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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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war ihr recht überschaubares Hirn immer so überfordert, dass sie ins Stammeln geriet. Normalerweise führte das zu Taktlosigkeiten. Jetzt aber gab es Anne die Gewissheit, dass Lars tatsächlich nicht bei Oma Brav war.
    »Also, Anne, ich will mich wirklich nicht aufregen, aber ichfinde euch äußerst undankbar. Da opfern wir euch extra unsere Sonntage, und ihr? Lasst euch nicht blicken. Joachim hat sich schon seit Tagen nicht mehr gemeldet, und jetzt kommst du und fragst nach Lars. Ich kann ja nur hoffen, dass er nicht unter den schlechten Einfluss deiner Mutter gerät, wo er nur Unordnung und Chaos erlebt.«
    Anne platzte fast der Kopf. Unter dem Pflaster auf ihrer Stirn hämmerte es unentwegt. Unter Aufbietung ihrer letzten Energiereserven schrie sie: »Danke, das reicht!«
    »Wie bitte?«
    »Es reicht«, wiederholte Anne etwas leiser. »Und wo wir schon dabei sind: Seit wann hast du unseren Wohnungsschlüssel?«
    Damit hatte Mutti nicht gerechnet. Sie räusperte sich langanhaltend. »Nun ja, das war ja nur, weil ich doch nach dem Rechten sehen muss, nicht? Und damals bei eurer Hochzeit, wie war das noch, also ich sagte zu Joachim, das wäre doch ganz praktisch, und er hatte auch nichts dagegen, dass ich von Zeit zu Zeit vorbeikomme und mal, äh, durch, also, äh, durchputze.«
    Sechs Jahre. Sechs volle Jahre! Vor Annes Augen begannen zornig blinkende Sterne zu tanzen. Von wegen durchputzen! Genau an der Stelle hatte Mutti rumgestammelt. Es ging um Macht, um Kontrolle, um klebrige Neugier!
    Gerade wollte Anne zum Gegenschlag ausholen, als sie eine Hand auf ihrem Arm spürte. Sie sah zur Seite. Unergründlich lächelnd schüttelte ihre Mutter den Kopf. »Lass gut sein. Alles was du sagst und tust, kehrt zu dir zurück. Erstes Grundgesetz des Universums.«
    Anne starrte ihr Handy an. Dann klickte sie das Gesprächweg. Einfach so. Und merkte im selben Augenblick, wie gut das tat.
    »Atme sie aus und lass sie los«, sagte Oma Brownie.
    Gemeinsam atmeten sie zehn Sekunden aaaauuuuus. Allmählich hatte Anne den Eindruck, nicht Frau Landmann, sondern sie sei in einer Therapie gelandet. Dabei wäre ihr eine Kopfschmerztablette lieber gewesen, so, wie es hinter ihrer Stirn dröhnte. Sie wusste nicht, was sie mehr ärgerte: die dreiste Art ihrer Schwiegermutter oder die Tatsache, dass Joachim ihr schon bei der Hochzeit einen Wohnungsschlüssel gegeben hatte.
    »Dieser Schuft«, zischte sie, »dieser verdammte Schuft!«
    Oma Brownie legte wieder eine Hand auf Annes Arm. »Ganz ruhig, mein kleiner Rabauke. Wir wissen jetzt, wo Lars nicht ist. Jetzt sollten wir herausfinden, wo er ist. Sei doch so gut, und ruf mal deinen Mann an.«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht wählte Anne Joachims Nummer. Doch es sprang nur die Mailbox an.
    »Wo ist Lars?«, rief sie ihm aufs Band.
    Dann schickte sie ihm eine SMS. Melde dich! Sofort! Noch eine. Ist Lars bei dir? Eine dritte. Joachim, was auch immer zwischen uns steht, bitte, bitte, ruf mich an und sag mir, dass es Lars gut geht!
    Sie sah auf die Uhr. Wartete eine Minute, zwei, fünf. Aufgewühlt von Angst, Enttäuschung und Wut warf sie das Handy zurück in ihre Tasche. Sie hatte Tränen in den Augen.
    »Schuschu, wo kann Lars nur sein?«
    »Wir werden ihn finden. Und wenn wir bis ans Ende der Welt fahren müssen!«
    Oma Brownie griff zum Zündschlüssel und ließ den Motoraufheulen. Der Pickup machte einen holpernden Satz nach vorn. »Wie war noch die Adresse von Joachims Kanzlei?«
    ***
    Frau Vollmer, eine ältere Dame im dezenten grauen Cashmere-Twinset, staunte nicht schlecht, als zwei abenteuerlich aussehende Klientinnen in die Kanzlei spaziert kamen. Die eine war weißblond gefärbt und trug einen von oben bis unten mit Erde verdreckten Jeans-Overall, über dem eine silberne Kette mit dem Peace-Zeichen baumelte. Die andere hatte ein riesiges Heftpflaster auf der Stirn, über das wirres blondes Haar fiel, auf ihrem Trenchcoat klebte Blut. Beide wirkten ziemlich neben der Spur und gleichzeitig wild zu etwas entschlossen, was nur Scherereien bedeuten konnte.
    Geschäftig räumte die Sekretärin ein paar Schreibtischutensilien zusammen und ordnete einen Papierstapel, bei dem es nichts zu ordnen gab. Feierabend, sollte das heißen. Oder, genauer: Sie haben hier nichts verloren, Sie können gleich wieder gehen. Selbstverständlich drückte es Frau Vollmer höflicher aus.
    »Guten Abend, entschuldigen Sie bitte vielmals, aber es ist kurz vor sechs und die Herren Anwälte, die noch zugegen

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