Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
beherrschte.
Was also sollte er tun? Schleunigst von hier verschwinden. Das Handy hatte er ja bereits, und alle weiteren Suchaktionen hatten nichts erbracht.
Aber dass er floh, das gehörte offensichtlich zu jenen Dingen, die sein Gegner oder seine Gegner von ihm erwarteten.
Mehrere Gegner
. Also, das war ein ernüchternder Gedanke.
Er musste also etwas Unerwartetes tun. Aber was konnte hier unerwartet sein? Gideon war in dem demolierten Auto ziemlich gut geschützt, aber alles, was er tat, um es zu verlassen, würde ihn exponieren.
Er war am Arsch.
Während er über seine Situation nachdachte, wurde ihm klar, dass der Mörder oder
die
Mörder ihn schon die ganze Zeit verfolgten. Inzwischen waren sie vermutlich schon in Stellung gegangen, nahmen seinen Käfig ins Visier, warteten nur darauf, dass er sich zeigte. Sie hatten den Kopf zu ihm hingerollt, weil sie sein Versteck kannten.
Aber es gab einen Ausweg. Zwar wäre das Vorgehen irrsinnig riskant, aber wenigstens hätte es den Vorzug, hier möglicherweise wieder lebend herauszukommen. Ihm blieb keine andere Wahl.
Er sah auf die Uhr. Dann zog er den Colt Python hinter dem Gürtel hervor und zielte sorgfältig auf das Schloss der Tür, die aus dem Lagerhaus hinausführte. Er drückte ab, der Schuss verursachte einen donnernden Hall in dem umschlossenen Raum, die Kugel traf die Tastatur der Alarmanlage. Abermals heulte die Sirene los.
Jetzt ging es darum, so lange zu warten, bis der Killer sich bemerkbar machte. Denn irgendwann musste der unbekannte Angreifer ja losstürmen. Und dann müsste er, Gideon, schleunigst von hier verschwinden.
Wer war der Mörder? Der Fahrer des schwarzen Geländewagens? Er musste es sein. Während der Verfolgungsjagd hatte der Mann ihn mit Sicherheit klar erkennen können.
Ein Schuss ertönte. Mit lautem Scheppern schlug die Kugel in das Taxiwrack ein, gefolgt von noch einem Schuss und noch einem. Es waren großkalibrige Kugeln, die durchs Blech schnitten wie durch Butter. Voll Entsetzen erkannte Gideon, dass der Mörder gar nicht vorhatte zu fliehen, zumindest nicht sofort. Er hatte den Mann zum Handeln gezwungen, was auch immer daraus werden würde.
Doch wenigstens wusste er jetzt, woher die Schüsse kamen. Gideon machte sich in dem Wrack ganz flach, wobei er hinter dem Motorblock blieb, zielte und wartete.
Bumm!
Der nächste Schuss. Gideon sah den Mündungsblitz und erwiderte augenblicklich das Feuer. Die Sirenen heulten bereits. Wie lange hatte es beim vorigen Mal gedauert, bis die Streifenwagen eintrafen? Ungefähr fünf Minuten.
Wieder schaute er auf seine Uhr. Drei Minuten waren bereits verstrichen.
Wieder drangen zwei Schüsse scheppernd durchs Autoblech und pfiffen links und rechts an Gideon vorbei, so dass kleine Stückchen Farbe auf ihn herabregneten, worauf er das Feuer abermals erwiderte. Die Sirenen wurden lauter, und dann hörte er, wie draußen mehrere Wagen laut quietschend zum Stehen kamen.
Hinter den Paletten sah er etwas Dunkles aufblitzen – endlich floh der Killer. Nachdem Gideon rücklings von dem zerstörten Rücksitz heruntergeglitten war, sprang er auf, bereit, zur Tür zu sprinten, aber schon wieder sausten zwei Kugeln an ihm vorbei. Als er sich zu Boden warf, sah er, dass der Mistkerl eine Finte benutzt, seine Flucht vorgetäuscht hatte, um ihn aus seinem Versteck zu locken. Gideon rollte sich ab, schoss und sah die schwarz gekleidete Gestalt in einer dunklen Ecke verschwinden. Offenbar kannte der Mörder spezielle Methoden, wie man ins Lagerhaus hinein- und wieder herauskommen konnte.
Plötzlich ertönte an der vorderen Tür lautes Klopfen; sie war noch immer verschlossen, die Sirene heulte. Dem Killer aus dem eigenen Versteck zu folgen wäre blanker Selbstmord; Gideon musste einen anderen Weg finden. Panisch blickte er sich um, aber die einzige mögliche Fluchtroute befand sich oben, durch irgendwelche Dachluken. Rasch spurtete er quer durchs Lagerhaus zu einem Metallpfeiler und begann, daran hinaufzuklettern.
»Aufmachen!«, brüllten die Polizisten. Wieder lautes Donnern, gefolgt vom Krachen eines Rammbocks.
Gideon kletterte immer höher, wobei er die Nieten als Stufen nutzte. Er erreichte einen Kehlbalken und kraxelte darauf entlang bis zu einem Eckblech, griff erneut nach oben, packte einen Dachstuhlträger und kletterte daran so weit hoch, bis er auf die Ebene der Dachluken gelangte.
Wieder knallte der Rammbock gegen die Metalltür, und wieder. Gideon dankte den Handwerkern mit einem
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