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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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ein, von der ich noch nicht wusste, wohin sie mich führen würde. «Aber ein bisschen Hintergrund kann auch interessant sein. Oder hilfreich.»
    «Wirklich?», forderte er mich heraus. «Also erzähl mir was über deinen Hintergrund, was mich interessieren könnte. Oder etwas, das mir hilfreich erscheint.»
    Im Kopf ging ich meinen Lebenslauf durch: Literaturstudium an der Uni; rumhängen; Mischmasch-Jobs bei irgendwelchen Kunstprojekten und in Buchlädchen; verliebt und entliebt, und das viel zu oft; Arbeit als Synchronsprecherin; Gründung von KörperSprache. War davon irgendwas interessant für ihn?
    «Ich hatte mal Sex im Park von Kenilworth Castle.»
    Er gab ein kurzes, leises Lachen von sich. «Mit wem?»
    «Das ist Vergangenheit», antwortete ich und freute mich, dass er mehr wissen wollte. «Das zu wissen ist weder interessant noch nützlich.»
    «Könnte es schon sein. Erzähl mir noch was.»
    «Ich hatte auch mal Sex in den Gärten der St. Ann’s Well Gardens.» Die Preisgabe dieser kitzligen kleinen Geheimnisse gefiel mir sehr. Ich hoffte, er würde das anziehend, vielleicht sogar erregend finden.
    Wieder lachte er. «Das ist in Hove. Glückwunsch. Mit wem?»
    «Vergangenheit.»
    «Erzähl mir davon.»
    «Es war stockdunkel. Wir konnten uns kaum sehen. Wir sahen in der Nähe ein paar Büsche. Wir haben gefickt.»
    «Fickst du gern unter freiem Himmel?»
    «Ich hab’s erst dreimal gemacht. Aber, doch, ich mag’s.»
    «Warum?»
    «Ich mag die Sonne. Sie macht mich geil.»
    «Warum?»
    «Weil man dann nicht viel anhat. Die Haut liegt frei und bloß, wird warm und ein bisschen klebrig. Fühlt sich gut an. Und es ist einfach für deinen Liebhaber, dich zu berühren. Man muss nur ein oder zwei Kleidungsstücke ausziehen und ist praktisch bereits nackt. Und das zu wissen, wenn man sich in der Sonne bewegt, ist allein schon geil. Man möchte einfach ficken. Obwohl das dann meistens nicht möglich ist. Wegen der Leute. Also muss man dann doch nach Hause gehen.»
    «Und das Dritte?»
    «Wie bitte?»
    «Das Dritte. Du sagtest, du hättest es insgesamt dreimal gemacht. Wo war das dritte Mal?»
    «Am Ford-Bahnhof.»
    «Mit wem?»
    «Geschichte.»
    «Wann?»
    «In der Vergangenheit.»
    «Stockdunkel?»
    «Nein, am helllichten Tag.»
    «Sonne?»
    «Ja, strahlender Sonnenschein.»
    «Erzähl mir davon. Erzähl mir alles haarklein.»
    Ich machte eine Pause, fühlte mich fast hilflos angesichts seiner blitzschnell abgefeuerten Fragen. Ich konnte nicht einfach loslegen und ihm eine Geschichte erzählen. Wollte er sich jetzt zurücklehnen und zuhören, wie ich ihn mit schmutzigen Anekdoten unterhielt? Betrachtete er mich als Telefonsex-Nutte? Billiger als eine 0190-Nummer?
    «Was hast du dabei angehabt?», wollte er jetzt wissen.
    Sollte ich wirklich? Konnte ich das tun? Ich hatte diesen Typen noch nie getroffen; konnte mir im Moment noch nicht mal sein Gesicht vorstellen. Aber irgendwie machte es die Sache auch leichter. Hätte ich ihn wirklich gekannt, dann wäre mir das Ganze vielleicht peinlich gewesen. Aber so war er auf bestimmte Weise körperlos, nur eine Stimme am Telefon. Und ich mochte seine Stimme; ich mochte die Dinge, die er sagte.
    «Ich hab einen Jeansrock angehabt», fing ich an. «Den ich übrigens auch gerade jetzt trage. Er gehört zu meinen Lieblingsstücken. Oben schmal, unten weit, geht etwa bis zum Knie. Sieht süß aus.»
    «Mmhm. Ist es der, den du auch vorhin anhattest?»
    «Ja.» Ich fand es schrecklich, daran erinnert zu werden, wie ich Martin dazu gebracht hatte, mich am Fenster zu verführen, um diesen Typen, diesen Ilya, anzumachen.
    «Sehr süß», sagte er. «Besonders wenn er halb hochgeschoben ist, weil irgend so ein Kerl versucht, dir an die Wäsche zu gehen. War das derselbe Mann? Der am Ford-Bahnhof und der von heute Nachmittag?»
    «Nein. Ein anderer. Und ich würde lieber nicht über heute Nachmittag sprechen.»
    «Einverstanden. Ich versuche mir nur ein Bild zu machen. Was hast du sonst noch angehabt?»
    «Obenrum? Hhmmm … irgendein dünnes Hemdchen, weiß, glaub ich.»
    «BH?»
    «Nein. Ich hasse es, unter einem Hemd einen BH zu tragen. Das sieht hässlich aus. Obwohl ich einsehe, dass manche das brauchen. Aber meine Titten – die sind nicht zu groß, nicht zu klein, gerade … richtig. Sie haben von selbst Halt, etwas zumindest.»
    «Rasierst du dich unter den Achseln?»
    «Nein. Ich rasiere mir die Beine und die Bikinizone, aber nicht die Achselhöhlen. Ich mag das Haar

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