Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
Vom Netzwerk:
auftauchte. Ich schaute hinüber zu Kate, die verglichen mit diesen fünf Meter langen Bestien sehr winzig aussah. Manche waren größer als ein Kleinbus. Sie fuchtelte mit den Armen, und für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, sie bekäme Panik, bis mir klar wurde, was sie tatsächlich tat. Kate zückte ihre Videokamera und schwamm wenige Augenblicke später vollkommen angstfrei direkt auf die Haie zu. Hinter den Hammerhaien tauchte ein Silberspitzenhai auf, auch den bannte Kate auf Film.
    Die meisten anderen Taucher flüchteten, nicht aber Kate. Sie war für ihre Größe unglaublich mutig und hatte so viel Mumm, dass es schon irreal war. Sie erntete fantastisches Filmmaterial, und sobald wir wieder auf dem Trockenen waren, lachte sie sich schief über diese gefährliche Begegnung.
    »Was hätte ich tun sollen?«, gluckste Kate. »Die Haie waren auf meinem Riff – da hau ich doch nicht ab!«
    Sie war ganz aus dem Häuschen von dieser Erfahrung, und ich sah es mit Freude.
    »Du bist ein Alptraum!«, sagte ich.
    »Also, du bist doch derjenige, der mir beigebracht hat, vor Haien keine Angst zu haben«, sagte sie lachend.
    Ich wusste genau, worauf sie anspielte, und kostete auch die dadurch ausgelöste nächste Erinnerung aus, wobei ich selbst laut lachen musste. Es geschah während unserer Flitterwochen auf den Malediven, und ich werde nie müde, diese Geschichte zu erzählen.
    Wir hatten eine schöne mondhelle Nacht und waren alle startklar zu einem nächtlichen Tauchgang auf einem hübschen Hausriff, verbunden mit der Insel, auf der wir wohnten.
    »Das wird sicher atemberaubend werden«, sagte ich. »Hoffentlich sehen wir Anglerfische, Barrakudas, Clownsfische, Papageifisch, Adlerrochen … du wirst da unten Augen machen.«
    Kate spähte vorsichtig über den Rand der Mole, wo es, das muss der Ehrlichkeit halber gesagt sein, dunkel und geheimnisvoll aussah und nicht sehr ermutigend.
    »Wird es da auch Haie geben?«, fragte sie nervös.
    »Haie?«, spöttelte ich. »Nein, so spät am Abend schlafen die Haie alle.«
    »Bist du dir dessen sicher, Singe?«
    »Keine Angst!«, sagte ich, als ich Kates besorgten Blick sah. »Ich werde direkt neben dir sein. Hör zu, einige der nachtaktiven Fische wechseln die Farbe, und wenn wir Glück haben, sehen wir Tintenfische oder Oktopusse, die nachts aktiver sind. Es wird ganz toll werden. Deinen ersten Nachttauchgang wirst du nie vergessen.«
    Kate holte tief Luft und willigte ein, es zu wagen. Sie streifte ihre Maske über, nahm dann allen Mut zusammen und schwang sich mit einem großen Schritt ins unbekannte Nass. Ich war kurz vor ihr eingetaucht und trieb fünf Meter vom Ende der Mole entfernt. Während ich Kate ein Zeichen gab, dass keine Gefahr bestand und sie ins Wasser kommen konnte, fiel mein Blick nach unten, wo ich die kleine weiße Spitze eines Riffhais auf uns zuschwimmen sah. Was darauf folgte, war wirklich unglaublich. Kate verließ mit einem Schritt den Ponton, und ich verfolgte verblüfft, wie sie es schaffte, rittlings auf dem Hai zu landen. Das Timing war unglaublich und wahrhaft lustig obendrein.
    Der erschrockene Hai flüchtete wie eine getretene Katze, während Kate in einem Gestöber aus Luftblasen und Flüchen auftauchte. Auch ich tauchte auf und kriegte mich vor Lachen kaum mehr ein. Das verfehlte jedoch jegliche Wirkung auf Kate, stattdessen brauchte ich einige Minuten, bis ich sie endlich davon abbringen konnte, weiter auf mich einzuschlagen und den Tauchgang abbrechen zu wollen.
    »Hast du nicht gesagt, dass die Haie nachts schlafen«, sagte sie. »Hattest du das geplant?«
    »Als hätte ich das planen können!«, lachte ich. »Das war keiner zum Aufziehen, weißt du!«
    Dennoch war ich gezwungen, ihr zu beichten, dass viele Haie tatsächlich nachtaktiv sind und nachts auf ihren Beutezug gehen.
    »Ich hasse dich, Singe«, sagte Kate und verengte ihre Augen zu Schlitzen.
    »Wirklich?«, fragte ich.
    »Nein!«, lachte sie. »Da du nun mein Ehemann bist, werde ich dich wohl auf Gedeih und Verderb lieben und diesen Moment als einen der schlimmsten abschreiben müssen. Mir wäre das Herz beinahe in meinen Neoprenanzug gerutscht, und ich wage mir kaum vorzustellen, was der arme Hai gedacht haben mag!«
    »Das Leben besteht nicht aus der Anzahl der Atemzüge, die du machst«, sagte ich mit einer aus einem Film geliehenen Zeile, um mich aus meinem Schlamassel herauszureden. »Wichtig sind die Momente, die einem den Atem rauben.«
    Kate stänkerte noch eine

Weitere Kostenlose Bücher