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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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jedes Geräusch.
    In regelmäßigen Abständen drang von der Straße das Rauschen der vorbeifahrenden Autos herauf und durch die offenen Fenster herein. Dann war da ein Hammer, der auf Stein klopfte: Bei irgendjemandem in der Nähe wurden Fassadenreparaturen ausgeführt. Eine Möwe auf dem Dach stieß einen Schrei aus, und ihre gefiederten Freunde nahmen diesen auf wie Schlachtenbummler bei einem Fußballspiel. In einer an- und abschwellenden Tonfolge fielen sie alle kreischend ein, um schließlich abrupt zu verstummen.
    Im Zimmer konnte ich, wenn gerade keine Autos vorbeikamen, nur das Ticken einer Uhr ausmachen und den brummenden Kühlschrank in der angrenzenden Küchenzeile. Immer noch kein Zeichen von Ilya.
    Ich fühlte mich seltsam körperlos. Es war, als wären plötzlich all meine Gliedmaßen verschwunden, da ich sie nicht mehr sehen konnte. Ich bestand aus nichts anderem mehr als den Dingen, die in meinem Kopf vor sich gingen. Ich verlor zunehmend meine Körperlichkeit.
    Draußen klappte eine Autotür, und dann ertönten in kurzer Abfolge männliche Stimmen und Gelächter, wobei ich nicht verstehen konnte, was gesprochen wurde.
    Immer noch tickte die Uhr. Komm schon, Ilya. Berühr mich.
    Ich befürchtete schon, er hätte das Zimmer verlassen. Aber vielleicht lag er auch auf seinem Bett und las ein Buch oder so und vergnügte sich mit dem Gedanken darüber, wie lange ich es wohl so aushalten würde, bevor ich mich zu protestieren traute.
    Ein Bus fuhr unten am Ende der Straße vorbei – der Siebener, denn das war die einzige Linie, die hier vorbeikam –, und er ließ dieses kleine Puffgeräusch ertönen, das Busse immer machen, wenn sie in einen anderen Gang wechseln oder was auch immer tun.
    Dann – ah – eine Berührung, eine hauchzarte Berührung, die über meinen Rücken führte und mir köstliche Gänsehaut verursachte. Ich schnappte nach Luft und hielt sie an, erkannte die samtige Leichtigkeit wieder, als sie meine Haut streifte: Jennys Federboa.
    Mein Körper, der mich fast völlig verlassen hatte, war unter den wispernden Liebkosungen plötzlich wieder voll da. Ich fühlte meinen Rücken deutlicher als das andere an mir. Dann spürte ich mein rechtes Handgelenk und die Hand, als das fedrige Ding dort kitzelnd seine Bahn zog. Mit einem verzückten Brummeln ließ ich meinem Atem wieder freien Lauf.
    Ich konnte an der Gewichtsverlagerung auf den Dielen spüren, dass Ilya sich bewegte. Die Boa kroch über meine Fußgelenke. Ich hatte meine Beine wieder. Tatsächlich hatte ich sogar meinen gesamten Körper wieder, denn alles an mir sang in Erwartung der nächsten Berührung. Sämtliche Nervenenden in meiner Haut meldeten Alarmstufe Rot, waren bereit, auf jeden auch noch so zarten Kontakt sofort zu reagieren.
    Eine ganze Weile spürte ich nichts anderes als tanzende Stäubchen. Dann explodierten meine Füße unter einem seidigen Hauch. Zarte Federn zogen über die gewölbten Fußsohlen und streiften die Unterseite meiner Zehen.
    Dann wieder nichts.
    Und plötzlich an meinem Nacken ein sanftes Streifen samtiger Fransen, die unterhalb und auf meinem Schlüsselbein über meine Haut glitten, sich dann zitternd in meine Achselhöhlen bewegten.
    Nicht ein einziges Mal berührte mich dabei Ilyas Haut. Überall nur Federn: auf meinen Lippen, innen und außen auf meinen Schenkeln; sie schlängelten sich meinen Arm hinauf, glitten über meinen Bauch und meine Taille. Ich schnappte nach Luft, wenn die Federn herabsanken, immer unerwartet, und seufzte vor Lust, wenn sie hauchzarte Pfade über meine Haut zogen und prickelnde Lust zurückließen.
    Es erschien mir wie eine Folter, von Engeln erdacht, darauf zu warten, dass diese Berührungen einsetzten und wieder aufhörten.
    Aber die ganze Sache machte mich auch misstrauisch, weil Ilya doch sonst so gar nicht auf zarten Sex und sanfte Stimulation stand. Ich hatte das Gefühl, er führte irgendetwas im Schilde. Vielleicht versuchte er, mich in trügerischer Sicherheit zu wiegen, bevor er mich irgendeiner schmutzigen Erniedrigung aussetzte. Der Gedanke daran ließ meine Spalte aufblühen wie die Blume in einer zeitversetzt aufgenommenen Fotoserie.
    Dann hielt die Federboa inne. Aus Ilyas führendem Griff entlassen, lag sie quer über meinem Rücken. Nach all diesen Reizen schienen die Federn plötzlich ein Gewicht zu haben, das in keinerlei tatsächlichem Verhältnis zur Realität stand.
    Ich spürte Ilyas Berührung auf meinem Hintern, dann auf meinem Höschen, vorn

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