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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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gut zurechtkommen, aber stimmte das auch? Wie sollte ich die Jungs allein genauso großziehen können, wie Kate und ich das gemeinsam getan hätten? An diesem Tag fühlte ich mich, als wäre mir eine Hand am Rücken festgebunden, und ich sah keine Möglichkeit, sie zu befreien.
    Doch irgendwann in dieser Woche war ich dann doch so weit, dass ich mich entspannen konnte, indem ich grillte und mit den Jungs schwimmen und Kanu fahren ging, aber mir war auch bewusst, dass es vielleicht genau der richtige Zeitpunkt war, mal für ein paar Tage allein auf The Matthew zu entkommen.
    Als wir den Wohnwagen verließen, lieferte ich die Jungs bei meiner Mum und meinem Stiefvater in Devon ab, verabschiedete mich und küsste jeden der Jungs zweimal.
    »Ich werde nicht lang weg sein, seid lieb zu Nanny und Brian«, sagte ich.
    »Erzähl uns alles, wenn du zurückkommst!«, sagte Reef.
    »Worauf du dich verlassen kannst. Ich werde auch Fotos machen, und ihr macht das auch.«
    The Matthew sah fantastisch aus mit dem Narnia-Emblem in Violett auf dem Segel, einem gewaltigen Drachenkopf als Galionsfigur und einem beweglichen Schwanz, der am Heck angebracht war. Die vorgesehene Route sollte um Land’s End herum zum St Michael’s Mount und Falmouth führen mit Zwischenstopps in Padstow, Tintagel, Lundy und den Isles of Scilly, wo die Gewinner des Preisausschreibens eine Reihe von Verfolgungsspielen austragen sollten.
    Neben der 4 Saints als Begleitschiff fuhr auch noch das Rettungsboot Mabel Alice mit, da der Sicherheit der Gäste höchste Priorität eingeräumt wurde. Leider war der Beginn unserer Reise, die uns zwischen Steep Holm und Flat Holm durch den Bristol Channel führte, ziemlich fürchterlich. Das Wetter war zwar nicht allzu schlecht, aber die See war kabbelig und entsprach in keiner Weise dem, was man sich für Ende August erhofft hatte. Die Umstände verschlechterten sich stetig, und so steuerten wir Ilfracombe an, um dort im sicheren Hafen zu warten, anstatt unsere Reise hinunter nach Land’s End fortzusetzen.
    Unglücklicherweise schlingerte unser Narnia-Schiff, als an diesem Abend die Ebbe einsetzte, gegen ein vertäutes Fährschiff aus Stahl namens Oldenburg, wobei die hölzernen Aufbauten der Morgenröte leicht beschädigt wurden. Um The Matthew freizubekommen, mussten wir die Spitze ihres Masts mittels eines Seils mit meinem Boot verbinden, und wir verbrachten alle einige Stunden in Panik, bis endlich die Flut hereinkam und The Matthew gegen halb elf nachts wieder Segel setzen konnte.
    Zu diesem Zeitpunkt war ich fast vierundzwanzig Stunden lang auf den Beinen und beschloss, unter Deck der Mabel Alice ein wenig zu schlafen. Die Organisation bereitete mir ein wenig Bauchschmerzen. Auf beiden Booten gehörten Freiwillige zur Crew, einige davon sehr jung und unerfahren, und wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich bestimmt kein Auge zugetan.
    Ich lag eingezwängt in einer kleinen Koje und brauchte einige Zeit, bevor ich endlich einschlief. In Gedanken war ich schon beim nächsten Tag und dem, was uns erwarten mochte. Ich versuchte an die Jungs und die Abenteuergeschichten zu denken, über die wir uns am Ende der Woche austauschen würden. Es war einsam auf dem Rettungsboot im Dunkeln, so schweiften meine Gedanken schließlich zu Kate ab. Ich stellte mir vor, was sie aus dieser Reise machen würde.
    Ich musste an ihre Anweisung »Legt Sammelalben von euren Abenteuern an« denken und sagte mir, dass sie sicherlich einverstanden gewesen wäre. Ich stellte sie mir vertieft in ihre Sammelalben vor, wie sie Flugtickets und Restaurantrechnungen zwischen die Schnappschüsse klebte, die uns an fremden Stränden zeigten.
    Ich konnte Kates mädchenhafte Handschrift sehen und bildete mir ein, dass einer ihrer alten Liebesbriefe in meinem Kopf zum Leben erweckt wurde. Ich sah ihn auf dem Wasser auf mich zutreiben wie eine Flaschenpost, nur dass die Flasche fehlte.
    Kate schrieb ihn, während sie im Familienurlaub mit ihren Eltern in der Schweiz weilte. Das war 1987 – ich sah das in schwarzer Tinte ordentlich geschriebene Datum vor mir. »Ich habe letzte Nacht von dir geträumt«, schreibt sie. Kate liest mir diese Worte vor, und ich spüre ihren warmen Atem an meinem Ohr.
    Ich sehe eine Teenager-Katie allein in ihrem Einzelbett im Hotelzimmer liegen. »Eine Nacht habe ich hinter mir, zwölf noch vor mir«, flüstert sie im Dunkeln, während sie mir schreibt. »Es hat fast den ganzen Tag über geregnet und gewittert. Ich

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