Gib mir deine Seele
eines solltest du wissen. Wenn du dich einmal für diesen Weg entschieden hast, gibt es kein Zurück.«
»Niemals?«, fragte sie erschrocken.
»Nein. Man könnte es mit der Büchse der Pandora vergleichen.«
»Kam da nicht nur Furchtbares heraus? Das klingt unheimlich, fast nach einem Fluch.«
»So ist es nicht gemeint. Man kann diese Geschichte auch positiv sehen: Es gibt Erkenntnisse, die unser Leben auf eine Weise beeinflussen, dass es nie mehr so sein wird wie zuvor.«
Nachdenklich sah sie ihn an. »Du meinst, das Leben hat keinen Reset-Knopf.«
»Ja, vielleicht.« Ein kleines Lächeln tanzte auf seinen Lippen. »Ich versichere dir, sobald du deine Gelüste erst einmal kennst, verlangt es dich danach, sie zu befriedigen. Das endet nicht einfach mit irgendeiner Liaison.« Constantin schien in sie hineinsehen zu können, er lehnte sich vor. »Keine Sorge, mir versprächest du dich vorerst nur bis zum Jahrestag unserer ersten Begegnung. Danach wird man sehen …« Das Lächeln verschwand. »Wir können über alles reden, dieser Punkt aber ist absolut und nicht verhandelbar.«
Ohne lange zu überlegen, sagte sie: »Einverstanden, ich werde darüber nachdenken.« Was er vorher gesagt hatte, stimmte: Sie liebte die Gefahr. Pauline fühlte sich, als hätte sie soeben einen Pakt mit Luzifer geschlossen. Dabei hatte sie noch nicht einmal zugesagt.
Wahrscheinlich ahnte er, wie ihr zumute war, denn nun stand Constantin auf und reichte ihr seine Hand. »Würdest du mir die Freude bereiten, die Nacht mit mir zu verbringen?«
» Oui, Monsieur. Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.«
»Wir werden sehen.« Damit begleitete er sie aus der Bar.
11 München und London – Die Entscheidung
Am folgenden Morgen schlug Constantin vor, in der Suite zu frühstücken, und Pauline war ihm dankbar dafür. Sie fühlte sich noch nicht bereit, der Welt zu begegnen.
Vor dem verglasten Essbereich lag eine große Terrasse, und während ein Butler den Tisch deckte, erklärte Constantin ihr einzelne Gebäude der Stadt. »Da unten befindet sich übrigens das berühmte Hofbräuhaus.«
»Ach, nein«, sagte sie lachend, als er erwähnte, dass man auch dort hätte einkehren können. »Bier und Weißwurst sind nichts für mich, schon gar nicht am frühen Morgen.«
»Es ist elf Uhr. Wir kämen ohnedies zu spät für einen zünftigen Frühschoppen.«
»Prima. Dann lass uns hierbleiben. Es ist sowieso ökonomischer.«
»Wie das?«
»Na ja, wenn man eine solche Suite mietet, sollte man sie auch genießen. Oder ist es eine deiner Dauerunterkünfte?«
Er lachte. »Nein, das wäre Verschwendung. So oft bin ich nicht in dieser Stadt.«
»Du scheinst dich aber gut auszukennen.« Sie dachte an seine Erklärungen.
»Stimmt. Früher hatte ich geschäftlich häufiger hier zu tun.«
Kaum hatten sie sich hingesetzt, klingelte ihr Handy.
»Henry, du bist’s! Tut mir leid, dass ich so einfach verschwunden bin …«
Doch die Freundin unterbrach ihre Entschuldigung. »Schon gut! War ja nicht zu übersehen, dass du dich über sein Auftauchen gefreut hast.«
»Stimmt«, gab sie kleinlaut zu.
»Ist nicht schlimm«, sagte Henry, und schon erzählte sie aufgeregt, dass sie mit Nicholas zum Starnberger See unterwegs sei. »Meine Eltern werden am Boden zerstört sein. Alle dachten, ich hätte das Zeug dazu, in Omas Fußstapfen zu treten. Aber nachdem ich bei dir gehört habe, wie eine wirklich große Stimme klingen muss, weiß ich endgültig, dass dies nicht mein Weg ist.«
»Das macht mir ein schlechtes Gewissen«, warf Pauline leise ein.
»Ach was! Je länger ich Kostümdesign studiere, desto sicherer bin ich mir. Ich hätte es ihnen schon viel früher sagen sollen. Sie werden es verkraften. Bleib brav, bis wir uns wiedersehen, okay?«
Erleichtert versprach ihr Pauline, sich zumindest zu bemühen.
Als sie gerade in ihr Brötchen beißen wollte, rief David an. »Ich bin in Wien und habe mir gestern die gesamte Show reingezogen. Du warst göttlich. Wie lange bleibst du noch? Morgen bin ich hier fertig und habe dann einen Job in München. Wir könnten uns also sehen.«
»David, mein Flug geht heute Abend. Tut mir leid. Melde dich doch einfach, wenn du wieder in London bist. Dann treffen wir uns im White Lion, einverstanden?«
Früher hatten sie sich auch meistens im Pub oder zufällig auf der Straße getroffen. Obwohl David zunächst ein wenig enttäuscht klang, stimmte er schließlich zu, wünschte ihr eine gute Heimreise und legte auf.
Auch
Weitere Kostenlose Bücher