Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
wieder mit einem Lächeln an Gideon. »Wozu wir nicht Zeit haben, das ist für einen Unfall. Offen gesagt, Gideon, ich halte Sie nicht für die Art Person, die in der Lage wäre, das auf den Boden zu werfen. Und dadurch Millionen Menschen zu töten.« Er hob fragend eine Braue.
»Ich werde es tun, wenn Sie die Viren dadurch nicht in die Finger bekommen.«
»Aber Sie haben doch noch gar nicht gehört, was wir damit vorhaben!« Der Satz wurde auf freundlich protestierende Art geäußert.
Gideon schwieg. Blaine wollte zu Wort kommen – dann sollte er doch.
»Ich war beim britischen Geheimdienst, bekannt als MI6. Hauptmann Gurulé hier ist von der CIA. Dart ist nicht nur bei NEST involviert, sondern hat auch für einen geheimen Nachrichtendienst gearbeitet. Weil wir beide vom Geheimdienst herkommen, wissen wir etwas, das Sie nicht wissen, und das ist Folgendes: Amerika befindet sich im Geheimen im Krieg. Mit einem Feind, gegen den die ehemaligen Sowjets wie ein Haufen tolpatschiger Polizisten wirken.«
Gideon wartete.
»Das Überleben unseres Landes hängt am seidenen Faden.« Blaine unterbrach sich, atmete durch und begann von neuem: »Lassen Sie mich Ihnen etwas über diesen Feind erzählen. Er ist entschlossen. Er ist sachlich, äußerst strebsam und hochintelligent. Er besitzt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, die zehnmal so schnell wächst wie unsere. Er verfügt über ein enorm großes und schlagkräftiges Militär, besitzt fortgeschrittene Weltraumwaffen und das am schnellsten wachsende Kernwaffenarsenal der Welt. Dieser Feind spart vierzig Prozent dessen, was er verdient. Er hat mehr Hochschulabsolventen als Amerika Einwohner. Im Land des Feindes studieren mehr Menschen Englisch, als es englischsprechende Menschen auf der ganzen Welt gibt. Er weiß alles über uns, und wir wissen beinahe nichts über ihn. Dieser Feind ist skrupellos. Er ist die letzte kolonialistische Großmacht auf der Erde, die viele der ehemals unabhängigen Länder, die sie umgeben, besetzt und schikaniert. Dieser Feind hat schamlos und offen unser geistiges Eigentum im Wert von Billionen Dollar gestohlen. Er hält sich nicht an die Regeln des internationalen Rechts. Er unterdrückt die Freiheit der Rede, unterdrückt die freie Ausübung der Religion und ermordet und inhaftiert fast täglich Journalisten und Dissidenten. Er hat offen den Markt für Seltene Erden manipuliert, die für unsere elektronische Welt unerlässlich sind. Dieser Feind, der kaum Öl besitzt, kontrolliert heute die Technologien und Märkte für Sonnen-, Wind- und Atomenergie. Als solcher ist er im Begriff, das neue Saudi-Arabien zu werden. Dieser Feind hat durch unfaire Währungs- und Handelspraktiken beinahe drei Billionen unserer eigenen Dollar angehäuft. Würde die Summe auf den Weltmarkt geworfen, würde sie ausreichen, unsere Währung zu vernichten und unsere Volkswirtschaft an einem einzigen Tag zu zerstören. Im Grunde hat er uns an den Eiern. Und am schlimmsten von allem: Dieser Feind verachtet uns. Er sieht, wie wir in Washington Politik betreiben, und ist zu dem Schluss gelangt, dass unser demokratisches System einen Riesenirrtum darstellt. Und er hält uns Amerikaner für eine schwache, faule, weinerliche, wichtigtuerische ehemalige Weltmacht mit einem Hang zur Überheblichkeit. Hierin hat er vermutlich recht.«
Blaines unablässige, wie hypnotisierende Rede hörte auf. Anschließend atmeten alle schwer, auf den Gesichtern glänzte Schweiß. Gideon war speiübel, so als hätten die Sätze ihn körperlich geprügelt. Immer noch hielt er die Pockenviren hoch.
»Der Feind hat die Bevölkerung, das Geld, die Intelligenz, den Willen und den Mumm, uns an den Bettelstab zu bringen. Er hat spezielle Pläne, die genau das vorsehen. Und mehr noch: Er ist dabei, es zu tun. Während Amerika bloß auf seinem Hintern hockt und nichts dagegen unternimmt. Es ist ein einseitiger Krieg: Der Feind kämpft, wir kapitulieren.« Der Schriftsteller beugte sich vor. »Nun, Gideon, nicht jeder Amerikaner ist bereit, sich zu ergeben. Die in diesem Raum befindlichen Personen, dazu eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten, werden das nicht zulassen. Wir werden unser Land retten.«
Gideon versuchte verzweifelt, seine Gedanken zu ordnen. Blaine war ein starker, überzeugender und charismatischer Redner. »Und die Pockenviren? Wo kommen die ins Spiel?«
»Das haben Sie sicherlich schon erraten. Wir werden sie in fünf Städten des Feindes freilassen. Die große
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