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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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vollgepumpt war.
    »Ah, ich spüre was!« Oma Brownie legte einen Arm um die Schulter der Anwältin, die mittlerweile zitterte wie Espenlaub. »Ich spüre eine hart arbeitende Frau. Eine starke, tüchtige Frau. Tough!! Wow!! Nun ja, auch ein bisschen einsam, nicht wahr? Das Privatleben kommt etwas zu kurz, Charlotte, kann man das so sagen? Bitte korrigiere mich, wenn ich es nicht richtig spüre. Doch, ja, da fehlt’s ein wenig am Privatleben? Ja, Charlotte?«
    »Ja.« Die Anwältin starb tausend Tode.
    »Hast du das gehört, Anne? Was halten wir davon? Bedauern wir die tüchtige Charlotte, die immer nur arbeitet, arbeitet, arbeitet?«
    »Sie tut mir leid, ehrlich«, antwortete Anne mit dem größten Vergnügen. »Arme Charlotte.«
    Oma Brownie senkte wieder die Stimme. »Weißt du, wennman sozusagen im Büro lebt, ich meine, du verbringst doch den größten Teil des Tages und der Nacht hier, Charlotte?«
    Was blieb der armen Frau anderes übrig, als im Angesicht der Sekretärin die Wahrheit zu sagen?
    »Ja, schon.«
    »Da arbeitet man so Schulter an Schulter mit einem Mann, oh, ich weiß Charlotte, du würdest nie was Unrechtes tun, du hast Prinzipien, du bist eine ehrliche Haut, ist doch so, ja?«
    Heftiges Nicken.
    »Ist sie nicht großartig, unsere Charlotte, Anne? Was sagst du?«
    »Ich bin begeistert.« Anne schwankte zwischen Lachen und Weinen.
    »Aber die Grenzen verschwimmen, stimmt’s?«, fragte Oma Brownie. »Da kommen Gefühle auf, ist doch normal oder? Ist doch ganz normal, Charlotte, stimmt’s?«
    Die Wimpern der Anwältin flatterten, auf ihrer Oberlippe erschienen kleine Schweißtröpfchen. Sie nickte wieder.
    »Und dann dieser wunderbare Mann. Joachim. Du kennst ihn in-und auswendig, du kennst seinen Geruch, die Art, wie er lacht, und eines Tages, Charlotte, eines Tages kannst du nicht mehr widerstehen. Und er, nicht zu vergessen, kann es ebenso wenig, ihr kommt euch nah, sehr nah, die erste zarte Berührung ist nicht mehr zu verhindern, der erste Kuss ist nicht weit, ihr liegt euch in den Armen, ihr küsst euch, innig, heiß, ganz unschuldig natürlich, es ist ja nichts dabei, nicht wahr Charlotte, ganz unschuldig?«
    Wie in Trance hauchte Frau Dr. Stark ein »Ja«, während in ihrem rechten, heftig zuckenden Auge eine Träne blinkte.
    »Ist mir schon tausendmal passiert«, behauptete Oma Brownie.»Wir sind Frauen, wir denken gleich, wir fühlen gleich, wir spüren ein gewisses Begehren, es ist unschuldig, wohlgemerkt, der Grat ist schmal, wir geben uns hin, es ist nicht zu verhindern, du hast mit ihm geschlafen, aber es ist mit den besten Absichten geschehen, ja, Charlotte? Weil du Joachim magst, weil du tüchtig und fleißig bist, und weil ihr mehr Zeit miteinander verbringt als mit irgendwem sonst, ja?«
    »Jaaaa!«, schrie Charlotte Stark aus den tiefsten Tiefen ihrer gequälten Seele, während Anne das Herz stehen blieb und Frau Vollmer mit einem lauten Stöhnen auf ihrer bestens aufgeräumten Schreibtischplatte zusammensank.
    »Das heißt – wir haben es versucht«, schluchzte die Anwältin. »Ich habe es versucht, ich wollte ihn verführen, und ich hasse mich dafür, denn als es so weit war, konnte Joachim nicht richtig …« Der Rest ging in Tränen unter.
    Oma Brownie atmete tief aaaaaauuuus. Anne wusste, was das bedeutete: Sie atmete Charlotte aus, atmete sie weg, ließ das Objekt ihres hochnotpeinlichen Verhörs los.
    Wie ein Kind, das beim Naschen erwischt worden war, sah Charlotte Stark zu Boden. Sie schämte sich zum Gotterbarmen.
    »Gut gemacht, Charlotte!« Oma Brownie dehnte die Glieder wie nach einer Yogaübung. »Wow! Das hat gutgetan! Erfrischend! Danke, was bist du doch für eine großartige Person! Sehr schön, Charlotte. Wir werden jetzt gehen, aber den grünen Tee, den trinken wir demnächst gemeinsam, ja? Du magst doch grünen Tee?«
    ***
    Anne lag im Bademantel und mit einem Beutel Eiswürfel auf dem Kopf im Bett. Sie trank, nein, keinen grünen Tee, sondern einen dreifachen Espresso, den sie unter den missbilligenden Blicken ihrer Mutter zusammengebraut hatte. Aber da sie sich als koffeinbetrieben bezeichnete, musste das sein.
    Charlotte Starks Geständnis hatte Anne in noch größere Verwirrung versetzt als sowieso schon. Sie schwankte zwischen Entsetzen und Erheiterung. Immer wieder malte sie sich die Szene aus, die zweifellos auf Sardinien stattgefunden haben musste: Joachim und Charlotte in heftiger Umarmung, küssend, einander begehrend, und dann – Fehlanzeige.

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