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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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»Machen Sie schon.«
    Wyatt trat zu. Der Tisch flog gegen Hickeys Oberschenkel. Er schrie auf, fiel vornüber, und Wyatt packte Hickey am Kragen und hieb seinen Kopf auf die Tischplatte. Hickey stöhnte und sank zu Boden.
    Wyatt lauerte, horchte, rechnete mit dem herbeilaufenden jungen Polizisten. Als nichts geschah, steckte er Hickeys Funkgerät ein, schnitt die Telefonschnur durch und ging leise durch die Wohnungstür. Etwas weiter den Flur entlang befragte der junge Polizist eine ältere Frau. Sie hatte nichts gesehen, wußte wenig über Mr. Hobba, außer daß er für sich blieb, nie Lärm machte, nicht wie andere, von denen sie eine Menge berichten könnte.
    Wyatt war dabei, zu überlegen, wie er den jungen Polizisten entwaffnen konnte, als er schwere Schritte im Flur hörte, die Richtung Treppenhaus gingen und dann allmählich leiser wurden. Er stand an der Tür. Der Flur war leer. Er ging zum Treppenhaus, lauschte, dann stürzte er sich in den Gestank und rannte die acht Etagen hinunter. An einer Stelle drängelte er sich durch ein Knäuel von Jugendlichen, die offenbar Amphetamine von einem gleichaltrigen Dealer erstanden. Er hörte schwach, wie jemand überrascht die Luft anhielt.
    Im Erdgeschoß wurde er langsamer, trat lässig auf den Vorplatz hinaus und warf das Funkgerät in einen Mülleimer. Niemand beachtete ihn. Sein Auto stand da, wo er es verlassen hatte. Aber da stand auch der Polizeiwagen, ein nicht gekennzeichneter Commodore, der hinter einem Gebäudevorsprung geparkt war. Er konnte es sich nicht noch einmal leisten, diese Art von Einzelheiten zu übersehen.
    Die Frage war, hatte Hobba versucht mit einem Deal die Gefahr abzuwenden, und Anna Reids Namen im Tausch gegen sein Leben preisgegeben?

Vierzig
    Wyatt steuerte den Hertz Falcon die Royal Parade entlang und dachte nach.
    Hobba war gefoltert worden, um Informationen preiszugeben. Aber was wußte er, das Sugarfoot nutzen konnte? Es wäre Hobba nicht in den Sinn gekommen, das Versteck zu erwähnen – soweit er wußte, hatten sie es geräumt. Er würde Pedersens Adresse weitergeben und von Rossiter erzählen, aber Sugarfoot wußte das alles ohnehin.
    Damit blieb noch die Beteiligung von Anna Reid. Nun würde Sugarfoot auch von ihr wissen.
    Wyatt nutzte die Lücken im Verkehr. Es gab die Möglichkeit, daß Sugarfoot Pedersen überwachen würde, aber schließlich würde er die Geduld verlieren oder verschwinden, wenn die Bullen kämen – und das würden sie. Sie würden alle Bekannten von Hobba überprüfen. Die andere Möglichkeit: Sugarfoot war auf der Suche nach Anna Reid.
    In der Nähe der Universität bog Wyatt ab und fuhr in ein Netz von Seitenstraßen. Anna lebte in einem kleinen viktorianischen Haus in einer Straße, in der alle Häuser sich ähnelten. Er fuhr langsam vorbei. In ihrem Haus war es dunkel. Er steuerte den Falcon vier Blocks weiter, parkte und stieg aus. Es nieselte. Wassertropfen perlten auf seiner Kleidung, und bald fühlte er sich zum zweiten Mal an diesem Tag feucht und kalt. Ihm fiel ein, daß er nichts gegessen hatte. Er hielt an einem Imbiß, kaufte eine Frikadelle, Kaffee und eine Tafel Schweizer Schokolade. Auf dem Weg zu Annas Straße schluckte er alles herunter. Das Essen und der heiße Kaffee belebten ihn. Er hoffte, daß ihm die Schokolade wieder Kraft geben würde.
    Er überquerte die erste Kreuzung, die an den Block grenzte, in dem sich Annas Haus befand, dann umkreiste er ihn, um über die Kreuzung am anderen Ende des Blocks zu laufen. Jedesmal sah er Annas Straße hinunter. Er entdeckte keine ungewöhnlichen Aktivitäten.
    Er tat das, was er immer in solchen Situationen tat – überprüfte jeden Garten, den Rücksitz jedes Wagens und berührte jede Motorhaube, um zu fühlen, ob sie warm war. Drei Wagen waren warm, ein kleiner Mazda und zwei Holden, aber das bedeutete nicht viel, weil fünf Häuser von Annas entfernt eine Rockerparty stattfand. Eine Stereoanlage wummerte, und alles war hell erleuchtet. Ansonsten war die Straße still, fast tot. Die Nachtluft schien träge und schwer über den Hausdächern zu hängen. Es roch nach den Ausdünstungen der Stadt. Die einzige Bewegung, die Wyatt in den Gärten entdeckte, waren die einer Katze, die an einem Zaun entlangstrich, als er daran vorbeiging.
    Er wußte nicht, wie gut Sugarfoot in diesen Dingen war. Er mochte mit Ivan und Hobba Glück gehabt haben. Aber er saß in keinem dieser Autos, und Wyatt konnte sich nicht vorstellen, wie er draußen in der Kälte

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