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Gib mir mehr - Scharfe Stories

Gib mir mehr - Scharfe Stories

Titel: Gib mir mehr - Scharfe Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Mueller
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Wenn die anderen Zigeuner hier gewesen wären, wäre es einfacher gewesen. Seufzend fuhr er dem anderen Mann mit der Hand über die Wange. Dann ließ er sie wieder sinken. Dieser Wahnsinn musste sowieso endlich ein Ende haben.
    Erschreckt stellte er fest, dass Doyle die Augen aufgeschlagen hatte. Brodie setzte sich auf die Bettkante. »Wie geht es dir?«
    »Mir tut der Kopf weh.«
    »Du hast ihn dir aufgeschlagen, als wir...« Seine Stimme bebte, und er stand auf. »Möchtest du etwas trinken?«
    Doyle nickte leicht, was ihm offensichtlich schwer fiel. Er stöhnte leise, als Brodie sich neben das Bett kniete und ihm half, sich ein wenig aufzurichten, damit er einen Schluck Wasser aus einer angeschlagenen Porzellantasse trinken konnte. Als er wieder in den Kissen lag, hob er die Hand an den Kopf und betastete vorsichtig die Beule auf der Stirn. »Hast du die Wunde gesäubert?«
    »Hmm. Ich habe eigentlich erwartet, dass die anderen auch hier wären.«

    »Und du wolltest mich bei ihnen lassen?«
    »Ich hielt es für eine gute Idee.«
    »Ja.« Doyle schloss die Augen und öffnete sie wieder. »Danke.«
    »Bitte.« Brodie hätte fast laut aufgelacht. So höflich war der Zigeuner noch nie gewesen.
    »Warum lachst du?« Die Stimme klang dünn, als schmerzte ihn die Stimme selbst bei leisem Sprechen.
    »Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken, schließlich habe ich dich ja so zugerichtet.«
    »Du hättest mich ja auch liegen lassen können.«
    Brodie sagte ihm nicht, dass er das beinahe getan hätte. »Ich glaube, deinen Tod hätte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können.«
    »Du bist doch ein Lord. Du hast gar kein Gewissen.«
    »Ach nein?«
    »Es kommt mir unwahrscheinlich vor.« Doyle legte den Kopf schräg, um Brodie anzublicken. Dann schloss er erneut die Augen. Er war drauf und dran, wieder einzuschlafen. »Hast du mich gefickt, nachdem wir gekämpft haben?«
    Brodie schluckte verblüfft. »Nein.«
    »Das habe ich mich gefragt.« Doyle leckte sich über die Lippen. »Ich wollte dich auch. Das war immer schon so, und wird wohl auch so bleiben.«
    Himmel! Brodie hatte das Gefühl, als hätte man ihm das Herz aus der Brust gerissen und ihm noch pochend in den Hals geschoben. »Aber...« Ihm fehlten die Worte. Warum hatten sie sich dann eigentlich geprügelt? »Warum …«
    Aber der Mann im Bett schlief bereits.

    Brodie holte tief Luft. Er war kreidebleich. Doyle hatte ihn begehrt. Begehrte ihn. Ach, es machte alles nur noch schlimmer.
    Er stand auf und trat nach draußen. Dort sank er aufs Gras neben der Treppe und starrte blicklos in die Bäume. Er merkte nicht, dass ihm die Sonne das Gesicht wärmte, er konnte an nichts anderes denken, als dass er den Mann im Wohnwagen liebte und von ihm wiedergeliebt wurde.
    Was hatte sein Vater über Niedriggestellte gesagt? Fick sie, bezahl sie, und schick sie weg. Das Problem war nur, dass er es dieses Mal nicht wollte. Mit diesem Mann nie wieder. Mit einem Mann, der höchstwahrscheinlich ein Dieb war, unbestreitbar unmoralisch und nach allem, was Brodie wusste, eine Hure. Und hinzu kam noch sein unpassendes Geschlecht.
    Hölle und Verdammnis! Brodie erschauerte trotz der Wärme und verfluchte sich und den Zigeuner.
    Ganz langsam erhob er sich und ging wieder die Holztreppe hinauf. Wie ein Verurteilter stieß er die Tür auf und starrte hilflos auf die schlafende Gestalt im Bett. Als er eintrat, öffnete der Zigeuner die Augen und lächelte ihn an.
    »Du wirst schon sehen, ich bin in null Komma nichts wieder auf den Beinen.«
    Brodie räusperte sich. »Du brauchst Ruhe.« Er fand, er klang relativ normal.
    »Ja, und dann sehen wir weiter.« Doyle wirkte glücklich.
    »Ja«, erwiderte Brodie, und der Zigeuner schlief wieder ein.
    Brodie holte tief Luft und wich ein paar Schritte zurück.
Mehr zu sich selber flüsterte er: »Ich würde dich ja mitnehmen, aber ich kann dich nicht zerstören, und das würde ich tun. Diese engstirnigen Bastarde, die sich meine Freunde nennen, würden dich in Stücke reißen, von den Dienstboten ganz zu schweigen...« Mit schmerzerfülltem Gesicht brach er ab. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Er pfiff leise nach Bess, zog den Sattelgurt fest und saß auf. Als ob alle Teufel der Welt hinter ihm her wären, galoppierte er über den Hügel zu seinem prächtigen Haus. Er ritt in die Einsamkeit, und es tat so weh wie noch nie etwas zuvor.
     
    Es gibt viele Wege, sich selbst zu zerstören, und

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