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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Berg
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so ein Hochzeitsgeschenk, das nie zum Einsatz gekommen war. Der Farbton harmonierte perfekt mit ihrer roten Korsage. Zum Schluss versprühte sie einen schweren, süßen Duft auf dem Laken. Danach roch es im Schlafzimmer wie in einem Bordell.
    Halb sieben. Annes Magen fuhr Achterbahn. Den ganzen Tag hatte sie nichts essen können. Auch jetzt hatte sie überhaupt keinen Hunger. Ob sie vielleicht schon mal den Champagner probieren sollte?
    Zehn Minuten später saß sie fertig angezogen – naja, wohl eher: fertig ausgezogen – auf der Couch und prostete sich selbst zu.
    »Viel Glück«, ermutigte sie sich. »Das wird ein lustvoller Abend!«
    Um viertel nach sieben trank sie das zweite Glas. Wo Joachim nur blieb? Sonst rief er immer an, wenn es später wurde. Komisch. Er wird schon noch kommen, beruhigte sie sich. Vorfreude ist die schönste Freude.
    Um halb neun war die Champagnerflasche leer, Anne beschwipst und ihr Gatte immer noch nicht da. Schwankend tanzte sie eine Kuschelrock-Nummer nach der anderen ab, ein großes Sofakissen an sich gepresst. Die Musik schwappte wie Meereswellen durch ihr Hirn.
    »How deep is your love«, sang Anne, obwohl Singen nicht gerade zu ihren Stärken gehörte.
    Es war ein heißer Sommer gewesen damals, der Sommer ihrer jungen Liebe. Händchenhalten im Park. Erste, ziemlich unbequeme Annäherungsversuche auf dem Rücksitz ihres Minis. Große Liebes-Premiere mit lauwarmem Bier in der Junggesellenbude von Joachim. Er war so zärtlich gewesen. So leidenschaftlich. So VERRÜCKT nach ihr.
    Anne trank selten Alkohol, weil sie nichts vertrug. Eigenartig, wie ihre Haut prickelte. Eigenartig und sehr, sehr angenehm. Dass ihr etwas schwindelig war – was machte das schon? Joachim würde entzückt sein, seine Frau in bester Stimmung anzutreffen.
    Um neun probierte sie den Rotwein, den sie zu den Steaks ausgesucht hatte. Nicht übel. Ein weiteres Glas konnte sicherlich nicht schaden, es gab ja noch eine zweite Flasche. Umkurz vor zehn, Anne hatte gerade die leere Rotweinflasche im Mülleimer versenkt, wurde ein Schlüssel ins Schloss der Haustür gesteckt. Auf dieses Geräusch hatte sie gewartet! Je-hetzt!, frohlockte sie. Jetzt geht es wirklich lo-hoos!
    Sie tänzelte zur Tür, die sich in dem Moment öffnete, als sie eine kleine Stolpereinlage vollführte und wild mit den Armen rudernd versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten.
    »Was ist denn hier los?«
    Völlig entgeistert starrte Joachim das leichtbekleidete Wesen an, das auf ihn zu torkelte und sich juchzend in seine Arme warf. Wie von Sinnen bedeckte es seinen weißen Hemdkragen mit Lippenstiftküssen.
    »Ha-halllo, Liiiebllling!«, lallte Anne.
    In diesem Augenblick entdeckte sie Hermann Huber und Klaus von Bernstorff, die hinter Joachim standen und mit weit aufgerissenen Augen die Bescherung begutachteten.
    ***
    Ein markerschütternder Schrei durchschnitt die Luft. Panisch machte sich Anne von Joachim los, drehte sich um und rannte ins Schlafzimmer, so schnell ihre Füße sie trugen. Mit High Heels und einem kräftigen Schwips keine Kleinigkeit. O nein, o nein, o nein, wimmerte es in ihr. Wieso hat Joachim die Knallköpfe von der Kanzlei mitgebracht?
    Sie sah in den goldgerahmten Spiegel, der im Schlafzimmer neben der Tür hing. Wie sie aussah!
    »Dein Platz ist in der Restmülltonne!«, herrschte sie ihr Spiegelbild an. »Und mach bitte den Deckel zu, wenn du drin bist!«
    Sie schämte sich in Grund und Boden. Was für ein grauenvolles Schauspiel hatte sie da geboten! In Korsage und Strapsen! Zugeschüttet und abgewrackt! Und das, wo Joachims Beförderung kurz bevorstand!
    Nie wieder konnte sie Huber und von Bernstorff unter die Augen treten. Sie war eben keine Frau, mit der man repräsentieren konnte, da hatte Mutti Recht. Anne konnte nur beten, dass Joachim nicht auf der Stelle seine gestrenge Frau Mama anrief und von ihrer neuesten Entgleisung berichtete.
    Zerknirscht sank sie aufs Bett. Hätte sie ihn doch bloß vorgewarnt, hätte sie doch bloß – nein, das Leben war kein Film. Wenn was schiefgegangen war, konnte man keine neue Version drehen.
    Ihr Blick fiel auf die schwarze Tüte aus dem Sexshop, die auf ihrem Nachtschrank lag. Schnell stopfte sie ihre Einkäufe in die Schublade. Es reichte schon, dass Joachim sie in diesem Aufzug gesehen hatte. Wenn er auch noch Handschellen und einen Gummiknebel aus der Hardcore-Abteilung im Schlafzimmer fand, war alles aus.
    Aus dem Wohnzimmer hörte sie erregte Männerstimmen. Offenbar
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