Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
Sorry, Junge, für einen wie mich bist du halbe Portion keine Konkurrenz. Dann ging er auf Anne zu und hielt ihr seinen Strauß roter Rosen hin. Sie war sprachlos. Und dämlicherweise so verdattert, dass sie die Rosen entgegennahm.
»Man sieht sich«, sagte Marc lässig. Damit trat er den Rückzug an.
»Wer? War? Das?« Joachims Miene verhieß nichts Gutes.
»Ich, naja, kenne ihn eigentlich gar nicht.«
»Ist schon klar«, höhnte Joachim. »Ein Mann, den du eigentlich gar nicht kennst , kreuzt hier mit roten Rosen auf. Hältst du mich für verblödet?«
Er starrte auf seinen Strauß. Ebenfalls rote Rosen. Achtlos legte er sie auf den Empfangstresen.
»Wenn du mir irgendwas zu sagen hast, beeil dich damit«, stieß er bitter hervor. »Oder habe ich diesem widerlichen Kerl zu verdanken, dass du neuerdings in Strapsen rumläufst?«
»Nein!«, rief Anne entsetzt.
»Frau Westheimer? Könnten sie bitte mal kurz kommen?«
Es war Doktor Arensons Stimme, die aus dem Behandlungszimmer erklang.
Noch immer stand Joachim vor Anne, mit verschattetem Blick, den Kopf wie ein angreifender Stier gesenkt. Anne konnte nicht anders, sie musste eine Notlüge erfinden. Die Wahrheit war zu abgefahren, die glaubte Joachim ihr garantiert nicht – dass ein Mann, der sie nur genau einmal gesehen und mit dem sie kaum drei Sätze gewechselt hatte, den Rosenkavalier aufs Parkett legte.
Sie dämpfte ihre Stimme zu einem vertraulichen Raunen. »Der Typ war der Freund von Doktor Arenson. Du weißt doch, er steht auf Männer.« Sie zwinkerte Joachim zu. »Auch Homosexuelle brauchen Frauen in ihrem Leben. Aber nur zum Reden. Du musst dich also gar nicht aufregen, von dem droht keine Gefahr.«
»Frau Westheimer?«
»Komme gleich!«, rief Anne.
Sie hauchte Joachim einen Kuss auf die zum Strich verzerrten Lippen. Fuhr ihm mit beiden Händen durchs Haar. Atmete seinen Duft ein.
»Also schön.« Joachim entspannte sich ein wenig. »Dann sehen wir uns heute Abend.«
Er streichelte Annes Wange, wie sie aufatmend registrierte. Himmel, war das knapp gewesen! Um Haaresbreite war sie aneinem Desaster entlang geschrammt. Wütend bedachte sie Tess mit äußerst unfreundlichen Gedanken. Denn es konnte ja wohl nur eine geben, die Marc verraten hatte, wo Anne arbeitete. Wäre Tess nicht ihre beste Freundin, hätte Anne sie jetzt in die Miststück-Abteilung einsortiert.
»Wir holen das Candle-Light-Dinner nach, abgemacht?«, flötete sie. »Es gibt extra dicke Filetsteaks! Und einen hervorragenden Rotwein!«
Damit war Joachim endgültig von seinem Nebenbuhler abgelenkt. Er küsste Anne auf die Nasenspitze und umfasste ihre Taille. Oder vielmehr das, was bei ihr davon übrig geblieben war.
»Großartig«, raunte er. »Einen schönen Tag, mein Schatz.«
»Augenblick noch, Doktor Arenson!«, rief Anne.
Ihr war nämlich etwas eingefallen. Eine Frage, die sie im Taumel nachglühender Lust bisher verdrängt hatte, die jetzt aber mit aller Deutlichkeit in ihr Bewusstsein sickerte.
»Was ist mit Huber und von Bernstorff? Bin ich bei denen jetzt unten durch?«
Joachim lächelte durchtrieben. »Ganz im Gegenteil. Ich meine, du warst zwar ziemlich beschickert, aber sie fanden es Hammer, dass meine Frau mich in Strapsen empfängt. Haben mich sogar beglückwünscht! Ich sei ein toller Kerl und du eine Wahnsinnsfrau.«
Männer! Anne war vollkommen perplex. Dennoch mischte sich Scham in ihre Erleichterung. Sie wäre den honorigen Herren lieber in einem anständigen Kleid in Erinnerung geblieben, nicht mit einem Dekolleté nach dem Motto: Alles muss raus.
»Ich sollte jetzt zu Doktor Arenson gehen«, flüsterte sie.
»Sicher. Ich muss auch weg, in die Kanzlei.« Joachim küsste sie ein letztes Mal, dann verschwand er Richtung Ausgang.
»Dein Mann?«, fragte Leila.
Anne fuhr herum. Hatte Leila etwa alles mit angehört?
»Ja, das war Joachim«, sagte sie lahm.
»Und der andere? Dieser Knaller von Typ? Was will der von dir?«
Anne war der vibrierende Unterton in Leilas Stimme nicht entgangen. »Du kannst ihn haben. Würdest mir sogar einen Gefallen tun.«
»Nee, ich hab doch einen Freund. Aber ein Sahneschnittchen ist der Typ schon. Sollte man mal ausprobieren.«
»Sorry, der Doc will mich sprechen«, beendete Anne das Gespräch, bevor sie noch etwas Verfängliches sagte.
Sie klemmte das iPad, auf dem sie sich ihre Notizen machte, unter den Arm und marschierte geradewegs zum Behandlungszimmer.
»Was war denn los vorn beim Empfang?«, fragte Doktor
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