Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
Tresens, beugte sich vor und sagte leise und verschwörerisch: »Ich bin Geschäftsmann, reise allein.«
Ein kurzes, verständnisvolles Nicken.
»Ich möchte für heute Abend eine Begleitung engagieren. Sind Sie der Mann, mit dem ich mich darüber unterhalten muss?«
Ebenso leise sagte der Portier, wobei seine Stimme allerdings nichts verriet: »Wir haben einen Herrn, der solche Anfragen bearbeitet. Darf ich Sie bitten, mit mir zu kommen?«
Gideon folgte dem Mann durch die Lobby und durch eine Tür in einen Bereich mit kleinen Büros. Der Portier ging mit ihm in eines davon. Ein anderer Mann, ebenso diskret und fast identisch aussehend, erhob sich hinter dem Schreibtisch. »Bitte setzen Sie sich.«
Gideon nahm Platz, während der Portier das Büro verließ und die Tür hinter sich schloss. Der Mann setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, auf dem mehrere Telefone und Computer standen. »An was für einer Art Begleitservice wären Sie denn interessiert?«
»Nun.« Gideon lachte nervös auf und vergewisserte sich, dass er jede Menge Martinidämpfe ausatmete. »Einem Reisenden, der von seiner Familie fort ist, wird ein wenig einsam zumute. Sie wissen sicher, was ich meine.«
»Sicherlich«, sagte der Mann und wartete mit verschränkten Händen.
»Na ja, hm …« Er räusperte sich. »Ich möchte eine Europäerin. Blond. Sportlich kräftig. Über eins achtzig groß. Jung, aber nicht zu jung. Sie wissen schon, Ende zwanzig.«
Der Mann nickte.
»Hm, ist es möglich, spezielle Dienstleistungen von der Begleiterin zu erhalten?«
»Ja«, erwiderte der Mann nur.
»Nun, in dem Fall …« Er zögerte und sagte dann plötzlich: »Ich möchte eine Domina. Sie wissen, was das ist?«
»Das lässt sich machen.«
»Ich will die beste. Die erfahrenste.«
Langsames Nicken. »Die Escort-Dienste hier bei uns verlangen Vorkasse. Müssen Sie zur Bank, bevor ich alles arrangiere?«
»Nein, ich habe bereits vorgesorgt«, sagte Gideon mit nervösem Lachen und tippte auf die Brieftasche in seiner Anzugjacke. Verflucht noch mal, bei dieser Sache konnte sein letztes Geld draufgehen.
Der Mann erhob sich. »Und wann brauchen Sie Ihre Begleiterin?«
»So bald wie möglich. Ich hätte die Dame gern für Drinks, Dinner, dann den Abend bis, sagen wir, Mitternacht.«
»Wie Sie wünschen. Die Dame wird Sie in Ihrem Zimmer anrufen, sobald sie im Hotel eingetroffen ist.«
33
Gideon betrat die Bar und sah, dass sie ganz hinten saß, mit einem Glas in der Hand. Er war überrascht, wie gut sie aussah, hochgewachsen und schlank, nicht der muskulöse Roller-Derby-Typ, mit dem er gerechnet hatte. Er wiederum hatte den Anzug ausgezogen und trug enge schwarze Jeans, T-Shirt und Chuck-Taylor-Schuhe. Er ging zu ihr hin und setzte sich.
»Ich warte auf jemanden«, sagte sie mit australischem Akzent.
»Ich bin der Mann, auf den Sie warten. Gideon Crew, zu Ihren Diensten.« Der Barkeeper kam herüber. »Ich nehme, was sie hat.«
»Das wäre ein Pellegrino.«
»Igitt! Streichen Sie das und bringen Sie uns zwei doppelte Martini.«
Gideon registrierte, dass sie ihn anblickte, und meinte, in ihren Zügen einen Ausdruck freudiger Überraschung zu lesen.
»Ich dachte, ich würde irgendeinen alten Anzugträger treffen.«
»Falsch. Ich bin ein schlanker Nicht-Anzugträger. Und wie heißen Sie?«
Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. »Gerta. Wie alt sind Sie?«
»Ungefähr so alt wie Sie. Woher kommen Sie. Coomooroo? Goomalling?«
Sie lachte. »Spinnen Sie? Waren Sie schon mal in Australien?«
Er sah auf die Uhr. »Kommen Sie, wir gehen mit den Drinks ins Restaurant und bestellen uns etwas zu essen. Ich habe Kohldampf.«
Im Hotelrestaurant, nachdem er sie mit Chateau Pétrus und Kalbsbries verwöhnt hatte, schüttete er ihr sein Herz aus. Und zwar langsam, widerstrebend und nur nach sanftem Drängen. Er erzählte Gerta davon, wie er durch den Verkauf seines Unternehmens ein Vermögen gemacht hatte, wie er so hart gearbeitet hatte, dass er seinen kleinen Sohn kaum einmal zu Gesicht bekam, wie sich seine Frau von ihm scheiden ließ und dann beide bei einem Autounfall ums Leben kamen, wie er den kleinen Leichnam seines Söhnchens im Sarg auf der Totenfeier kaum erkannt hatte, weil es so lange her gewesen war, dass er ihn gesehen hatte … Und nun war er hier, ein Milliardär und so einsam, dass er das alles – alles – gegen eine Stunde mit seinem Sohn eintauschen würde. Eine Stunde von den vielen, die er weggeworfen hatte, um das ganze Geld
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