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Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt

Titel: Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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kam.

62
    Z wölf Stunden später fuhren sie durch Tennessee. Fordyce fläzte sich auf dem Beifahrersitz, den Kopf über den Laptop gebeugt. Seit zwölf Stunden brütete er nun schon über den Dateien, hatte Tausende davon durchsucht, aber keinen Treffer gelandet. Nichts als Entwürfe für Bücher, endlose Kapitel-Neufassungen, Korrespondenz, Gliederungen, Filmtreatments, Notizen und dergleichen. Allem Anschein nach war der Inhalt des Rechners ganz und gar dem Schreiben gewidmet und nichts anderem.
    Gideon sah kurz zu ihm hin. »Schon was gefunden?«, fragte er ungefähr zum dreißigsten Mal.
    Fordyce schüttelte den Kopf.
    »Was ist mit den E-Mails?«
    »Nichts von Interesse. Kein Briefwechsel mit Chalker, Novak oder irgendjemandem oben in Los Alamos.« Es wurde immer wahrscheinlicher, dachte Fordyce, dass es in Blaines Büro noch einen zweiten Computer gab, den Gideon nicht hatte mitgehen lassen. Aber er sagte nichts.
    Im Hintergrund hörte Gideon National Public Radio, das wie üblich eine Mischung aus Nachrichten und Spekulationen über den drohenden Atomangriff auf Washington brachte. Den Ermittlungsbehörden war es gelungen, das Datum des mutmaßlichen N-Day – heute – geheim zu halten, doch die massiven Truppenbewegungen, die Evakuierungsmaßnahmen in Washington und die vielen anderen Vorbereitungen in größeren Städten im ganzen Land fanden mehr und mehr Aufmerksamkeit in den Medien. Das Land befand sich im Zustand einer intensiven und eskalierenden Angst. Die Menschen ahnten, dass die Krise sich zuspitzte.
    Angst und Empörung beherrschten den Äther. Eine Vielzahl von selbsternannten Experten, TV-Sprechern und Politikern gaben einer nach dem anderen ihre widersprüchlichen Ansichten zum Besten, griffen die festgefahrenen Ermittlungen an und setzten ihre eigenen Auffassungen dagegen. Die Terroristen hatten ihren Angriff auf eine andere Großstadt verschoben. Die Terroristen hielten sich versteckt, warteten auf den richtigen Augenblick. Die Terroristen waren alle den Strahlentod gestorben. Die Terroristen waren Kommunisten, Rechtsradikale, Linksradikale, Fundamentalisten, Anarchisten, was auch immer.
    So ging es weiter und weiter. Fordyce konnte nicht anders, als mit einer Art angewiderter Faszination zuzuhören, und wollte Gideon bitten, das Radio auszuschalten, war aber dazu nicht in der Lage.
    Er sah auf die Straße vor ihnen. Sie näherten sich dem Stadtrand von Knoxville. Er streckte sich nochmals, warf wieder einen Blick auf den Laptop. Es war schier unglaublich, wie viele Dateien so ein Schriftsteller generierte. Er hatte die Dateien ungefähr zu zwei Dritteln durchgesehen, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als einfach damit weiterzumachen.
    Als er die nächste Datei öffnete, die OPERATION LEICHNAM überschrieben war, zuckte er zusammen, als er plötzlich Sirenengeheul hörte und Blaulicht im Rückspiegel sah. Er blickte auf den Tachometer und sah, dass sie noch immer 79 Meilen pro Stunde fuhren – in einer Zone, in der die Höchstgeschwindigkeit gerade eben auf 60 reduziert worden war.
    »Verdammter Mist«, murmelte er.
    »Ich habe keinen Führerschein dabei«, sagte Gideon. »Jetzt ist’s aus.«
    Fordyce legte das Notebook beiseite. Der Streifenpolizist ließ seine Sirene noch einmal aufjaulen. Gideon betätigte den Blinker, drosselte das Tempo, steuerte langsam auf den Standstreifen und kam zum Halten.
    »Improvisieren Sie«, sagte Fordyce und ging in Gedanken rasch alle Optionen durch. »Sagen Sie ihm, dass man Ihnen die Brieftasche gestohlen habe und dass Sie Simon Blaine heißen.«
    Der Streifenpolizist stieg aus dem Wagen und zog sich die Hose hoch. Ein Polizeibeamter des Bundesstaates, groß und kräftig, mit rasiertem Schädel, Blumenkohlohren, Sonnenbrille und abschätzig heruntergezogenen Mundwinkeln. Er kam herüber und klopfte ans Fenster. Gideon ließ es herunter.
    Der Streifenpolizist beugte sich vor. »Führerschein und Fahrzeugschein?«
    »Guten Tag, Officer«, sagte Gideon höflich. Er griff zum Handschuhfach, kramte darin herum und holte den Fahrzeugschein hervor, den er dem Polizisten gab. »Officer, mir ist auf einem Rastplatz irgendwo in Arkansas die Brieftasche gestohlen worden. Sobald ich wieder zurück in New Mexico bin, besorge ich mir einen Ersatz-Führerschein.«
    Stille, während der der Beamte sich den Fahrzeugschein ansah. »Sind Sie Simon Blaine?«
    »Ja, Sir.«
    Fordyce hoffte bloß, dass der Typ nicht viel las.
    »Sie sagen, Sie haben keinen

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