Gib dich hin (German Edition)
nichts dagegen, außer Mandrakes obskure Regeln, an die sie sich aber nicht halten wollte. Außerdem hatte Tom ihr den Job bei Henning Advertising verschafft. Sie konnte ihm jetzt unmöglich einen Korb geben. Zumal er sie aus so hoffnungsvollen Augen ansah, dass es ihr in der Seele weh täte, das zu tun.
»Na schön, meinetwegen«, gab sie nach, und Tom war sichtlich zufrieden. Er grinste von einem Ohr bis zum anderen. Das sah alles andere als gut aus, weil sich seine Wangen ebenfalls verschoben und seine Augen dadurch förmlich zuschwollen. Doch sie zwang sich zu einem höflichen Lächeln. Schließlich konnte er ja nichts für die Entstellung. Jetzt musste sie nur noch zusehen, wie sie das ihrem Dämon beibrachte. Hoffentlich verstand er das Konzept von platonischer Freundschaft zwischen Mann und Frau überhaupt. Und hoffentlich verstand es auch Tom!
Als Cynthia am Abend erschöpft nach Hause kam, stellte sie das Radio an und ließ sich in ihren Schaukelstuhl fallen, um sich zu entspannen. Ihr Nacken schmerzte. Sie knetete ihn vorsichtig und stöhnte dabei leise. Wenn man den ganzen Tag am Computer saß, rächte sich das spätestens am Abend. Ihre Muskeln waren steinhart und völlig verspannt. Ein leichter Druck legte sich wie ein zu breit geratenes Stirnband um ihren Kopf. Die Musik fing an, sie zu nerven, und sie beugte sich vor, um das Radio wieder auszuschalten, als sie den riesigen Schatten an der Wand bemerkte, der sich unheilvoll über sie schob.
»Sieht so aus, als könntest du heute Abend eine Massage vertragen.« Erschrocken fuhr sie herum und blickte direkt in Mandrakes feine Züge. Er sah wie immer atemberaubend aus, dieser Teufel. Und er konnte schleichen wie eine Raubkatze! Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie lange er schon hinter ihr gestanden hatte.
»Guten Abend, Cynthia. Du hast auf dich warten lassen.« Er klang fast ein wenig beleidigt.
»Ich hatte viel zu tun«, rechtfertigte sie sich.
»Mit diesem Tom, nehme ich an?« Seine Augen blitzten gefährlich.
»Und wenn schon. Er ist ein netter Kerl und ein Kollege.«
»Mit dem Gesicht eines Streuselkuchens«, spottete er.
»Woher weißt du von seinem Ausschlag? Hast du etwas damit zu tun?«
Mandrake zuckte mit den Schultern und setzte eine Unschuldsmiene auf. »Vielleicht«, meinte er vage, doch sichtlich desinteressiert. Für Cynthia war das aber bereits ein Eingeständnis.
»Ich kann das nicht glauben, wieso machst du denn so was? Er hat dir doch gar nichts getan.«
»Er hat sich seine Strafe redlich verdient.«
»Ach ja? Welche Straftat hat er denn begangen?«
»Das fragst ausgerechnet du mich? Er hat dir dein Bodyline-Konzept gestohlen.«
»Unsinn, er hat mich mit ins Boot geholt. Das war sein Plan gewesen.« Tom hatte ihr alles erklärt, und das hatte mehr als glaubwürdig geklungen.
»Nein, ich habe dafür gesorgt, dass sie dich einladen. Es war Nicks Wunsch, und ich habe ihn gern erfüllt, weil du hervorragende Ideen hast, die nicht verschwendet werden dürfen.«
Seine Worte schmeichelten ihr, dennoch war sie immer noch wütend und enttäuscht. Wobei es schwer auszumachen war, ob ihre Wut Mandrake oder Tom galt, der offensichtlich von diesem Dämon manipuliert worden war. Das bedeutete wohl auch, dass er ursprünglich doch vorgehabt hatte, sie zu hintergehen. Konnte sie Tom jetzt überhaupt noch vertrauen? Allmählich verlor sie den Überblick, und ihr anfänglicher Vergleich mit der parallelen Dimension kam ihr wieder in den Sinn, denn so etwas in der Art war es ja auch. Mandrake hatte ihre Realität so weit verändert, dass Tom allen Ernstes glaubte, er hätte von Anfang an vorgehabt, sie für Henning Advertising zu gewinnen. Ihm jetzt noch Vorwürfe zu machen, war sinnlos, denn er würde es nicht verstehen. In seiner Realität hatte er rechtschaffen gehandelt. Dennoch war ihr Vertrauen zumindest angekratzt. Sie würde vorsichtig sein, was Tom Henning anging.
»Ich mache mir jetzt etwas zum Essen«, entschied sie, weil sie allmählich Kopfschmerzen von diesem Durcheinander kriegte, und verschwand in der Küche. Sie musste erst mal einen klaren Kopf bekommen. Außerdem knurrte ihr Magen unerträglich. Sie schlug gerade zwei Eier in die Pfanne, als sie hinter sich seine Anwesenheit spürte. Starke Hände legten sich ihr auf die Schultern, zogen sie nach hinten. Ihr Rücken schmiegte sich an seine warme Brust.
»Davon mal abgesehen, ist es immer noch meine
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