauer über den Rücken, unter meinem Kragen schwollen die Zornesadern. Ich zitterte vor Schock, und Tränen mischten sich mit dem Schweiß meines geröteten Gesichts.
    Die Krebskrankenschwester schien es zu amüsieren, dass mich die Situation sichtlich stärker aufwühlte als Kate.
    »Wir haben schon schlimmere Nachrichten erhalten«, sagte Kate gelassen zur Erklärung.
    Jetzt machte die Krankenschwester ein verdutztes Gesicht, und während ich meinen Kopf in meine zitternden Hände legte, konnte ich hören, wie Kate ihr ein wenig über Reef erzählte, dessen Krebs so selten war, dass es davon nur acht Fälle auf der Welt gab.
    »Man hat ihm eine sechsprozentige Überlebenschance eingeräumt, trotzdem hat er letzten Monat seinen vierten Geburtstag gefeiert«, sagte Kate couragiert. »Wir haben ein ganzes Kino angemietet und ihn groß gefeiert.«
    Dann brach Kate schließlich doch zusammen, und wir hielten uns weinend in den Armen, während die entsetzte Krankenschwester sich davonschlich, allerdings erst, nachdem sie uns gesagt hatte, wir sollten uns Zeit lassen und sie werde uns nützliches Informationsmaterial zusammenstellen.
    In den folgenden Wochen erfuhren wir, dass Kates Krebs sich als »triple-negativ« herausstellte, was nach der Brustamputation eine Chemotherapie und eine Bestrahlungstherapie erforderlich machte. Man bot uns zudem an, an einer Studie mit einem neuen Medikament namens Avastin teilzunehmen. Das könne ihre Überlebenschancen erhöhen, die man schließlich mit ermutigenden achtzig Prozent veranschlagte.
    »Ich nehme das Zeug«, verkündete Kate tapfer. »Einen Versuch ist es wert. Wenn Reef den Krebs besiegen kann, dann kann ich das auch.«
    Ich glaubte fest daran. Für mich stand außer Frage, dass sie es schaffte, und ich glaube nicht, dass sie selbst auch nur den Schatten eines Zweifels hatte, jedenfalls lange Zeit nicht. In der Nacht vor ihrer Brustamputation klammerten wir uns im Bett aneinander.
    »Wirst du auch noch Lust auf mich haben, wenn ich nur noch einen Busen habe?«, fragte sie mich kläglich und schaute mich mit großen blauen Hundeaugen an.
    »Du machst wohl Witze?« Ich lachte. »Ich werde nie aufhören, Lust auf dich zu haben – und ich habe vielleicht sogar noch mehr Lust auf dich, wenn du deine Brustvergrößerung hinter dir hast.«
    Sie kicherte und küsste mich zärtlich. »Und was ist mit der Chemo? Was wird die mit mir machen? Ich werde schrecklich aussehen.«
    »Nun, vielleicht kriegst du ja eine sexy Perücke aus langen blonden Haaren, falls deine Haare tatsächlich ausfallen sollten«, schlug ich neckisch vor.
    Sie trommelte auf meine Brust ein und nahm mich fest in den Arm. »Ich liebe dich, Singe«, sagte sie.
    »Ich liebe dich auch«, erwiderte ich und küsste ihr Haar. »Ich wünschte, du müsstest das alles nicht über dich ergehen lassen, und ich würde am liebsten schon zum Ende der Behandlung vorspulen, aber das geht nicht. Wir haben das einmal durchgemacht, und wie es aussieht, müssen wir es eben noch mal durchstehen.«
    Und nun sind wir schon wieder an diesem Punkt, sagte ich mir, als ich zu Reefs Termin mit Professor Stevens am Bristol General vorfuhr, und die vergrößerten Knoten drückten schwer auf mein Gemüt. Zum Glück schien Reef meine Notlüge geschluckt zu haben, dass wir nur zu einer weiteren Routineuntersuchung mussten, jedenfalls fragte er nicht nach, warum wir so kurz nach seiner erfolgreichen Kernspinuntersuchung schon wieder ins Krankenhaus fuhren.
    »Gehen wir erst

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