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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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ihn«, schluchzte Leila, dass es zum Steinerweichen war. »Es war für – so komische Partys. Für die Gäste. Sie haben Viagra und das ganze Zeug kostenlos verteilt.«
    Starr vor Schreck hörte Anne zu.
    »Er hat mich einmal mitgenommen, zu so einer Party.« Leila stöhnte auf. »Sie haben ein Video von mir gemacht, wie ich nackt …«
    »… unwichtig. Erzähl weiter.«
    »Zwei Tage später hatte ich die DVD in der Post. Er sagte, er stellt das Video ins Internet, wenn ich ihn nicht weiter versorge. Aber ich halte das nicht mehr aus! Bitte, Anne, kannst du mir helfen? Ich weiß nicht, was ich machen soll!«
    Von Bernstorff. Dieses Schwein. Dieses elende Schwein. Anne wusste gar nicht, wohin mit ihrer Wut. Und dann Ramon und seine Kameras. Bestimmt erpressten die beiden nicht nur Leila.
    »Schätzchen, bleib ganz ruhig«, sagte sie. »Wir klären das. Hab keine Angst. Wir werden diesem feinen Herrn von Bernstorff einen Einlauf verpassen, dass er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Gut, dass du mir alles gesagt hast.«
    »Danke, Anne.« Noch immer weinte Leila. Dann legte sie auf.
    Annes Hände flogen, als sie in ihren Wagen stieg. Ramon und von Bernstorff. Was für feige Widerlinge. Die konnten sich schon mal freuen. Zwar hatte Anne keine Ahnung wie, aber dass diese Herren ihre Strafe bekommen mussten, war so klar wie Korn.
    Unterwegs holte sie Tess ab. Ihre Freundin, die in der Freizeit zu Farbexzessen neigte, hatte sich ebenfalls einen seriösen Business-Look verpasst – dunkelgrauer Hosenanzug, dezent gemustertes Seidentuch, kleine Perlenohrringe. Sofort erzählte Anne von dem Telefonat mit Leila.
    Tess fiel aus allen Wolken. »Heilige Scheiße, und jetzt? Was hast du vor?«
    »Weiß ich noch nicht. Erst mal muss ich Lars wiederhaben. Dann überlegen wir uns was.«
    Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend, etwas, was bei Anne und Tess noch nie vorgekommen war. Jede der beiden Frauen hing ihren Gedanken nach. Dann unterbrach Anne das Schweigen: »Wir sehen aus, als ob wir zu einer Beerdigung fahren.«
    Tess klappte die Sonnenblende runter und betrachtete sich im Spiegel. »So gruftig sehe ich im Job immer aus. Passt heute übrigens besonders gut: Ich habe soeben meine Beziehung mit Bernd zu Grabe getragen. War sowieso kein Leben mehr drin. Nur Friedhofsstille.«
    »Tess! Du hast dich von Bernd getrennt?« Anne rammte fast einen Laster, der vor ihr auf die Straße einscherte.
    »Meine Wiederbelebungsversuche waren erfolglos«, antwortete Tess achselzuckend. »Und deine sind ja auch nicht gerade von Erfolg gekrönt.«
    »Stimmt«, sagte Anne düster. »Jetzt will ich wenigstens mein Kind wiederhaben.«
    Seufzend klappte Tess die Sonnenblende wieder hoch.
    »Und du meinst, Joachim bringt Lars mit zu diesem Empfang?«
    »Ich hoffe es.«
    »Und ich hoffe, dass mir nicht die Sicherungen durchknallen, wenn ich deinen Mann sehe«, knurrte Tess. »Wofür ich bei diesem von Bernstorff nicht garantieren kann.«
    »Keine voreiligen Aktionen.« Anne hob warnend die Hände. »Noch darf von Bernstorff nichts ahnen. Rache ist ein Gericht, das kalt genossen wird.«
    Um halb acht klingelten sie an der Kanzlei. Natürlich warensie zu spät, und so dauerte es ein wenig, bis die Tür sich öffnete. Frau Vollmer lächelte süßsauer.
    »Frau Westheimer? Wir, ähem, hatten gar nicht mit Ihnen gerechnet. Gerade hat Herr Dr. Huber mit der Rede angefangen.«
    Anne und Tess folgten ihr durch das Sekretariat in den großen Konferenzraum, wo etwa dreißig festlich gekleidete Gäste mit Champagnergläsern in der Hand standen. Hermann Huber, hochelegant in einem nachtblauen Anzug und silberheller Krawatte, hatte sich an der Stirnwand aufgebaut und las seine Rede von einem Zettel ab.
    Neben ihm stand Joachim. Etwas kleiner, etwas schmächtiger, als Anne ihn in Erinnerung hatte. Obwohl eine gesunde Bräune sein Gesicht überzog, wirkte er irgendwie zerknittert. Mit ausdrucksloser Miene ließ er die Lobreden seines Chefs über sich ergehen.
    »… brauchen wir Kollegen wie Joachim Westheimer. Engagiert, aufopferungsvoll, ideenreich. Es ist mir eine Freude und eine Ehre, jemanden wie Sie, lieber Joachim, im Team unserer Kanzlei zu wissen. Deshalb …«
    Unbeweglich hörten die Gäste zu. Es waren fast nur Männer, alle in dunklem Tuch, alle mit dem Wichtigheimer-Gesicht, wie Tess es immer nannte.
    Mit den Augen suchte Anne den Raum ab. Himmel, wo ist Lars?
    Als sie Klaus von Bernstorff erspähte, zuckte sie unwillkürlich zusammen. Er

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