Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
Kälteeinbruch. So wurde dasnie was mit dem zweiten Kind. »Schon gut«, beschwichtigte sie ihn. »Lass uns hochgehen. War ein langer Tag.«
Ohne ein Wort betraten sie das Haus, ohne ein Wort fuhren sie mit dem Lift ins oberste Geschoss, und genauso stumm betraten sie die Wohnung.
Unwillkürlich lauschte Anne in Richtung Kinderzimmer, bis ihr einfiel, dass Lars ja bei ihren Schwiegereltern schlief. Das war die Chance, und sie würde sie nutzen. Was denn sonst? Heute würde sie sich nur eine Katzenwäsche genehmigen. Und dann – ja, was dann?
Joachim schleuderte seine Schuhe von den Füßen und marschierte auf Socken ins Wohnzimmer. Ächzend sank er auf die Couch und stellte den Fernseher an. Anne schaute auf die Uhr. Viertel vor eins.
»Du willst noch fernsehen?«, fragte sie enttäuscht. »Jetzt läuft doch nur noch sinnfreies Zeugs.«
»Das tue ich, damit mein Gehirn nicht die Energie verbraucht, die mein Körper für die Verdauung des Abendessens benötigt«, erläuterte Joachim. »Sechs Gänge, das hat mich gekillt. Die olle Huber hat wie ein Polizist aufgepasst, ob alle ihren Teller leer essen.«
Er lockerte seinen Schlips und öffnete den Gürtel. Breitbeinig saß er da, ein Bild träger Zufriedenheit. Von dem eleganten Charmeur war nichts mehr übrig geblieben. Anne zerbröselte innerlich. Wie sollte sie dieses antriebsschwache Exemplar Mann bloß auf Touren bringen?
»Setz dich doch zu mir«, sagte er und klopfte auf den freien Platz neben sich.
Anne hatte mittlerweile andere Pläne. »Sekunde, bin gleich wieder da!«
In Windeseile lief sie ins Schlafzimmer und kramte in ihrer Wäscheschublade. Es musste doch irgendwas darin geben, das einen Mann antörnte. Nach einigem Suchen fand sie einen durchsichtigen schwarzen Spitzenbody. Jemand hatte ihr das Teil zur Hochzeit geschenkt. Gut möglich, dass Tess es gewesen war. Der Body war noch ungetragen. Anne bevorzugte kochfeste Baumwollschlüpfer und praktische Sport-BHs. Sie konnte nur beten, dass dieses hocherotische Wäschestück nach der Schwangerschaft und ein paar Kilo Stressspeck überhaupt noch passte.
Eine Minute später stand sie vor dem Badezimmerspiegel. Skeptisch begutachtete sie sich. Wenn sie ehrlich war, sah sie aus wie eine Weißwurst in einer Spitzen-Pelle. Aber es war den Versuch wert. Eilig warf sie ihren Bademantel über und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
Mit schweren Lidern sah Joachim sie an. »Du bist schon bettfertig?«
Anne hätte es anders genannt. »Hmja.«
Wie verführe ich meinen Mann?, schoss es ihr durch den Kopf. Sie war aufgeregt wie ein Teenager vor dem ersten Mal. Wie hatte es nur soweit kommen können? Dass sie Lampenfieber hatte? Bei ihrem eigenen Mann?
Mit schnellen Schritten ging sie zur Couch und schmiegte sich an Joachim. Er roch gut. Vertraut. Ein undefinierbares Gemisch aus Rasierwasser, Mann und eben Joachim. Von Anfang an hatte sein Duft sie fasziniert. Wie absichtslos legte sie einen Arm um ihn und presste sich etwas enger an seinen Körper.
Gib Gas!, sprach sie sich Mut zu. Worauf wartest du noch? Auf den magischen Funken, der Joachim in einen feurigen Lover verwandelt? Da kannst du lange warten.
Nein, sie musste die Initiative ergreifen. Mit den Fingerspitzen ihrer rechten Hand glitt sie in Joachims Hemdkragen und kraulte zart seinen Nacken. Keine Reaktion. Sie holte die Hand wieder heraus und streichelte seinen Rücken.
»Guck doch, wieder ein Flugzeugabsturz«, sagte er und deutete auf den Fernseher. »Fünfzehn Tote. Was für ein Drama.«
Auch Anne erlebte gerade ein Drama. Alles in ihr sehnte sich nach einer leidenschaftlichen Umarmung. Und was machte ihr Kerl? Fläzte satt wie eine Made auf der Couch, fand Flugzeugabstürze spannender als seine Frau und bemerkte nicht, wie viel Mühe sie sich gab. Dieser sexy Schnepfe Charlotte Stark wäre das bestimmt nicht passiert.
Nur nicht aufgeben, befahl ihr innerer Coach. Er ist ein Mann. Männer stehen auf simple Reize. Was sagte Tess noch immer? Wenn du eine Frau antörnen willst, sitzt du in einem Flugzeugcockpit mit tausend Hebeln und Schaltern. Beim Mann musst du nur genau eine Taste drücken. Ist so einfach wie Licht anknipsen.
Unauffällig zog sie ihren Bademantel etwas auseinander, sodass ein paar Zentimeter schwarzer Spitze zum Vorschein kamen. Doch Joachim hatte nur Augen und Ohren für den Fernseher. »Hast du das gehört? Der Pilot war betrunken! Herrschaftszeiten, wenn ich so was sehe, steige ich in keinen Flieger mehr!«
Anne
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