Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
Vom Netzwerk:
ist, dann gibt’s davon nicht mehr viele hier. Also musst du dein Einzugsgebiet erweitern. Die Sache ein bisschen aufpeppen. Du holst die Leute ran und packst sie dann bei den Eiern.»
    Ich seufzte schwer, hörte kaum noch hin, als Shaun noch weiter über neue Geschäftsbereiche sprach, darüber, wie man sich Marktanteile sichert und Trends erkennt, über Wettbewerbsvorteile und jede Menge anderen Quatsch.
    Ich wusste nicht so recht, worauf er hinauswollte, außer dass es so klang, als wollte er, dass ich härter arbeitete. Er hatte vorher noch nie seine Nase in meinen Club gesteckt. Er machte den Pub und überließ mir den Rest.
    «Was also hast du dir vorgestellt für diese zusätzlichen Nächte?», fragte ich. «Wenn du mir ein paar konkrete Anhaltspunkte geben könntest, kann ich ja schon mal drüber nachdenken.»
    «Sex», sagte Shaun und ging hinüber zum Fenster. «Um es ganz einfach zu sagen: Sex.»
    Ich musste mir auf die Zunge beißen, um mich nicht zu fragen, ob er wohl noch ganz bei Trost war.
    «Sex verkauft sich eben gut», fuhr er fort, klemmte seinen Arsch wieder auf die Fensterbank. «Wenn du ein paar sexy Veranstaltungen machst, können wir vielleicht die Bareinnahmen auf dem bisherigen Level halten. Sie vielleicht sogar ausbauen. Und es wäre eine tolle Werbung für –»
    «Wie bitte?», blaffte ich. «Du willst, dass ich Stripteaseshows veranstalte, bei denen die Mädels meinen Gästen halb auf den Schoß krabbeln? So wie der Laden in Hove? Glaubst du ernsthaft, ich –»
    «Nein, nein, nicht diese Art von sexy», widersprach Shaun. «Mehr so, du weißt schon, jung, trendy. So was …»
    «Was?», fragte ich ungeduldig. «So was wie was?» «Ich weiß es auch nicht so genau», erwiderte er und legte die Stirn in Falten. «Aber nichts allzu Verruchtes. Etwas, wo auch Frauen hingehen, nicht nur Typen. Aber immer noch heiß.»
    Ich lachte in mich hinein, fragte mich, ob ich ihn darauf hinweisen sollte, dass ich eine Frau bin und sehr wohl auf verrucht stehe und es trotzdem heiß finde. «Wie heiß denn?», fragte ich. «Braucht man für heiß nicht sogar eine besondere Lizenz?»
    Shaun zuckte mit den Schultern. «Kommt drauf an, was du vorhast.»
    «Ich? Ich hab überhaupt nichts vor. Das ist deine Idee gewesen, Shaun.»
    Er nickte gedankenvoll, holte dann tief Luft, um seinen Brustkorb breit und wichtig aussehen zu lassen.
    «Also dann. Um das Ganze mal praktisch anzugehen, würde ich sagen, dass echter Sex auf der Bühne wohl nicht zur Debatte steht. Aber alles andere ist dir überlassen. In einem gewissen Rahmen, selbstverständlich.»
    Ich war zu perplex, um zu antworten. Es war ihm offenbar ziemlich ernst damit. Ich begriff das noch gar nicht so recht.
    Brighton hatte mehr als genug Orte, wo irgendwas mit Sex passierte. Neben der riesigen Schwulenszene mit ihren Bars, Discos, Striplokalen und Cabarets gibt’s eine Riesenmenge anderer Läden. Clubveranstaltungen schießen überall aus dem Boden – für Fetisch-Liebhaber oder Männer, die sich gern in Frauenkleidern zeigen, oder Frauen in Männerklamotten oder Salonlesben oder für Leute, die einfach gern in einer erotisch aufgeladenen Atmosphäre feiern möchten.
    Was absolut okay ist, aber nicht das, was ich machen möchte. Ich betreibe einen kleinen, eigenartigen Künstlerclub.
    Shaun redete weiter.
    «Betrachte es doch einmal so. Es würde das Image deines Clubs festigen. Du tust doch sowieso nicht die normalen Sachen, oder? Also bauen wir darauf auf. Wir etablieren KörperSprache als noch etwas szeniger, noch etwas mehr Untergrund. Riskant. Die Leute hier werden das mögen. Sie fühlen sich gern als Teil einer Szene, die etwas bewegen kann, die Trends setzt.»
    «Ich setze bereits Trends», widersprach ich ihm. «Herrje, ich stelle doch keine Autoren auf die Bühne, die irgendwelche netten Geschichtchen erzählen über … über Frühstück in der Toskana, oder?»
    «Siehst du?», meinte Shaun triumphierend. «Da sind wir schon wieder. Schriftsteller. Das sind doch bloß Leute, die auf der Bühne irgendwas lesen. Du musst deine Basis verbreitern. Der Club muss größer werden. Größer und besser.»
    Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. Meinem Empfinden nach ist größer nicht immer gleichbedeutend mit besser, und ich war absolut nicht in der Stimmung, jede Menge Zeit und Energie in eine neue Sache zu investieren – besonders wenn es sich um Sex und Risiko drehte. Davon gab es schon genug in meinem Privatleben. Ganz davon abgesehen,

Weitere Kostenlose Bücher