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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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»Bestimmt hat Joachim seineEltern gegen mich aufgehetzt. Ich habe sowieso den Eindruck, dass er Lars dort hinbringen wird.«
    Beunruhigt sah Tess zu, wie sich das Brötchen unter Annes Händen in einen Haufen Krümel verwandelte. Essen konnte man das nicht mehr. Jedenfalls nicht mit Butter und Marmelade.
    »Wir könnten uns bei deinen Schwiegereltern auf die Lauer legen«, sagte Tess. »Wenn die dann mit Lars angefahren kommen, schnappen wir ihn uns und nehmen ihn mit.«
    Anne seufzte. »So kann nur jemand sprechen, der keine Kinder hat. Was meinst du denn, wie Lars das auffassen würde, so eine Entführung? Der bekäme doch einen Schock fürs Leben! Außerdem ist ja gar nicht klar, dass es so läuft. Vielleicht bringt er Lars auch in die Pension, in der er wohnt.«
    »Und du weißt natürlich nicht, wo das ist.«
    Hilflos hob Anne die Hände. »Null Ahnung.«
    Sie stand auf und ging in die Küche, um sich einen Espresso zu kochen, den vierten, seit sie frühmorgens aufgewacht war. Während sie wartete, dass die Maschine sich wieder aufheizte, fiel ihr Blick auf den Wochenkalender mit den wichtigen Terminen. Er war so gut wie leer, doch ausgerechnet für den heutigen Tag hatte sie etwas eingetragen, naja, eher hingekritzelt.
    Anne schaute etwas genauer hin. »19 Uhr, Empf. Kanzl.???«, stand da. Plötzlich fiel es ihr wieder ein: Das war der Empfang für Joachim! Die kleine Feier in der Kanzlei, wegen seiner Beförderung!
    »Tess? Hast du heute Abend schon was vor?«, rief sie ins Esszimmer.
    »Nö«, kam es zurück. »Bernd ausweichen, der mir immermehr auf den Keks geht, kann man ja wohl nicht als Vorhaben bezeichnen, oder?«
    Während Anne eine Tasse unter das silberne Rohr der Espressomaschine stellte, murmelte sie: »Planänderung. Du hast was vor.«

Kapitel acht
    Immer wieder schaute Anne in den Badezimmerspiegel. Sie hatte ein edles schwarzes Kostüm angezogen, ein Designerteil aus dem Second-Hand-Shop. Dazu eine weiße Seidenbluse, Pumps und Perlenkette, denn Anne wollte heute besonders seriös wirken. Sie schminkte sich dezent, steckte ihr Haar hoch und kämmte ein paar Strähnen über das breite Pflaster, das auf ihrer Stirn klebte. Die Platzwunde verheilte erstaunlich gut. Ob das an der Bettruhe und der leichten Kost oder an dem tibetischen Gebet und den homöopathischen Tropfen lag, ließ sich nicht ermitteln.
    Ins Schleudern kam Anne, als sie ihren Ehering auf der Ablage unter dem Spiegel entdeckte. Sollte sie den Ring heute tragen? Nach allem, was passiert war?
    Nachdenklich nahm sie den schmalen Goldreif in die Hand. Im Standesamt war Joachim so hibbelig gewesen, dass ihm der Ring aus den schweißnassen Fingern gerutscht und runtergefallen war. Seine Mutter hatte »Aber Joachim!« gezischt. Tess war fast an einem Kicheranfall erstickt. Und Oma Brownie hatte einfach weitergemacht mit ihrem indianischen Hochzeitsritual. Während der gesamten Zeremonie war sie leise summend und ein Federbüschel schwenkend um das Brautpaar und den Standesbeamten herumgewandert. In einem bestickten Walle-Walle-Kleid. Schon damals hatte sich abgezeichnet, dass weder Joachim noch seine Eltern Annes Mutter ins Herz schließen würden.
    Es war kurz vor sieben. Und immer noch keine SMS, kein Anruf von Joachim. Als ob Anne gar nicht mehr existieren würde. Als ob sie nicht krank vor Sehnsucht nach ihrem Kind wäre! Anne gab sich einen Ruck und streifte den Ring über den Finger. Trotzdem. Nein, jetzt erst recht. Sie kämmte sich ein letztes Mal, atmete tief durch und wollte gerade losfahren, als ihr Handy klingelte.
    Lars!, war alles was sie denken konnte. Doch das Display zeigte »Nummer unbekannt« an.
    »Hallo, Westheimer?«, meldete sich Anne.
    »Hier ist Leila.« Ihre Stimme klang dünn und unsicher.
    »Leila! Äh, ja?«
    »Anne, ich muss dir was sagen.« Ihre Stimme erstarb fast. »Es ist wegen der Medikamente.«
    Endlich, durchzuckte es Anne.
    »Ich glaube, du weißt es sowieso schon. Ich war’s, ich habe die ganzen Sachen geklaut.« Leila fing an zu schluchzen. »Er hat mir Geld dafür gegeben. Aber nur am Anfang. Dann hat er mich erpresst. Hat gesagt, er geht zu Doktor Arenson, wenn ich nicht weitermache.«
    »Wer, Leila? Wer denn?«
    Eine Weile hörte man nur den schweren Atem der Arzthelferin. Dann flüsterte sie: »Herr von Bernstorff.«
    Anne musste sich setzen. Völlig entgeistert sank sie auf den Badewannenrand. »Von Bernstorff? Aber warum denn? Er bekommt doch immer seine Rezepte.«
    »Das war ja nicht für

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