Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
Namen und meine Ausweisnummer durch, überprüfen Sie beides, aber bitte halten Sie uns nicht auf.«
Der Mann straffte sich. »Ja, Sir. Verstehe. Wir sind hier fertig, denke ich. Ich werde Ihr Nummernschild per Funk nach vorn durchgeben und alle Streifen informieren, dass Sie in einer offiziellen Strafverfolgungssache unterwegs sind, damit Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung zumindest bis zur Bundesstaatsgrenze überschreiten können.«
Fordyce drückte ihm kurz die Schulter. »Ich danke Ihnen. Sehr.« Er stieg wieder auf den Beifahrersitz; Gideon fuhr los. Nach einem Moment sagte Fordyce: »Vater ein Bundesstaatspolizist, der im Dienst erschossen wurde? Verdammt lahme Nummer. Zum Glück bin ich da gewesen, um die Kastanien aus dem Feuer zu holen.«
»Sie hatten einen Dienstausweis, ich nicht«, antwortete Gideon. Dann fügte er widerwillig hinzu: »Trotzdem, gut gemacht.«
»Da haben Sie verdammt recht.« Fordyce runzelte die Stirn. »Wenn’s uns denn nützt. Wir sind jetzt – wie lange noch? – sieben Stunden vor D. C. und haben noch immer keine Ahnung, was Blaine vorhat. Der Laptop hier ist so rein wie jungfräulicher Schnee.«
»Es muss etwas drauf sein. Man kann nicht eine solche Riesenverschwörung planen, ohne dass es auf irgendeine Weise auf die eigene Arbeit durchschlägt.«
»Und wenn wir uns irren? Und wenn er nun doch unschuldig ist?«
Gideon verstummte. Dann schüttelte er den Kopf. »Aus persönlichen Gründen wünscht ein riesengroßer Teil von mir, dass er es wäre. Aber er steckt hinter der Sache. Es muss so sein. Nichts anderes ergibt Sinn.«
Fordyce beschlich ein mattes Gefühl der Vergeblichkeit, und er widmete sich wieder der OPERATION LEICHNAM. Ihm schwante, was er finden würde, das Gleiche nämlich wie in all den anderen unzähligen Dateien: die Arbeit eines engagierten und produktiven Schriftstellers.
Bei OPERATION LEICHNAM handelte es sich um eine zehnseitige Inhaltsangabe für einen Roman, den Blaine offenbar nie geschrieben hatte – zumindest nicht unter dem Titel. Fordyce rieb sich die Augen und begann, die Zusammenfassung zu überfliegen, dann hielt er inne. Als er auf den Bildschirm sah, blieb ihm fast das Herz stehen. Er blinzelte einmal, zweimal. Dann ging er zurück zum Anfang und fing wieder von vorn an, langsamer diesmal.
Als er am Ende angekommen war, blickte er zu Gideon. »O mein Gott«, sagte er leise. »Sie werden das nicht glauben.«
63
G ideon versuchte, sich auf die Straße zu konzentrieren, während Fordyce zu reden begann. »In dem Notebook hier befindet sich ein zehn Seiten langes Exposé für ein Buch. Der Titel lautet Operation Leichnam. «
Gideon ging leicht vom Gas und drosselte das Tempo auf 80 Meilen, damit er Fordyce mehr Aufmerksamkeit schenken konnte. »Ein Buchexposé?«
»Ja. Der Entwurf für einen Thriller.«
»Über Atomterroristen?«
»Nein. Über Pockenviren.«
»Pocken? Was haben denn Pockenviren mit unserer Geschichte zu tun?«
»Hören Sie mir einfach zu.« Fordyce machte eine Pause und sammelte seine Gedanken. »Zunächst einmal müssen Sie einige Hintergrundinformationen verstehen. Der Entwurf erklärt, dass die Pocken als Krankheit im Jahr neunzehnhundertsiebenundsiebzig vollständig ausgelöscht wurden. Alle Viruskulturen, die in Labors gehalten wurden, wurden vernichtet … bis auf zwei. Die eine befindet sich zurzeit im Staatlichen Forschungszentrum für Virologie und Biotechnologie in Koltsovo, Russland. Die andere befindet sich im USAMRIID in«, Fordyce machte eine Kunstpause, »Fort Detrick, Maryland.«
Gideon lief es kalt den Rücken runter. »Sagen Sie bloß.«
»In dem Entwurf wird die Geschichte einer Bande erzählt, die plant, die Pockenviren aus Fort Detrick zu stehlen. Die Bande will die Viren in die Finger bekommen und droht damit, sie freizulassen, um die Menschheit zu erpressen. Sie fordert hundert Milliarden Dollar und ein eigenes kleines Land – eine Insel im Pazifik. Sie plant, die Pockenviren als Schutz, als eine Art Garantie auf ihrer Insel zu behalten und dort in Saus und Braus zu leben.«
»Bislang kann ich da keinen Zusammenhang erkennen.«
»Das Entscheidende ist die Art und Weise, wie diese Leute die Pockenviren stehlen wollen. Nämlich indem sie ein islamistisches Terrorkomplott erfinden, im Zuge dessen in D. C. eine Atombombe hochgehen soll.«
Gideon blickte den Agenten an. »Wahnsinn.«
»Und jetzt kommt der Hammer: Die Bande täuscht das Terrorkomplott mittels eines verstrahlten
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