Gib's mir
daran.»
«Das hab ich mir fast gedacht», erwiderte er. Er griff nach meinen Fingern und sog sanft an meinen Fingerspitzen.
«Du scheinst sie nicht alle beisammen zu haben», sagte ich.
Ilya ließ meine Finger los und lachte laut, bevor er einen Kuss auf meine Nase drückte.
«Oh, manchmal bist du einfach zu süß», meinte er und rollte sich auf den Rücken. «Du gibst mir das Gefühl, ein echtes, totales Arschloch zu sein. Du hast ja keine Ahnung, was du gerade in Gang gesetzt hast, Beth. Keine Ahnung.»
Er hatte recht. Ich hatte keinen blassen Schimmer davon, wovon er da redete.
Kapitel sieben
Ilya führte offenbar etwas ziemlich Hinterhältiges im Schilde; irgendetwas Widerliches und Erniedrigendes, nahm ich an, um mich herauszufordern, bis an meine Grenzen zu gehen und die Spannung unseres Spiels immer weiter zu steigern.
Ich fand das ziemlich beängstigend, da ich mir selbst nicht sicher war, wo meine Grenzen lagen, und ich glaubte, dass das ebenso für Ilya galt.
Wir hatten begonnen, miteinander zu spielen, um gegenseitig unsere sexuelle Risikobereitschaft zu testen, und der Einsatz war hoch.
Worte wie «nein» oder «aua, das tut weh» oder noch mehr «bäh, zu erniedrigend» galten in unserer Vereinbarung nichts. Es gab nur ein Wort, mit dem wir «lass das» sagen konnten, und das implizierte eine hohe Strafe, da es im selben Moment auch «bis hierher und nicht weiter» bedeutete, das Ende, finito, game over, tschüs, aus und vorbei.
Wenn Ilya es zu weit triebe, würde er alles verlieren. Also war jeder Vorstoß auch ein Risiko; ein vorsichtiges Ausbalancieren, ein millimeterweise erfolgendes Hinausschieben der Grenzen, ohne den Schrecken des Zusammenbruchs zu riskieren.
Ich war dem Spiel völlig anheimgefallen. Ich war reif, mich ausbeuten zu lassen. Mir war auch klar, dass und wie unser Spiel schnell zu einem Ungleichgewicht führen könnte.
Ich versuchte mir eine Herausforderung auszudenken, die Ilya begeistert annehmen würde, damit wir wieder auf derselben Ebene wären. Aber ich konnte es einfach nicht. Wenn ein Mann an so einer Idee Gefallen findet, dann zieht er es einfach durch. Frauen haben es dabei immer noch schwerer, selbst so moderne, weltgewandte Frauen wie ich. Ich mag es billig und verrucht. Ich mag Beleidigungen und Beschimpfungen. Ich mag Phantasien von erzwungenem Sex und davon, wehrlos und machtlos gemacht zu werden. Ich mag mich trotzdem nicht dazu bekennen.
Mir fielen viele Herausforderungen ein, die Ilya wirklich hassen würde. Ich konnte die Hexe spielen: ihn sich winden und mich um Gnade winseln lassen; heißes Kerzenwachs auf ihn tropfen lassen; ihn mit einem Gürtel züchtigen. Oder ich könnte ihm mit meinem Vibrator seine anale Jungfräulichkeit nehmen.
Aber das alles fände ich genauso schrecklich. Ich wollte, dass Ilya durch und durch mein richtiger Mann wäre. Ich wollte, dass er mich weiter dominierte, mich zur Schlampe machte und mich weiter dazu brachte, Dinge zu tun, die ich noch nie vorher getan hatte.
Abgesehen davon, wollte ich nicht das Risiko eingehen, ihn «Tintenfisch» sagen zu lasen. Meine Angst war, dass, wenn es ihm zu bunt würde, er jederzeit darauf eingestellt sein würde, «Tintenfisch» zu sagen. Ich war es nicht.
Ilya hatte es noch nicht gemerkt, aber er hatte die Macht, mich wirklich alles tun zu lassen. «Tintenfisch» war tief in mir vergraben. Ich würde das Wort, das unser Zusammensein beenden würde, nicht sagen.
Ich war so froh, dass er es nicht bemerkte, denn genau darin lag meine Macht über ihn – in Ilyas ständigem Bewusstsein, dass, wenn er übers Ziel hinausschoss, ich einfach zusammenbrechen und das schreckliche T-Wort aus mir herausschreien würde.
Die Schlussfolgerungen aus dem, was wir taten, lagen mir sehr auf der Seele, ebenso wie Ilyas Heimlichtuerei.
Ich fragte ihn über seine bepuderten Finger aus und über seine Weigerung, mich in seine Wohnung zu lassen. Er hatte mir gerade erzählt, dass er dabei gewesen wäre, ein paar Handwerksarbeiten zu erledigen, als ich an der Tür geklingelt hatte – echte Heimwerkersachen, nicht Wichsen oder so –, und dass es in seiner Wohnung schrecklich ausgesehen hätte, da er gerade einen kleinen Spachtelmasse-Unfall gehabt hätte. Ich glaubte ihm nicht. Aber ich fühlte mich nicht in der Position, nach einer besseren Erklärung zu verlangen. Während sein unnahbares Benehmen mich immer noch betroffen machte, begann ich doch allmählich die Tatsache zu akzeptieren, dass Ilya
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