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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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wurde verwegener und tat Dinge, die man definitiv nicht im Mädchenpensionat lernte. Und das alles im Schein ihrer Nachttischlampe, die leise klirrend wackelte, bis Joachim nach seinem letzten Seufzer wie tot auf ihrem Rücken liegen blieb. Dann war Ruhe.
    Am nächsten Morgen fühlte sich Anne, als hätte sie die ganze Nacht Steine geschleppt. Ja, sie war unendlich glücklich, aber auch ziemlich erledigt. Sie dehnte sich wie ein Kätzchen, reckte ihre Glieder und stellte fest, dass sie ein paar blaue Flecken hatte. Für Anne waren es Orden ihrer neuen Weiblichkeit. Ihr Mann begehrte sie wieder!
    Das Kopfkissen neben ihr war leer. Nur eine Moosrose lag darauf.
    Der Wecker zeigte acht Uhr. Offenbar war Joachim schon gegangen. Joachim … Wie sie ihn liebte. Sowieso. Und für die Art und Weise, wie er diesen völlig vergurkten Abend in eine rauschende Nacht verwandelt hatte. Es war wie ein Wunder. Sie hatte sich schon mit Lars und einem Koffer vor der Tür ihrer Mutter gesehen, mit Schimpf und Schande aus dem Haus verjagt. Stattdessen hatten sie sich geliebt. So exzessiv, dass sie Mühe hatte, ihre zitternden Beine aus dem Bett zu hieven.
    Auf ihrem Handy fand sie eine SMS: Danke für die wunderbare Nacht. Dein J.
    DU warst wunderbar , smste sie zurück.
    Sie duschte und zog ein bunt gemustertes Kleid an, das sie sonst nur im Sommer trug. Doch es passte zu ihren Frühlingsgefühlen. Sie fühlte sich hundert Prozent als Frau, und das sollte man sehen.
    Leise vor sich hin pfeifend, eine Kunst, die sie nicht wirklich beherrschte, füllte sie eine Gießkanne mit Wasser und goss die Blumen auf der Dachterrasse. An den Blütenknospen sah man schon die bunten Spitzen. Rot beim Oleander, blau bei den Hortensien.
    Bald würde die Dachterrasse ein Blumenmeer sein. Dann würde sie sich endlich wieder in den Liegestuhl fläzen. Man könnte auch Sex auf dem Balkon inszenieren, überlegte Anne. Joachim mit Handschellen an die Dachrinne fesseln zum Beispiel.
    Beflügelt rief sie Tess an und erzählte ihr alles. Wirklich alles. Tess war völlig aus dem Häuschen. »Echt jetzt? Ist ja irre! Gratulation, Schnecke!«, brüllte sie ins Telefon.
    Anne sonnte sich in ihrem Glück. Dann fragte sie nach,wie es Tess ergangen war. Sofort klang die Stimme ihrer Freundin etwas matter.
    »Naja, auch bei uns hat es gefunkt. Ich wäre froh, wenn mir das etwas bedeuten würde. War nämlich nur ein Tischfeuerwerk, verglichen mit dem, was du erzählst.«
    »Tut mir leid«, sagte Anne. »Was willst du jetzt tun?«
    »Weiterexperimentieren«, antwortete Tess. »Lunch um eins?«
    ***
    Beschwingt öffnete Anne die Tür zur Arztpraxis. Sie hatte die ganze Autofahrt über mit laut aufgedrehter Musik und voll runtergedrehten Scheiben vor sich hin geträllert. Wie unfassbar gut sie sich fühlte! Dass sie in der Eile weder zum Frühstücken noch zu einer ausgedehnten Verschönerungsaktion gekommen war, machte ihr überhaupt nichts aus.
    Ihre Augen strahlten, ihre Bewegungen waren geschmeidig, duftig umwehte sie die bemerkenswert gut erhaltene Lockenpracht aus der Hand ihres begabten Friseurs. Das Glücksgefühl strömte ihr aus jeder Pore.
    Als sie den Empfangsraum betrat, blieb sie abrupt stehen. Es war ein unheilvolles Bild, das sich ihr bot. Vor dem Empfangstresen warteten zwei Männer, die sie kannte. Und die, soweit sie es beurteilen konnte, nicht wegen erektiler Dysfunktion hier waren. Ihr Magen vollführte eine Pirouette. O, nee! Einen kleinen Moment lang hoffte sie, dass ihre überreizten Nerven ihr einen Streich spielten. Sie kniff die Augen zusammen. Doch es handelte sich um keine Halluzination.
    Beide Männer hielten einen Blumenstrauß in der Hand. Das war aber auch schon so ziemlich das Einzige, was sie gemeinsamhatten. Der eine war schlank, in einen eleganten dunklen Nadelstreifenanzug gekleidet und hatte leicht verstrubbeltes Blondhaar. Der andere trug eine Baggy Pants, ein schwarzes T-Shirt mit Totenkopf-Aufdruck und bestand praktisch nur aus Muskeln.
    »Hallo, äh, guten Morgen«, sagte Anne mit belegter Stimme.
    Was zum Teufel machte Marc hier? Und wieso war Joachim nicht in der Kanzlei?
    »Hallo, schöne Frau«, grinste Marc. »Wie’s aussieht, bin ich nicht dein einziger Verehrer. Oder hast du heute Geburtstag?«
    »Verehrer?« Joachim drückte seinen Rücken durch. »Ich bin ihr Mann!«
    »Ach so.«
    Marc schien das nicht sonderlich zu beeindrucken. Er musterte Joachim von oben bis unten mit einem Gesichtsausdruck, als wollte er sagen:

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