Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
das?«, fragte sie.
»Ich meine, dass viel mehr dazugehört, um als Alleinerziehender erfolgreich zu sein.«
»Natürlich«, erwiderte Ruth und nickte weise, als ich fortfuhr.
»Mir erzählen zwar alle, wie toll ich das mache, aber ich bin alles andere als perfekt. Ich habe gute Tage und schlechte Tage, musst du wissen. Manchmal könnte ich nur heulen. Ich frage mich immer, ob ich es so gut mache, wie Kate es gemacht hätte.«
Das rutschte mir einfach so heraus, aber es kam von Herzen.
»Du gibst jeden Tag dein Bestes für die Jungs, Singe«, sagte Ruth. »Kate wäre entzückt. Sie gedeihen prächtig. Solange du ihnen sagst, was in ihrem Leben geschieht, damit sie sich nicht sorgen müssen oder verwirrt sind, musst du dir keine Sorgen machen, wenn du auch noch dein Leben lebst. Ich habe herausgefunden, dass alles dann gut läuft, wenn die Kinder wissen, was los ist, und man sich immer Zeit für sie nimmt und sich an die Absprachen hält.«
Ich konnte mir Kate gut dabei vorstellen, wie sie dasselbe sagte. Kein Wunder, dass sie und Ruth so gute Freundinnen waren. Sie teilten in vieler Hinsicht die gleichen Denkmuster.
»Ich hätte nie gedacht, dass es so bald so weit sein würde, aber langsam verstehe ich, dass Kate recht hatte«, tastete ich mich vor.
»Womit?«, fragte Ruth, dabei verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln. Ich schätze, sie war mir bereits einen Schritt voraus.
»Die Jungs brauchen wirklich einen weiblichen Einfluss. Ich denke, es ist unmöglich, Mum und Dad gleichzeitig zu sein.«
»Es freut mich, dass du das so empfindest, Singe«, sagte Ruth fröhlich. »Das ist normal. Du brauchst keine Schuldgefühle zu haben. Kate hat es so gewollt, und es wird eintreffen, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Und jetzt geh und genieß deine Ferien!«
Ich konnte es kaum glauben, dass wir schon wieder packten und zu unserem dritten Wohnwagenurlaub in diesem Jahr aufbrachen. Wenn Kate auf einer Wolke säße und auf uns herabsähe, würde sie sich bestimmt über mich kugeln vor Lachen.
KAPITEL 8
»Gib ihnen einen Kuss, auch wenn du
nur kurz weg bist«
»Wohin gehst du, Daddy?«, fragte Finn.
»Ich bin unterwegs zu Dreharbeiten mit dem Boot, das habe ich dir doch erzählt, erinnerst du dich?«, erwiderte ich.
Seine Augen wurden groß. »Das hatte ich vergessen. Kann ich mitkommen?«
»Nein, Finn, du kannst diesmal nicht mitkommen, aber ich erzähle dir alles, sobald ich zurück bin.«
Es war die letzte Woche der Schulferien. Wir hatten im Wohnwagenpark trotz ein paar Pannen eine schöne Zeit mit meinem Dad und meiner Stiefmutter verbracht.
Bei der Ankunft an unserem Wohnwagen waren die Jungs vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen gewesen.
»Hurra! Das ist unser kleines Haus!«, kreischte Finn. Sowohl er als auch Reef konnten gar nicht rasch genug durch die Tür kommen, sie schwirrten herum und sprühten vor Temperament und legten fest, wer wo schlief. Kate pflegte sie in einer solchen Verfassung nur noch mehr anzustacheln, zweifellos weil sie sich an die eigenen aufregenden Campingurlaube ihrer Kindheit erinnert fühlte. Mich jedoch machte das wahnsinnig, da ich es vorzog, gleich alles auszupacken und mich in aller Ruhe einzurichten, bevor der gemütliche Teil begann. Früher habe ich die Jungs immer Kate überlassen, während ich die Taschen und Vorräte auspackte, und diesmal hatte ich mir vorgenommen, sie einfach nicht zu beachten und zu tun, was ich für richtig hielt. Das war ein großer Fehler. Sie waren wie Wespen über einem Grill und summten mir ständig vor dem Gesicht herum.
»Wo ist die Tasche, die du zum Auto bringen solltest – die mit den Schlafanzügen und den Zahnbürsten?«
»Die ist in meinem Schlafzimmer«, antwortete Reef.
»In welchem Schlafzimmer – dem im Wohnwagen?«
»Nein, zu Hause in meinem Schlafzimmer!«
»Also, das glaub ich jetzt nicht, Reef! Wem soll das zu Hause nützen? Es war doch das Einzige, worum ich dich gebeten hatte.«
Reef ärgerte sich über den Rüffel und schmollte. Finn hingegen schien alles egal zu sein, Hauptsache er konnte auf den Betten herumspringen und mir zwischen die Beine laufen.
Als ich alles ausgepackt hatte, kam mir der Dampf aus den Nüstern, das schwöre ich. Kate hätte die Taschen noch mal überprüft und wäre wie ein aufgeregtes kleines Mädchen herumgerannt, anstatt angespannt vor sich hin zu brüten wie ich. Ruth hatte es gut gemeint, als sie mir versichert hatte, ich würde als alleinerziehender Vater
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