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Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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stärker auf das, worunter sie sich einen Heilungsprozess vorstellte, obwohl sie davon eigentlich nicht die geringste Ahnung hatte. Unter ihren Fingern spürte sie sein Herz. Plötzlich schien es schneller zu schlagen. Kein Rasen, sondern der Rhythmus wirkte mit einem Mal viel kräftiger, schien sich zu stabilisieren. Erstaunt blickte sie auf ihre Handflächen, legte sie gleich noch einmal auf und machte weiter, immer weiter.  
    Es wurde eine lange, aufreibende Nacht. Cynthia blieb an seiner Seite. Nur manchmal ging sie in die Küche, um sich neuen Kaffee zu holen, weil sie sich anders kaum noch wachhalten konnte.  
    Sie hoffte so sehr, dass er durchkam und doch etwas von ihrer Energie auf ihn überging. Irgendwann in den Morgenstunden, noch bevor die Sonne aufging, hatte sie das Gefühl, dass sich sein Zustand stabilisiert hatte, er über dem Berg war, und das löste solch eine Freude und Erleichterung in ihr aus, dass sie erschöpft über ihm zusammensank und weinte. Heiß flossen ihr die Tränen über die Wangen, liefen ihr über Kinn und Hals. Mandrake würde leben! Sie hatte all ihre Kraft aufgebraucht, aber sie war glücklich. So unendlich glücklich. Sein Körper produzierte wieder von allein Wärme, sein Herz schlug regelmäßig, und sein Gesicht wirkte nicht mehr ganz so bleich. Cynthia war so erschöpft, dass sie sich kaum noch bewegen konnte. Ihr fielen immer wieder die Augen zu. Sie konnte sie nicht länger aufhalten. Kurz vor Sonnenaufgang schlief sie schließlich ein und wachte erst mittags wieder auf. Das Zimmer war von Sonnenlicht durchflutet, blendete sie, und Cynthia brauchte eine Weile, ehe sie klar sehen konnte. Ihre Hände tasteten nach seinem Körper, aber Mandrake war fort! Erschrocken riss sie den Kopf hoch.  
    Nur der Blutfleck auf ihrem Teppich war zurückgeblieben. Der Anblick versetzte ihr einen Stich ins Herz. Eilig stürmte sie zu ihrem Balkon, riss die Tür auf und stürzte zu der steinernen Brüstung. Noch immer blendete sie die Sonne so stark, dass sie gezwungen war, ihre Augen zusammenzukneifen. Sie hob beide Hände zum Schutz über die Augen und blickte zu dem Gebäude auf der anderen Straßenseite, in der Hoffnung, auf dem Dachvorsprung ihren geliebten Wasserspeier zu sehen. Aber er war nicht dort. Cynthia taumelte einen Schritt zurück. Bedeutete das, dass sie doch versagt und er sich endgültig aufgelöst hatte? Dass er für immer fort war? Sie seufzte gequält und wollte wieder hineingehen, als ihr der merkwürdige Schatten über sich auffiel. Er hatte die Form eines Dämons.  
    Irritiert drehte sie sich um und blickte zu ihrem Dach hinauf. Und was sie dort sah, versetzte sie in einen Glücksrausch! Direkt über ihr, so greifbar nah, hockte ein Wasserspeier.  
    Cynthia stieß einen leisen Freudenschrei aus, hielt sich die Hände vor den Mund und fing an zu lachen. Aus Erleichterung und Rührung. Mandrake war nicht fort. Er war bei ihr. Ganz nah. Und hoffentlich würde er nun bei ihr bleiben.  
    Noch am selben Tag stattete Cynthia Klara und Nick einen Besuch im Krankenhaus ab. Erstaunlicherweise konnten sich beide nicht an die gestrige Nacht erinnern. Der Schock hatte ihr Gedächtnis buchstäblich gelöscht. Und das war vielleicht auch ganz gut so. Sie glaubten nun an dieselbe Version wie die Polizei.  
    »So etwas kann vorkommen«, sagte der Stationsarzt und untersuchte auch Cynthias Verletzungen. Er befand, dass sie in einem guten Zustand war, wenn auch etwas geschwächt, doch nach dieser Nacht verwunderte es sie nicht im Gerings ten.  
    Leider hatte Nick nicht auch ihren Streit vergessen und nahm ihr ihre Einmischung immer noch übel. Ein wenig konnte sie ihn ja sogar verstehen. Doch sie hatte in bester Absicht gehandelt und sagte ihm offen, dass ihr seine Seele mehr wert war als alles Geld der Welt und sie jederzeit wieder so handeln würde. Ein wenig gerührt schien er dann doch von ihren Worten.  
    »Lass uns die Sache vergessen«, bat sie und zog den Scheck von Hubert Graun aus ihrer Manteltasche. »Ich weiß, dass du jetzt viele Sorgen hast, aber das hier wird sie zumindest ein bisschen mindern.«  
    Nick nahm den Scheck mit überraschtem Gesichtsausdruck entgegen. »Ist das dein Ernst?«, fragte er skeptisch.  
    »Ja, sicher.«  
    »Aber du kannst das doch selbst gut gebrauchen.«  
    »Schon, aber ich komme auch so über die Runden.« Das hatte sie immer irgendwie geschafft. Zumindest in der Beziehung war sie eine Überlebenskünstlerin. Ihr Bruder nickte

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