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Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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außerdem wäre es albern, ihr nicht die Wahrheit zu sagen. Früher oder später würde sie es ohnehin herausbekommen. Also erzählte er ihr die ganze traurige Geschichte. Eigentlich rechnete er sogar mit einem Tadel von Cynthias Seite, aber sie zeigte sich sehr verständlich.  
    »Ich weiß, du hattest sie gern. Sie ist dumm, dass sie nicht sieht, wie toll du bist.« Ihre Worte waren Balsam für seine Seele. Er wünschte inständig, auch andere Frauen würden das so sehen.  
    Da ertönte erneut das Eingangsglöckchen, und eine kleine Frau mit zwei dunklen Zöpfen und einer überdimensionalen Brille trat in den Laden.  
    »Dein Typ wird verlangt«, sagte Cynthia und deutete zu seiner Stammkundin, Frau Nibel vom Museum für Antike, die ihn stets mit einem strahlenden Lächeln begrüßte.  
    »Guten Morgen«, sagte sie leise. Sie hatte etwas von einem Frettchen.  
    »Guten Morgen. Wie immer?«  
    »Ja, eine Packung Heu bitte.«  
    Nick brachte ihr das gewünschte Produkt und kassierte ab. Frau Nibel lächelte ihn immer noch wie ein Honigkuchenpferd an. »Ist noch etwas?«, fragte er verunsichert. Dieses Persönchen hatte für seine zierliche Statur einen wirklich großen Mund. Er musste an Julia Roberts denken. Wenngleich die Lippenform die einzige Gemeinsamkeit zwischen den beiden Frauen war.  
    »Nein, nichts. Auf Wiedersehen.«  
    Und schon war sie verschwunden, und Nick wusste nicht, was er von alldem halten sollte.  
    »Ganz so ein hoffnungsloser Fall bist du doch nicht.« Cynthia trat neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter.  
    »Sehr witzig, mach dich nur über deinen unglücklichen Bruder lustig.« Er wusste selbst, dass er kein Adonis war.  
    »Ich meinte das ernst. Die Nibel, die steht auf dich«, war Cynthia überzeugt.  
    »Klara Nibel? Unmöglich.«  
    »O doch.«  
    »Ach, und wie kommst du denn darauf?«  
    »Sie hat überhaupt keine Nager.«  
    »Was? Aber wieso kauft sie dann Heu bei uns?«  
    Cynthia verdrehte die Augen. Auch Nick schien nun zu begreifen. Klara Nibel kam nur in seinen Laden, um ihn zu sehen. Der Gedanke schmeichelte ihm durchaus, war es doch genau das Richtige für sein lädiertes Selbstbewusstsein.  
    »Woher weißt du das eigentlich?«, hakte er nach.  
    Cynthia zuckte mit den Schultern. »Ich habe gesehen, wie sie eine ungeöffnete Tüte Heu wegwarf, kurz nachdem sie die bei uns gekauft hatte.«  
    »Das ist ja unglaublich.«  
    »Warum sprichst du sie nicht einfach mal an?«  
    Nun fing er an herumzudrucksen. »Och … na ja … das hat … sich noch nicht so ergeben.«  
    »Eben war doch Gelegenheit.«  
    »Ja … aber … da wusste ich doch nicht, dass sie … auf mich … und überhaupt.«  
    Cynthia schüttelte den Kopf und sah ihn an, als hätte sie ihn längst durchschaut. »Die Nibel ist dir wohl nicht gut genug, wie?«  
    Er seufzte. Das klang so negativ. Ihm war schon klar, dass er kaum eine große Auswahl hatte. Dennoch war die Nibel einfach nicht sein Typ. Das musste Cynthia doch verstehen. Er wollte lieber eine Frau mit Kurven, mit wallender Mähne, mit sinnlichen Lippen.  
    »Also wenn du so wählerisch bist, wundert es mich nicht, dass du noch solo bist.« Cynthia schüttelte den Kopf und lachte, wahrscheinlich über ihn. Aber Nick war überzeugt, dass er schon noch seine Traumfrau finden würde. Notfalls half er nach! Er hatte nämlich einen Trumpf im Ärmel, den er noch nicht ausgespielt hatte. Bisher war es nur ein Gedankenspiel, ein Was-wäre-wenn gewesen. Aber nun formte sich allmählich der Entschluss, Nägel mit Köpfen zu machen. Ja, wieso nicht? Er wollte endlich Sex. Leidenschaftlichen Sex, der mit echten Gefühlen zu tun hatte. Entschlossen ging er in sein Büro, um zu telefonieren.  
    Cynthia hoffte, ihren Bruder nicht allzu sehr verärgert zu haben. Nun war er plötzlich schnurstracks in sein Büro marschiert, hatte die Tür hinter sich zugeworfen, und nichts deutete darauf hin, dass er allzu bald wieder herauskommen würde. Sie verstand ihn nicht. Die Nibel war doch ganz nett. Wieso genügte sie ihm nicht? Männer. Sie würde sie nie verstehen. Zumindest ging es ihrem Magen allmählich besser, die Kopfschmerzen waren fast gänzlich verschwunden, und die Arbeit lenkte sie so wunderbar ab, dass der Kater schließlich ganz abklang. Kurz vor Ladenschluss holte sie die bunten Lichterketten aus dem Lager und befestigte sie am Schaufenster. Die Straßen sahen mittlerweile weihnachtlich aus, und »Nicks Zoopuls« war eins

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