Gib dich hin (German Edition)
greifen, der in diesen unglaublich engen Jeans steckte …
»Sie Perversling!«, fuhr sie ihn plötzlich an. Nick merkte erst jetzt, dass seine Hand tatsächlich tiefer gewandert war, als ihm zustand. Auch jetzt lag sie noch auf ihrem Hintern.
»Sie spinnen wohl!« Sie klatschte ihm den nassen kalten Schwamm ins Gesicht. Er spürte, wie ein paar Algen an seinen Haaren hängen blieben.
Wutentbrannt eilte Susanne zur Umkleide, um ihre Jacke vom Bügel zu nehmen. Nick stand schon hinter ihr. »Ich bitte Sie, Susanne, das haben Sie völlig falsch verstanden. Ich war in Gedanken. Es sah nur so aus, als würde ich Sie …«
»… angrabschen.«
»Bitte entschuldigen Sie. Kommt nicht wieder vor. Das verspreche ich.«
Aber Susanne war unversöhnlich. »Glauben Sie, ich habe Ihre notgeilen Blicke nie bemerkt? Und jetzt können Sie nicht mal mehr Ihre Finger bei sich behalten. Wissen Sie, was das ist? Das ist Belästigung! Aber nicht mit mir! Mich haben Sie hier zum letzten Mal gesehen!«
Sie streifte ihre Winterjacke über, warf sich den Schal um und rauschte an Nick vorbei.
»Bitte, Susanne, überlegen Sie es sich noch mal«, rief er ihr hinterher, aber sie drehte sich nicht einmal nach ihm um. Enttäuscht, vor allem aber wütend auf sich selbst, ließ er sich zu Boden sinken. Das hatte er wirklich nicht so gemeint. Verdammt, wieso hatte er die Kontrolle verloren? Das hätte nicht passieren dürfen. Und doch war er auch sauer auf Susanne. Deshalb, weil ein Mann wie er bei ihr nie eine Chance hatte, weil Frauen in ihm entweder einen guten Kumpel oder einen Perversling sahen, nie aber einen Mann zum Begehren. Dabei sehnte er sich so nach einer Beziehung. Nach Zweisamkeit, nach Berührungen, nach Sex. Und der schien für ihn nur dann möglich, wenn er dafür bezahlte. Darauf hatte er aber keine Lust mehr. Das törnte ihn nicht an. Er wollte auch einmal begehrt oder aus Leidenschaft geküsst werden.
Aber wer interessierte sich schon für einen großen, pausbackigen Typen wie ihn?
Die Türglöckchen bimmelten und rissen ihn aus seinen Gedanken.
»Guten Morgen«, sagte Cynthia, und noch ehe sie die Umkleide erreichte, war er auch schon wieder auf den Beinen, wischte sich übers Gesicht und hoffte inständig, dass man ihm seine Niedergeschlagenheit nicht anmerkte.
»Morgen«, erwiderte er.
Es schneite mal wieder, und Cynthias Mantel war von oben bis unten weiß. Kaum hatte sie den Wintermantel aufgehängt, rumorte ihr Magen so laut, dass Nick begann, sich Sorgen zu machen, denn es klang wie das Grollen eines ausgehungerten Tieres.
»Hast du heute noch nichts gegessen?«, erkundigte er sich fürsorglich, was sie mit einem Augenverdrehen quittierte. Er war nun mal ihr Bruder, der Ältere von ihnen beiden noch dazu, und er konnte nicht aus seiner Haut.
»Bin nicht dazu gekommen.«
»Hast du dich gestern wenigstens etwas ausgeruht?«, wollte er wissen. Sie sah schlecht aus. Blass. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, das merkte er.
»Mach dir um mich keine Sorgen«, versicherte Cynthia und verteilte frisches Heu in den Meerschweinchenkäfigen.
»Ich wünschte, ich könnte das so leicht abstellen.« Er widmete sich dem Aquarium, an dem bereits Susanne gearbeitet hatte. Ein paar Algen klebten noch am Glas.
Cynthia seufzte. »Läuft im Moment alles nicht so, wie ich es mir wünsche.«
»Geht wohl um deine großen Pläne, mh?«
»Auch.«
Er fand es gut, dass sie sich selbständig machen wollte, und würde sie unterstützen, wann immer er konnte. Nur was Geld anging, da sah es bei ihm im Moment nicht besonders rosig aus. Er hatte Schulden machen müssen, um einige Reparaturen im Laden zu bezahlen, und stotterte es nun in Raten ab.
»Ja, solche Tage gibt’s. Aber dafür hat man Familie. Die fängt einen auf. Wenn ich dir also helfen kann, sag Bescheid.«
»Danke, Nick.« Sie lächelte. Jetzt bekam sie wieder etwas Farbe ins Gesicht.
»Und wie schaut’s bei dir aus, großer Bruder?«
»So lala.«
Sie wusste von seinen Problemen mit Frauen. Leider hatte auch sie ihm bisher keinen guten Rat geben können. Zwar sagte sie immer, er sei ein toller Mann, und jede Frau, die ihn zum Freund hätte, könne sich glücklich schätzen, aber was sollte sie schon anderes zu ihrem Bruder sagen?
»Wo steckt denn eigentlich Susanne?«, erkundigte sie sich. Nick hätte ihr das Theater am liebsten verschwiegen, aber Cynthia konnte man nichts vormachen,
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