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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Es waren enge Straßen, noch schmaler wegen kleiner, glänzender Autos. Hinter einem roten MG tauchte ein Hund auf und rannte ihnen in den Weg. Sie spürten und hörten, wie die Reifen ihn ergriffen und zermalmten. Hier wurden Hunde höher bewertet als Kinder. Dafür würde man sie auf Kanal 10 heute abend verteufeln.
    Dann gelangten sie zur Punt Road, immer noch in Richtung Süden, nun in schneller Fahrt, aber nicht schneller als irgendein anderer kampfbereiter Fahrer während des Feierabendverkehrs. An der Ampel ein zügiges Rechtsabbiegen auf die Commercial Road, dann freie Fahrt bis zur St. Kilda Road. Ein paar Blocks nördlich fuhren sie auf der Busspur, dann schnell links, wieder links und mit einem leichten Aufsetzer über die Rampe auf die unterirdische Ebene zur Garage.
    Wyatt entfernte die Folien mit dem Schriftzug und schraubte die falschen Nummernschilder ab. Hobba gesellte sich zu Pedersen in den Laderaum. Wyatt hörte, wie sie sich berieten. Dann stieg Pedersen aus. »Wyatt, ich kann nicht bohren – er ist mit einem Stahlgitter gefüttert, das braucht Stunden. Ich muß ihn sprengen.«
    »Geht das, ohne daß das Geld Schaden nimmt?«
    »Kleinigkeit.« Pedersen demonstrierte es mit den Händen.
    »Ich werde die Sprengung auf das Schloß konzentrieren. Kein herumfliegendes Metall, nur ein bißchen Qualm und Lärm.«
    Wyatt nickte. Er half ihnen, den Safe auszuladen, fuhr den Van zurück und schloß die Garagentür hinter ihnen. Dann ließ er Pedersen und Hobba den Plastiksprengstoff anbringen und ging mit einem Funkgerät nach oben auf die Straße. Nach fünf Minuten fragte Hobba: »Alles klar?«
    Der Feierabendverkehr auf der St. Kilda Road li nks von Wyatt und auf der Queens Road rechts von ihm war ziemlich dicht, aber hier, vor dem grau- und pinkfarbenen Apartm ent, war kein Verkehr. Er hatte noch an Sugarfoot Younger gedacht, aber es gab keinen Hinweis, daß Sugarfoot in der Nähe war. »Alles klar.«
    »Wir sprengen jetzt.«
    Es gab ein dumpfes Geräusch, als würde man eine Tür weit entfernt zuschlagen. Das Funkgerät knackte, als hätte Hobbas Hand es reflexartig an sich gezogen.
    Wyatt wartete. Sie brauchten lange. Er fragte: »Alles okay?«
    »Wart ’ne Sekunde«, antwortete Hobba. »Meine verdammten Ohren. Überall ist Rauch.«
    Zwei Minuten später knackte das Funkgerät wieder. Wyatt hörte Hobba sagen. »Du kleine Schönheit.«
    Wyatt ging wieder über die Rampe hinab und fuhr den Van neben den Safe in die Garage. Er konnte den Rauch riechen; die Luft war immer noch dick. Hobba und Pedersen waren über den Safe gebeugt, der sich von der Wucht der Explosion schwarz verfärbt hatte. Die kleine Tür stand offen, versengt und verbogen, und ermöglichte den Blick auf kleine Bündel aus Fünfzig- und Hundertdollarnoten. Hobba konnte nicht abwarten. Er stopfte das Geld in eine Tasche der Quantas-Fluggesellschaft.
    Wyatt ließ die Verschlüsse seines Overalls aufschnappen.
    »Ich werde den Van morgen entsorgen, aber ihr beide werdet hier nicht mehr herunterkommen, deshalb schaut genau nach, ob ihr alles habt. Max, du kümmerst dich um die Overalls und die Mützen.«
    Pedersen antwortete erst nicht. Dann stieß er ein kurzes Lachen aus und zu Hobba gewandt, sagte er: »Hör dir mal bitte den an, Hobba. Lächle mal, Wyatt. Wirf einen Blick auf die hübsche Beute.«
    Wyatt tat, als hörte er ihn nicht. Er stopfte seinen Overall, die Handschuhe und die Wollmütze in eine Einkaufstüte, dann zog er die Mütze wieder heraus und wischte damit die drei .38er Revolver ab.
    »Vergiß es, Max«, sagte Hobba.
    »Der geht mir ganz schön auf den Sack«, sagte Pedersen.

Neunundzwanzig
    Nach den anfänglichen Ängsten und der Aufregung, als sie da so auf dem Teppich saßen, Handgelenk an Handgelenk, sagte Finn, um ihre Reaktionen zu testen: »Das war eine persönliche Sache, bestimmt.«
    Er beobachtete sie. Der Klient hatte nichts damit zu tun, da gab es kein Problem. Amber, dem Weinen nahe, schniefte und fragte: »Persönlich?« Anna schenkte ihm einen gleichmütigen Blick. Seit neuestem wußte er nie, was in ihrem Kopf vorging.
    »Es war nicht viel im Safe«, sagte er. »Jemand ist nur darauf aus, mir eins auszuwischen, das ist alles.«
    »Wer?« fragte Amber beunruhigt und kläglich. Sie hob eine Hand, um sich die Nase zu reiben, stellte fest, daß das nicht ging und lehnte sich dahin, wo ihr Handgelenk an das von Anna geschlossen war. Anna sah ihr ausdruckslos zu.
    »Damit werde ich schon fertig«, sagte

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