Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
er hinein, um sie sich genauer anzusehen. Genauso sauber und leer wie der Rest der Wohnung. Alles stand da, wo es hingehörte.
»Dürfen wir den Kühlschrank öffnen?«, fragte Gideon Fordyce über Funk.
»Fragen Sie nicht. Tun Sie’s einfach.«
Gideon zog die Tür auf. Im Kühlschrank befanden sich ein Karton Milch, eine Packung Datteln, Reste einer Pizza im Karton, ein paar Packungen mit chinesischen Lebensmitteln und diverse andere Dinge. Der Tiefkühlschrank enthielt tiefgefrorene Lammkarrees, Ben-&-Jerry’s-Eiscreme und eine Packung Mandeln mit Schale. Beim Schließen der Tür fiel Gideon ein Kalender auf, der mit einem Magneten an der Seite des Kühlschranks befestigt war. Ein Foto des Tadsch Mahal füllte die obere Hälfte. Auf dem Kalendarium darunter waren in Chalkers Handschrift mehrere Termine eingetragen. Gideon betrachtete sie interessiert, während Fordyce von hinten an ihn herantrat.
Gideon nahm den Kalender und blätterte die Vormonate durch. Die Kalenderblätter waren voll mit kryptischen Verabredungen. »Meine Güte«, murmelte er ins Headset und ließ die Seiten zurück auf den aktuellen Monat fallen. »Haben Sie das gesehen?«
»Was?«, fragte Fordyce und starrte auf das Kalendarium. »Da steht nichts.«
»Das ist es ja. Die Verabredungen hören einfach auf. Nach dem Einundzwanzigsten dieses Monats ist kein Termin mehr eingetragen.«
»Was bedeutet?«
»Dass wir hier den Terminkalender eines Selbstmordattentäters vor uns haben. Und sämtliche Eintragungen enden in zehn Tagen, von heute an gerechnet.«
13
A ls sie wieder auf die Straße traten, wirkte die Straßenbeleuchtung nach der schummrigen Wohnung besonders grell. Gideon blinzelte, damit seine Augen sich an das Licht gewöhnten.
»Zehn Tage«, sagte Fordyce und schüttelte den Kopf. »Glauben Sie, dass diese Leute nach allem, was passiert ist, ihren Zeitplan einhalten wollen?«
Gideon sagte: »Ich halte es sogar für durchaus möglich, dass sie ihre Aktion vorverlegen.«
»Jesus Christus.« Ein Hubschrauber flog tief über sie hinweg, ein Netz mit Strahlungsdetektoren hinter sich herziehend. Gideon hörte und sah weitere Hubschrauber mit Scheinwerfern, die über verschiedenen Bereichen der Stadt am Himmel schwebten.
»Die suchen nach dem Labor der Terroristen«, sagte Fordyce. »Was glauben Sie, wie weit hätte Chalker zu Fuß gehen können bei seinen Strahlenschäden?«
»Nicht weit. Einen halben Kilometer oder so.«
Sie waren fast bei den Absperrungen angekommen. Gideon zog seine Atemschutzmaske vom Gesicht und sagte: »Die Anzüge behalten wir.«
Fordyce musterte ihn. »Allmählich glaube ich, es gefällt Ihnen, Bewegung in die Sache zu bringen.«
»Uns bleiben zehn Tage. Also, ja, bringen wir Bewegung in die Sache. Und zwar kräftig.«
»Wofür brauchen wir die Anzüge?«
»Um in das Laboratorium der Terroristen hineinzukommen. Nach dem wir suchen werden – jetzt, auf der Stelle. Die Lagerhäuser von Long Island City befinden sich auf der anderen Seite vom Queens Boulevard. Es ist naheliegend, mit der Suche dort zu beginnen. Nachdem er verstrahlt worden war, konnte sich Chalker nicht mehr weit vom Ort des Unfalls entfernen. Er konnte sich kaum noch bewegen.«
Fordyce sagte zumindest nicht nein zu Gideons Vorschlag. Sie erreichten ihren Wagen, zogen die Anzüge aus und warfen sie in den Kofferraum. Gideon hatte das Funkgerät vorher abgenommen und behielt den Stöpsel im Ohr, damit er den Funkverkehr abhören konnte. Fordyce startete den Motor. Während sie die Absperrungen passierten und langsam durch die schaulustige Menge hindurchfuhren – unglaublich, dass die um drei Uhr morgens noch ausharrten –, begann sich auf einmal etwas zu verändern. Es kam Bewegung in die Menge, eine Welle der Angst, ja sogar Panik. Die Leute fingen an, sich zu entfernen, langsam zuerst, dann schneller. Rufe und ein paar Schreie waren zu hören, und dann fingen die Leute an zu rennen.
»Was zum Teufel geht da vor?«, fragte Fordyce.
Ein abgerissener Teenager auf einem Skateboard sauste an ihnen vorüber, weitere Personen strömten vorbei. Ein Mann kam mit hochrotem Kopf von hinten angelaufen, packte den Griff der rückwärtigen Tür und riss sie auf.
»Was ist denn los?«, schrie Gideon.
»Lassen Sie mich rein!«, rief der Mann. »Die haben eine Bombe!«
Gideon langte nach hinten und schubste den Mann weg. »Suchen Sie sich einen anderen Wagen.«
»Die wollen eine Atombombe in der Stadt hochgehen lassen!«, rief der andere
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