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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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beobachtete sie Constantin, dessen Miene jedoch undurchdringlich war. »Was ist mit meinem Rückflug? Reicht das zeitlich noch, oder soll ich ihn schon mal umbuchen?«
    »Ich kümmere mich darum, aber lass uns abwarten, was noch geschieht. Das Beste ist, du meldest dich nach dem Interview.«
    Nachdem sie sich verabschiedet hatten, stellte Pauline ihr Telefon auf lautlos und legte es endgültig beiseite. »Tut mir leid, so habe ich mir ein entspanntes Frühstück nicht vorgestellt.«
    »Daran wirst du dich gewöhnen müssen«, sagte er. »Du bist jetzt ein begehrter Star.«
    Mir würde es momentan reichen, wenn du mich begehrst , dachte sie und schlug die Augen nieder, als sie merkte, dass er sie ansah, als habe sie den Gedanken laut ausgesprochen.
    Wieder zurück in London und der beengten WG-Wohnung überkam Pauline mehr als einmal das Gefühl, sie hätte das alles nur geträumt. Den Wettbewerb, Constantins beunruhigenden Vorschlag und die geradezu obszöne Luxuswelt, in die er sie erneut entführt hatte.
    Viel Zeit, darüber nachzudenken, blieb ihr jedoch nicht. Mit Elena Corliss arbeitete sie inzwischen mindestens zweimal pro Woche. Die Agentur hatte weitere Interviews arrangiert, einen Auftritt während einer Literaturpreisverleihung und sogar ein Essen mit dem Generalintendanten des Royal Opera House in Covent Garden. Ihr verpatztes Vorsingen Anfang des Jahres musste ihm entgangen sein.
    Welch ein Glück! , dachte Pauline, als er sie beim Hauptgang im lichten Wintergartenrestaurant, das zum Theater gehörte, sogar bat, ihn Antonio zu nennen.
    »Du weißt, dass wir fünf bis sieben Jahre im Voraus planen. Aber Sänger, bitte entschuldige, wenn ich das sage, sind unberechenbar, und es kann jederzeit jemand ausfallen. Man weiß nie, wie sich eine Stimme verändert. Oft ist sie nicht mehr für die Rolle geeignet, für die sie ursprünglich gedacht war.«
    Pauline wusste das alles, aber aus seinem Mund klang es kalt und furchtbar geschäftsmäßig.
    »Natürlich wünsche ich das keinem Künstler«, sagte er schnell, als habe er bemerkt, wie unangenehm berührt sie war. »Ich will damit nur sagen, dass ich überzeugt davon bin, dass wir bald eine Möglichkeit finden werden, dich an unserem Haus zu engagieren. Es gibt immer einen Weg …« Antonio zwinkerte ihr zu.
    Bisher hatte sie ihn recht charmant gefunden, aber diese Vertraulichkeit verwirrte Pauline, sodass sie selbst während der Heimfahrt in der U-Bahn noch darüber nachdachte.
    Abends war sie mit David und Henry in ihrem Lieblingspub verabredet. Den Fotografen hatte sie schon kurz nach ihrer Rückkehr aus München aus beruflichen Gründen gesehen. Die Agentur hatte neue Pressefotos verlangt, und weil sich Pauline lieber von jemandem fotografieren lassen wollte, der ihre Schokoladenseiten kannte, hatte sie David gebeten, die Aufnahmen zu machen.
    »Du hast mir so oft aus der Patsche geholfen und mir Jobs gegeben, wenn ich wieder mal kein Geld hatte. Dieser wird gut bezahlt, und ich möchte mich revanchieren.«
    »Für dich mache ich das ohne Honorar, Baby«, hatte er versichert, als sie sich nach dem Shooting in seinem Studio gemeinsam die Aufnahmen angesehen hatten.
    Pauline hatte sich rasch weggedreht, als er ihr den Arm um die Taille legen wollte. Dennoch waren Ninas Blicke mörderisch gewesen, und obwohl Pauline später versucht hatte, ihr zu erklären, dass sie mit Constantin sehr glücklich war, war Davids Freundin misstrauisch geblieben.
    Was womöglich auch daran lag, dass die Fotos wirkten, als hätte sich die Kamera in ihr Objekt verliebt. Jedenfalls waren dies Marcellas Worte gewesen, als David ihr die Fotos geschickt hatte. Sie hatte ihm sogar schon Folgeaufträge versprochen.
    Ins White Lion war er heute ohne Nina gekommen und behauptete, sie müsse arbeiten. Er klang nicht, als fehlte sie ihm. An ihrer Stelle hatte er einen schlaksigen Jungen mitgebracht. »Abayomi bedeutet aufNigerianisch Glücksbringer. Der perfekte Name für einen Assistenten«, witzelte er.
    Abayomi verdrehte die Augen. »Den Witz habe ich ja noch nie gehört.«
    Pauline lachte und winkte Henry zu, die sich mit ein paar anderen Bekannten zu ihnen gesellte. David berichtete ihnen in allen Einzelheiten von Paulines Auftritt während der Abschlussgala des Wettbewerbs – ganz so, als wäre er selbst dabei gewesen. Henry grinste, kommentierte seine Übertreibungen aber nicht.
    »Ich hole dann mal die Drinks.« Pauline war all das Gerede peinlich, und sie stand auf, um die erste

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