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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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sehr stark gebauter Gentleman. Fassungslos musterte er Anne, die zitternd neben dem Diener stand, in einer roten Korsage, Strapsen und High Heels.
    »Hallo«, hauchte Anne.
    Marc machte ein Gesicht, als hätte er soeben erfahren, dass der Weihnachtsmann wirklich existierte. Die Augen fielen ihm fast aus dem Kopf.
    »Wow. Irre. Wahnsinn. Du siehst phantastisch aus. Heißt das, du hast deine Meinung über uns beide geändert?«
    »Leider ist es nicht das, wonach es aussieht«, sagte Anne hastig. »Wir müssen Tess retten! Sie ist in großer Gefahr!«
    »Wie jetzt? Tess? Und wieso retten?«
    »Ich erklär’s dir später. Wir müssen uns beeilen! Komm bitte mit!«
    Mit diesen Worten zog Anne ihre High Heels aus, schleuderte sie von sich und rannte auf Strümpfen los. Der Diener hatte sich wohlweislich aus dem Staub gemacht, aber die Tür zum Geheimgang stand noch offen. Anne schlüpfte hindurch. Hinter sich hörte sie die federnden Schritte von Marc.
    »Was geht hier ab?«, rief er. »Was ist das für ein Haus? Wohnst du etwa hier?«
    Ohne zu antworten, rannte Anne weiter, bis sie vor einem schmalen Lichtstreifen stehen blieb, der auf den staubigen Boden des Gangs fiel. Die Tür zum Ballsaal war nur angelehnt. Drinnen steigerte sich die Tangomusik gerade zu einem infernalischen Getöse, in das sich Begeisterungsrufe und Applaus mischten.
    »Marc«, sagte sie beschwörend, »alles, was du gleich siehst, musst du für dich behalten, ja? Versprich es mir!«
    »Versprochen.« Er lauschte auf die Musik und die Stimmen. »Was geht da drin vor sich?«
    »Eine Riesenschweinerei«, stieß Anne hervor. »Du bist der Retter in der Not. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde. Könnte sein, dass du deine Fäuste benutzen musst.«
    Obwohl er ziemlich verdattert wirkte, warf Marc sich in Positur. »Dann nichts wie rein ins Getümmel.«
    Im Ballsaal wütete ein Exzess. Die Große Zeremonie begann sich in eine Orgie aufzulösen. Es herrschte ein Gedränge wie in der U-Bahn zur Hauptverkehrszeit. Überall standen, tanzten und lagen enthemmte Menschen, die drauf und dran waren, selbstvergessen ihre dunkelsten Phantasien auszuleben. Zu zweit, zu dritt, in jeder erdenklichen Kombination. Zur Mitte hin verdichtete sich das Treiben. Anne musste ihre Ellenbogen benutzen, um überhaupt durchzukommen.
    »Tess!«, schrie sie. »Tess, verdammt, wo bist du?«
    »Prossetscho«, kam es schwach aus der Mitte.
    In diesem Moment sah Anne ihre Freundin. Immer noch kniete sie auf dem roten Samtkissen, die Hände auf dem Rücken gefesselt, während Ramon seine Peitsche immer heftiger auf ihren Rücken niedersausen ließ. Mit eisernem Griff hielten Magnus und ein weiterer Mann die wimmernde Tess fest.
    »Gib’s ihr, gib’s ihr!«, skandierten die Umstehenden.
    Bevor Anne überhaupt reagieren konnte, stürzte sich Marc auf Ramon. Mit Bärenkräften entwand er ihm die Peitsche und verpasste ihm einen Kinnhaken, der sich gewaschen hatte. Stöhnend ging der Fürst der Finsternis zu Boden. Dann packte Marc Ramons Helfer am Nacken. Wie zwei Billardkugeln knallten die Köpfe aneinander. Während die Männerumsanken, fasste Marc Tess an den Schultern, zog sie hoch und riss sie mit sich.
    Ein Aufschrei ging durch die Menge. Das Orchester hörte auf zu spielen, während alle zu Ramon und seinen Gehilfen schauten, die bewusstlos dalagen. Marc hatte ganze Arbeit geleistet. Kinoreif, wie Anne fand. Mein Ritter, mein Held, durchfuhr es sie. Mannomannomann! Dieser Marc war ein starkes Kaliber!
    »Ich glaube, wir sind hier unerwünscht!«, rief er Anne zu.
    »Das kannst du laut sagen!«
    Zu zweit hakten sie Tess unter und drängten sich, die allgemeine Verwirrung nutzend, Richtung Tapetentür. Geistesgegenwärtig schnappte sich Anne ihren Trenchcoat, bevor sie im rettenden Geheimgang wegtauchten. In aller Eile löste Anne die Fesseln ihrer Freundin. Tess hatte die ganze Zeit keinen Ton von sich gegeben, sich einfach mitschleifen lassen. Während sie durch den dunklen Gang flüchteten, schien sie wieder zur Besinnung zu kommen.
    »Anne, Marc! Ich dachte schon, ich bin geliefert, doch dann kommt ihr und …«
    »Quatsch keine Opern, nimm lieber die Beine in die Hand«, knurrte Marc.
    Im Schweinsgalopp preschten sie in die Eingangshalle, auf das Portal zu. Inzwischen hatte es sich wieder geschlossen. Sie rüttelten an der Flügeltür, vergeblich. Das war’s dann wohl mit der Flucht. Es sei denn, sie schlugen ein Fenster ein. Doch die waren im Erdgeschoss alle

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