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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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verdammt anstrengend, sich immer beherrschen zu müssen, damit dir nicht mal irgendwas Beiläufiges rausrutscht über gestern oder morgen oder es war einmal oder ganz bestimmt bald. Aber Ilya schien daran gelegen zu sein, und außerdem schien es ihm auch nicht schwerzufallen.
    Seit meinem ersten Auftritt als seine Hure, was mehr als vierzehn Tage zurücklag, hatten wir es meist so gehalten, dass wir uns gegenseitig angerufen oder einfach geklingelt hatten, wenn einem von uns nach ein bisschen heißem Sex zumute war.
    Wir hatten keine allzu wilden Sachen gemacht. Es war mehr Ficken und Forschen gewesen, wobei Ilya eine ganze Menge schmutziger Sachen gesagt hatte, um zu erreichen, dass ich mich billig und geil fühlte.
    Ein paarmal, als ich ihn anrief, entschuldigte er sich und sagte, er wäre gerade beschäftigt. Aber immer, wenn ich seine Stimme hörte, begann meine Möse sofort zu pulsieren, und unausweichlich ließ ich alles andere liegen und stehen, es sei denn, ich hatte Synchron-Termine. Scheiß auf weibliches Taktieren und Würde: Es hatte mich gepackt; ich war geil; ich würde mir keine Gelegenheit entgehen lassen, mit ihm zusammen zu sein.
    Meine Fotze begann einen Pawlow’schen Reflex zu entwickeln. Das Telefon klingelte oder die Türglocke erklang, und prompt schwappte eine Flutwelle durch meine Lenden.
    Ich dachte ständig an ihn; ich wollte ihn immer und zu jeder Stunde.
    Und ich war immer noch schrecklich neugierig, mehr über ihn zu erfahren. Aber diese Neugier war schwierig zu befriedigen, da wir uns meistens nicht mit Konversation aufhielten. Oft rief Ilya mich an, sagte mir, dass er einen Steifen und eine Stunde Zeit hatte oder auch nur fünfzehn Minuten, und dann verbrachten wir diese Zeit im Bett, auf dem Fußboden, über einem Tisch, wo auch immer.
    Wenn wir überhaupt über irgendetwas sprachen, so war es meist Sex – Erfahrungen, Phantasien, die Kraft des Begehrens. Vor kurzem hatte ich mal angefangen, über mich und mein Leben zu erzählen, und ich hatte gehofft, Ilya würde es mir gleichtun.
    Damit hatte ich allerdings kein Glück. Und wenn ich einen Vorstoß wagte, wehrte er einfach all meine Fragen ab, lachte oder sagte Dinge wie: «Ah, nun kommen wir zum Kleinanzeigenteil.» Ich fragte ihn, wo er her sei, und er sagte: «Vom Mars.» Das war nicht fair. Ich wusste zwar, dass wir diese Vereinbarung hatten, keine Gefühle zu riskieren. Aber ich fragte ja auch nur alltägliche Dinge wie: «Wo kommst du her? Was machst du?» Das hieß doch noch lange nicht, dass ich ein Kind von ihm wollte.
    Warum also war er derart geheimnistuerisch?
    Ilya kam zurück ins Schlafzimmer, ließ einen Elektrorasierer über seine Wangen brummen. Ich war angezogen. Meine Klamotten stanken nach kaltem Rauch.
    «Kann dir nicht mal mehr einen Kaffee anbieten», sagte er. «Tut mir leid. Bin wirklich ein bisschen in Eile.»
    «Kein Problem», erwiderte ich, blinzelte in einen kleinen Spiegel und wischte die Make-up-Spuren unter meinen Augen ab. «Ich muss sowieso jetzt los.»
    Wir gaben uns einen kurzen Kuss auf die Lippen und verabschiedeten uns.
    Ich sah schnell bei mir zu Hause vorbei, um mich frisch zu machen und mich umzuziehen, und erst da stellte ich fest, dass ich meine Uhr nicht hatte. Die musste entweder im Club sein oder bei Ilya.
    Ich hasse es, keine Uhr umzuhaben.

    Als wir die Hinterlassenschaften des Vorabends beseitigt hatten, gingen Clare und ich zum Frühstücken in ein nahegelegenes Szenecafé, beklagten den Tod unseres bisherigen, heruntergekommenen Stammlokals.
    Wegen meiner rotgescheuerten Wangen jagte ich sie zunächst mal ins Bockshorn, indem ich ihr irgendwelche Lügenmärchen auftischte über eine beschwipste Knutscherei mit Paul. Immerhin flog er bald zurück nach Sydney. Er war ein gutes Alibi.
    Von Ilya wollte ich ihr im Moment noch nichts verraten, denn die ganze Geschichte war einfach zu merkwürdig.
    Clare würde nur anfangen, Fragen zu stellen wie: Na, wann werden wir deinen neuen Liebhaber denn endlich mal kennenlernen? Und dann würde ich antworten müssen: Nein, das geht nicht. Wir treffen uns nicht in der Öffentlichkeit. Wir haben nur was miteinander, ein reines Sex-Ding, und manchmal ficken wir, und manchmal geht’s um Phantasien, und deshalb wollte ich mir auch deine Schuhe leihen, weil ich die Idee hatte, Hure zu spielen, weil ich tief drinnen diese Phantasien habe von verruchtem, schlampigem, verdorbenem Sex. Und dann würde Clare mich mit offenem Mund anstarren, und der

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