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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Familien und Wochenendausflügler, die mit Vierradantrieb aus der Stadt flohen, Pferde- und Bootsanhänger hinter sich herziehend. Der Anblick gruselte ihn. Auf dieser Seite der Bay war die dörfliche Atmosphäre längst verflogen. Wohnhäuser im Stil kalifornischer Begräbnisinstitute wetteiferten um eine vorteilhafte Lage an den begradigten Hängen, die zu den Stränden führten. Hier wurde der Wert in Sonnenterrassen bemessen, in Poolgrößen, Garagenkapazitäten. Überall entlang der Küste waren Immobilienfirmen den Bars in einem Verhältnis von vier zu eins überlegen, und die Stadträte rieben sich die von Fitneß gebräunten Hände, sie wußten von allem die Kosten zu schätzen, aber von nichts den Wert. Schließlich bog er frustriert ab, nahm Nebenstraßen nach Shoreham.
    Im Cottage war es kalt. Während Anna das Haus erkundete, die Schuppen und den Garten, hackte er Holz, stapelte die Scheite im Wohnzimmerkamin und zündete ein Feuer an.
    Er nahm die Gerüche wahr – das Kaminholz, die See, Anna Reid. Seine Muskeln schmerzten leicht, doch war es angenehm. Bald würden sie sich lieben, und danach würde er sie auf einen Strandspaziergang mitnehmen.
    Er dachte darüber nach, wie es sein könnte. Sie könnten sich gelegentlich treffen, es würde nirgendwohin führen, und das würde ihnen beiden passen.
    Er fragte sich, wie sehr sie in ihrem Job aufgehe. Sie hatte gesagt, sie habe sich in den vergangenen paar Tagen wieder lebendig gefühlt. Sie könnte ihm nützlich sein. Er hatte mindestens ein Dutzend Pläne im Kopf, die eine Frau erforderten.
    Inzwischen würde er seinen Anteil des Geldes verstecken und in der nächsten Woche diskret anfangen, es zu waschen. Ein paar kleinere Depots anlegen, einige Gemälde kaufen, ein paar Aktien und Fondanteile.
    Als sie den Raum betrat, sah er hoch. Dieses eine Mal war er nicht daran interessiert, seine üblichen sechs Monate an einem warmen Ort zu verbringen.

Zweiunddreißig
    Die Belohnung war ausgesetzt. Alles, was Bauer nun tun konnte, war warten. Er verbrachte den Morgen in seiner Werkstatt, stellte einen Musiksender mit bekannten Hits ein, summte zu Neil Diamond, Frank Sinatra, Liza Minnelli und manchmal zu etwas Ungewöhnlicherem wie Joan Armatrading.
    Das Summen half ihm, sich zu konzentrieren. Auf der Werkbank vor ihm lag ein Paket mit Hohlmantel-Patronen, Kaliber 38. Er nahm fünf auf einmal, brach die Projektile aus ihren Messingmänteln und spannte sie in einen kleinen Schraubstock. Er füllte die Hohlräume mit Quecksilber aus einer Tropfkanne, versiegelte sie mit Wachs, das er über einem Bunsenbrenner erwärmt hatte und paßte sie wieder in die Metallmäntel ein.
    Möglicherweise würde er diese Patronen nie benutzen, aber es gefiel ihm, sie parat zu haben. Bei einem Kaffer hatte er mal beobachten können, welchen Schaden sie in dessen Rücken angerichtet hatten. Das Quecksilber suchte sich seinen Weg aus dem Hohlraum, verteilte sich und hinterließ schwere Wunden, die hohen Blutverlust und den sicheren Tod bedeuteten. Bauer summte zu Barry Manilow, während seine Finger geschickt die Patronen hielten.
    Auf der Werkbank stand ein Telefon. Er war geduldig. Irgend jemand würde anbeißen, angelockt von zehntausend Dollar.
    Hier fühlte er sich sicher. Es gab kein Fenster. Das Mobiliar bestand aus einer Werkbank, einem Stuhl, einer Neonlampe, Werkzeugschränken, Regalen und einem kleinen Kleiderschrank. Seine Gewehre und Pistolen befanden sich hinter Glas in einem Hängeschrank an einer der Wände. Die Luftfeuchtigkeit war reguliert, und Bauer reinigte und ölte seine Waffen regelmäßig. Regale an einer anderen Wand enthielten Fernrohre, getönte Schießbrillen, Ohrenschützer, Waffenöl, Stofflappen, Bürsten und Schachteln mit Munition. An der Wand über der Werkbank, unter militärischen Vermessungskarten, war ein Regal mit Handbüchern und älteren Ausgaben von Soldier of Fortune.
    Der Kleiderschrank befand sich in der Nähe der Tür. In ihm waren die Jacken und Hosen, die er bei der Jagd und bei Schießübungen trug. Ein Teil der Kleidung war schwarz, anderes in Khaki- oder Tarnfarben. Auf dem Boden standen Gummi- und Canvasstiefel. Die Schubladen waren voll mit Gürteln, Netzen, Karabinerhaken, T-Shirts, Sturmmasken und Pistolenhalftern. Wohlvertrautes Gerät, ähnlich dem, das er vor fünfzehn Jahren getragen hatte, als er Terroristen über die Grenze nach Mosambik verfolgt hatte. Heutzutage kaufte er das Zeug über eine Versandfirma, die einen Stand

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