Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
»Playland Club« begleitet hatte. Heute trug er statt Ledertanga und Netzhemd einen Latexanzug, der nur sein sehenswertes Hinterteil freiließ. Perfekte Apfelhälften, gut durchtrainiert und sanft gebräunt. Um die Hüften hatte er ein Seil geschlungen.
»Magnus!« Die Stimme von Ramon nahm einen schnarrenden Befehlston an. »Geleite die beiden Damen zu ihrem Platz.«
Das Geraune schwoll an. Alle starrten auf Anne und Tess, die ihrem Gebieter verzückte Blicke zuwarf. Magnus nahm Tess den Mantel ab, was sie ohne Widerstand geschehen ließ. Nun stand sie in nichts als ihrer Lederkorsage, dem Slip und den halterlosen Strümpfen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Als Magnus auch Anne den Mantel ausziehen wollte, gab sie ihm einen kleinen Klaps auf seinen Apfelpo.
»Finger weg!« Sie trat einen Schritt zurück.
Bedauernd hob er die Achseln. »Wie du willst.«
Magnus nahm Tess bei der Hand und führte sie in die Mitte des Menschenkreises. Annes Freundin schien wie in Trance zu sein, willenlos, mit gebeugtem Nacken. Das Stimmengewirr erstarb. Eine unerträgliche Spannung lag im Raum.
»Auf die Knie!«, ordnete der Fürst der Finsternis donnernd an.
Gehorsam sank Tess zu Boden, auf ein kleines rotes Samtkissen, das Magnus ihr hingelegt hatte. Dann wickelte er sichdas Seil von seinen Hüften und begann, die Hände von Tess auf den Rücken zu fesseln.
Anne hatte einen Kloß in der Kehle. Unwillkürlich ballte sie die Fäuste in den Taschen ihres Trenchcoats. Was hatten die vor? Wenn Tess auch nur ein Haar gekrümmt wurde, konnten die was erleben. Sie würde kämpfen wie eine Löwin. Aber wie sollte sie es mit den vielen Menschen hier aufnehmen?
Aus ihrer Handtasche ertönte ein schwacher Fanfarenstoß. Verstohlen schmuggelte sich Anne weiter nach hinten, bis zur Wand des Ballsaals, und holte mit fliegenden Fingern ihr Handy heraus.
Hallo, schöne Frau , las sie auf dem Display. Immer noch standhaft?
Marc! Der Muskelmann! Der Tiger auf dem Sprung!
Ja, sie musste ihn auf Abstand halten. Nein, sie durfte ihm nicht antworten. Und beides war jetzt so was von egal!
SOS Ich brauche dringend deine Hilfe , smste sie zurück und tippte die Adresse der Villa ein.
Keine weiteren Erklärungen. Sie schickte die SMS ab und wartete, bis der erlösende Fanfarenstoß erklang.
Komme sofort! Bin in zwanzig Minuten da!
Anne atmete auf. Andererseits – zwanzig Minuten waren eine Ewigkeit. Wer konnte schon wissen, was bis dahin passierte?
Währenddessen war die Große Zeremonie in vollem Gange. Ein Gast nach dem anderen defilierte an Tess vorbei, die mit geneigtem Kopf auf dem Samtkissen kniete. Jeder gab ihr einen kleinen Schlag, strich ihr über den Rücken oder berührte ihre Schulter. Unbeweglich ließ sie es über sich ergehen, immernoch wie in Trance. Tess musste komplett den Verstand verloren haben.
Mit vor Anspannung zusammengekniffenen Pobacken zog Anne ihren Mantel aus, hängte ihn über einen verschnörkelten Stuhl und reihte sich in das Defilee ein. Als sie bei Tess angekommen war, beugte sie sich zu ihr hinunter.
»Du musst diesen Mist nicht mitmachen«, presste sie leise hervor. »Ich bin da, wenn du mich brauchst!«
Tess zeigte keinerlei Regung, sah nicht einmal zu Anne auf. Es war zum Verrücktwerden! Unverrichteter Dinge machte Anne dem Nächsten in der Prozession Platz. Es war ein älterer Herr. Auf seinem fast kahlen Kopf sprossen ein paar Fusselhaare.
Wie zur Salzsäule erstarrt blieb Anne stehen. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! War das zu fassen? In Lederjäckchen und Smokinghose, mit leicht verrutschter Augenmaske, stand Klaus von Bernstorff vor ihr und deutete eine galante Verbeugung an.
»Guten Abend, gnädige Frau. Ich habe Sie schon von Weitem gesehen. Meine Gratulation. Wie erfreulich, dass wir unsere extravaganten Leidenschaften teilen.«
Anne entgleisten die Gesichtszüge. Erfreulich nannte er das? Und überhaupt, es war doch wohl der Irrsinn hoch zehn, dass dieser seriöse ältere Herr hier den Sadomaso-Kasper gab! Der honorige Seniorpartner einer angesehenen Kanzlei! Ausgerechnet er entpuppte sich als Fan von Fesselpartys? Wenigstens wusste Anne jetzt, wofür er so dringend sein Viagra brauchte.
»Sie täuschen sich in mir«, wisperte sie. »Und zwar gewaltig.«
Klaus von Bernstorff grinste komplizenhaft. »Keine Sorge, von mir erfährt niemand etwas. Ich bin ein Ehrenmann.«
Ein Ehrenmann? Darunter stellte sich Anne nun wirklich etwas anderes vor. Wortlos nickte sie ihm zu und zog sich auf
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