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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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Tess rieb sich das Knie, das während der Rutschaktion offenbar etwas abbekommen hatte.
    »Schätze, ein Geheimgang, oder vielmehr eine Geheimrutsche«, verbesserte sich Anne. »Lars wäre begeistert, aber ich bin echt zu alt für so einen Kinderkram.«
    Stöhnend massierte sie sich ihre schmerzende Hüfte.
    Tess sah sich beklommen um. »Äh, Anne – für Kinder ist das hier glaube ich nicht geeignet.«
    Eine Fackel, die an der Natursteinwand befestigt war, warf ihr flackerndes Licht auf Folterwerkzeuge, die Anne bisher nur aus Mittelalterfilmen kannte: eine Streckbank, Eisenringe und Ketten, Schraubzwingen und anderes Gerät, das sie sich lieber nicht so genau anschaute.
    »Du und dein Fürst der Finsternis!«, rief sie entnervt. »Was ist das für ein Kerl, der sich eine Folterkammer baut, wo andere einen netten Hobbykeller haben?«
    »Das hier ist sein Hobby.« Tess schmolz dahin, die neue, verwandelte Tess. »Club de Sade, schon vergessen? Es ist stilecht!Denk einfach an einsame Schlösser in der französischen Provinz, wo wehrlose Jungfrauen in die Welt der peinigenden Freuden eingeführt werden – Leidenschaft pur.«
    »Weißt du woran ich denke? Dass ich jetzt gemütlich zu Hause in der Badewanne liegen könnte, mit Duftkerzen und einem guten Buch!«
    Anne war auf hundertachtzig. Sie fand dieses Foltergewölbe einfach nur daneben. Schaudernd blickte sie um sich.
    »Also, du kannst gern auf Ramon warten und den Kick der Erregung genießen, ich will hier raus. Oder am besten gleich nach Hause.«
    Sie krabbelte von der Matratze herunter und begann, den Raum nach einer Tür abzusuchen. Im Halbdunkel der Fackel war das gar nicht so einfach. Schließlich ertastete sie einen Hebel zwischen den groben Steinen und drückte ihn herunter. Geräuschlos öffnete sich die Mauer. Weil es gar keine Mauer war, sondern eine Kunststoffattrappe, wie Anne verblüfft feststellte. Was war das hier? Eine Filmkulisse?
    »Ich habe den Notausgang entdeckt!«, rief sie. »Kommst du mit? Oder willst du lieber auf die Streckbank?«
    »Ich will mit.« Mit einem Satz war Tess bei ihr. Selbst im schummrigen Licht sah man, dass sie nun doch etwas Angst vor der eigenen Courage hatte.
    Schweigend stiegen sie im Schein einer grünlichen Notbeleuchtung eine enge Wendeltreppe hoch, die vor einer hölzernen Tür endete. Dahinter hörte man gedämpfte Stimmen. Anne holte ein Papiertaschentuch aus ihrem Mantel und rieb Tess, so gut es ging, die zerlaufene Wimperntusche vom Gesicht. Dann untersuchten sie die Tür. Sie hatte keine Klinke, keinen Knauf, nichts, womit man sie hätte öffnen können.
    »Du, da sind zwei Löcher im Holz«, wisperte Tess. Sie schaute hindurch. »Uuaah, ein Lotterbett!«
    »Lass mich mal.« Anne drängte sich neben Tess und schaute durch die Öffnungen, die genau im Augenabstand angebracht waren.
    Auf der anderen Seite der Tür ging die Post ab. In einem hohen, mit roten Stofftapeten ausgeschlagenen Raum wälzte sich im Kerzenschein mannshoher Kandelaber eine Gruppe dürftig bekleideter Menschen auf einem Himmelbett. Die Körper waren bis zur Unkenntlichkeit ineinander verknäuelt, die meisten auf irgendeine Weise gefesselt, vertäut oder verklebt.
    »Ist es nicht ein himmlischer Anblick?«, schwärmte Tess. »Diese entfesselte Fesselung, diese lustvolle Ausschweifung!«
    Anne atmete heftig aus. »Weißt du eigentlich, dass du manchmal eine Mords-Nervensäge bist? Willst du dich etwa in das Gewimmel da stürzen? Tess, bei aller Liebe – das ist komplett hirnlos.«
    Doch ihre Freundin lächelte nur unergründlich. »Tja, Süße, du bist eben noch nicht so weit.«
    »So weit werde ich nie sein«, erwiderte Anne unwirsch. »Aber es hilft nichts. Wenn wir nicht bis ans Ende unserer Tage im Folterkeller schmoren wollen, müssen wir da durch.«
    Bevor Tess sie davon abhalten konnte, warf sich Anne mit aller Kraft gegen die Holztür. Ächzend gab sie nach, und die beiden Freundinnen stolperten geräuschvoll in den Raum. Etwa zehn Augenpaare richteten sich auf sie.
    »Hallo, schönen guten Abend, lassen Sie sich nicht stören, frohe Verrichtung noch, wir sind schon wieder weg«, plapperte Anne drauflos.
    Sie hakte Tess unter, und unter den erstaunten Blicken der Gefesselten flitzten sie am Himmelbett vorbei zu einer mächtigen, goldverzierten Tür. Anne riss sie auf, und einen Augenblick später standen sie atemlos in einem langen Gang. Auch hier brannten Kerzen auf mannshohen, schmiedeeisernen Kandelabern. Sie erleuchteten eine

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