Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
würde. »Kommen Sie, Stone, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Trotzdem zögerte Fordyce, aber dann streifte er zu Gideons Erleichterung den Schutzanzug über.
»Warten Sie. Ich muss erst Ihre Vollmachten sehen. Und ich soll Ihnen dabei helfen, Ihre Anzüge auszuwählen.«
Fordyce zog den Reißverschluss seines Anzugs hoch und schenkte dem Mann ein freundliches Lächeln. »Der Papierkram ist schon unterwegs. Und danke, aber wir kennen unsere Größe bereits.«
»Ich muss wenigstens Ihre Ausweise sehen.«
»Ich soll das hier wieder ausziehen, damit Sie meinen Ausweis sehen können?«
»Na ja, ich muss ihn eben sehen.«
Fordyce lächelte und legte dem Burschen die Hand auf die Schulter. »Wie heißen Sie?«
»Ramirez.«
»Reichen Sie mir mal die Atemschutzmasken dort.«
Ramirez reichte ihm die Masken. Fordyce gab eine an Gideon weiter.
Gideon nahm sie. »Dart hat uns persönlich autorisiert. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, rufen Sie ihn an.«
Ramirez sah immer noch Fordyce an. »Na ja, Dart wird nur sehr ungern gestört …«
Fordyce setzte die Atemschutzmaske auf – was verhinderte, dass er weiter mit Ramirez sprechen konnte. Gideon folgte seinem Beispiel. Die Atemschutzmaske war mit einem kleinen Funksender ausgestattet. Er schaltete ihn ein, stellte ihn auf einen privaten Kanal und bedeutete Fordyce, das Gleiche zu tun.
»Hören Sie mich, Fordyce?«
»Laut und deutlich«, gab Fordyce’ Stimme knisternd zurück.
»Fangen wir an, bevor es, äh, zu spät ist.«
Sie drängten sich an Ramirez vorbei.
»Warten Sie«, sagte Ramirez entschuldigend. »Ich muss wirklich Ihre Ausweise sehen.«
Gideon hob seine Atemschutzmaske an. »Die zeigen wir Ihnen, wenn wir die Anzüge wieder ausgezogen haben. Sie können aber auch bei Dart anrufen, aber passen Sie auf, dass Sie ihn im richtigen Augenblick erwischen. Er ist momentan ziemlich reizbar.«
»Das können Sie laut sagen«, sagte Ramirez und schüttelte den Kopf.
»Sie können sich also vorstellen, wie genervt er reagieren wird, wenn seine beiden handverlesenen Jungs aufgehalten werden.«
Gideon schob sich die Atemschutzmaske wieder über den Kopf, bevor Ramirez antworten konnte. Sie stiegen über die letzte Barriere und gingen mit langen Schritten auf das Reihenhaus zu.
»Gute Arbeit«, sagte Gideon über Funk und lachte. »Und übrigens: Diese Anzüge bringen gar nichts.«
»Finden Sie das lustig?«, sagte Fordyce, plötzlich ärgerlich. »Ich schlage mich mit diesem Mist schon meine ganze Karriere herum, und es ist nichts Komisches daran. Und übrigens: Ich werde behaupten, dass es Ihre Idee gewesen ist.«
Sie sahen sich kurz in der Erdgeschosswohnung um, in der Chalker die letzten beiden Monate seines Lebens verbracht hatte. Sie war klein und karg eingerichtet: ein winziges Zimmer nach vorn heraus, eine kleine Einbauküche, ein Bad und ein Zimmer nach hinten mit nur einem Fenster. Die Wohnung war makellos sauber und roch leicht nach Bohnerwachs und Putzmittel. Sechs NEST-Mitarbeiter gingen langsam umher, scannten die Umgebung mit diversen Geräten, sammelten Fasern und Staubpartikel vom Boden auf, schossen Fotos. Nichts war angerührt worden.
Das vordere Zimmer war leer, bis auf einen kleinen Teppich an der Tür mit einer Reihe Flipflops, sowie einem zweiten kleinen, aber dicken Perserteppich in der Mitte.
Gideon blieb stehen und starrte auf den Teppich. Er lag nicht parallel zu den Zimmerwänden, sondern im spitzen Winkel.
»Gebetsteppich«, ließ sich Fordyce’ Stimme vernehmen. »Er zeigt in Richtung Mekka.«
»Klar. Natürlich.«
Der einzige weitere Gegenstand im Zimmer war ein Koran, der aufgeschlagen auf einem reichverzierten Büchergestell lag. Fordyce schaute sich den Band genauer an. Es handelte sich um eine zweisprachige Ausgabe, Englisch und Arabisch, ziemlich zerlesen. Viele Seiten waren mit Lesezeichen markiert.
Es wäre interessant zu erfahren, welche Verse Chalkers besondere Aufmerksamkeit erregt hatten. Gideon warf einen Blick auf die Seite, auf der der Koran aufgeschlagen war, und sofort fiel ihm ein Vers auf, der markiert worden war.
Hat Euch die Kunde vom Überwältigenden Ereignis erreicht?
An jenem Tage werden einige Gesichter gedemütigt aussehen, gezeichnet von großer Mühe und Erschöpfung.
Sie werden in einem starken Feuer brennen.
Sie werden aus einem kochenden Quell zu trinken bekommen.
Er blickte Fordyce an, der ebenfalls das Buch betrachtete. Er nickte langsam.
Fordyce deutete zur Küche, dann ging
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