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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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und Informationen von ihm erworben hatte, wurde alles vom Laden aus abgewickelt. Auch den Frome-Versicherungsbetrug hatten sie im Laden geplant.
    Der im Sessel zusammengesunkene Körper und das abgeschaltete Alarmsystem ließen auf einen Besucher schließen, der bekannt oder erwartet worden war.
    Hier folgte eine Verwicklung auf die andere, und die Verbindung war Sugarfoot. Wyatt spekulierte, sinnierte über mögliche Erklärungen. Sugarfoot ist von seinem Fußgängerbrücken-Hinterhalt entmutigt und bittet Ivan um Hilfe. Aber Ivan ist sauer auf ihn, sagt das Falsche, und Sugarfoot schießt ihm eine Kugel in den Kopf. Wyatt konnte Sugarfoot irgendwo da draußen fühlen, zu ängstlich, um zur Fußgängerbrücke zu gehen, zu ängstlich, um nach Hause zu gehen, aber aufgrund seiner Engstirnigkeit brodelten in ihm noch alle vertanen Chancen, alle Rechnungen, die noch nicht beglichen waren.
    Wyatt schlich aus dem Haus, fuhr zu einer Telefonzelle und rief im Versteck an. Pedersen nahm nach dem ersten Klingeln ab.
    »Er war nicht da«, sagte Wyatt.
    Pedersen schwieg. Dann sagte er langsam: »Hobba ist nicht hier. Anna ja, aber Hobba nicht.«
    Wyatt sagte scharf. »Aber du hast es ihm gesagt.«
    Pedersens Stimme wurde lauter: »Ich habe ihn nicht mehr erwischt. Ich habe den ganzen Nachmittag versucht anzurufen. Mein Gott.«
    »Bist du noch da?« fragte er, als Wyatt nicht antwortete.
    »Ich war gerade bei Ivan Younger«, sagte Wyatt.
    »Und?«
    »Er ist tot. Erschossen.«
    Es gab eine Pause. Wyatt fuhr fort: »Ich würde sagen, Sugarfoot ist endgültig ausgeflippt.«
    »Dann holt er sich jetzt Hobba«, sagte Pedersen.
    »Ich melde mich wieder«, sagte Wyatt. »Du und Anna bleibt da. Laßt niemanden rein.«
    Er stieg wieder in den Mietwagen. Es war sieben Uhr, und die Fußballfans, von einer heißen Dusche erfrischt, ergossen sich nun in die Stadt. Musik klang von Auto zu Auto, als würde die Nation zum Appell antreten. Strahlende Zähne schimmerten aus den dunklen Innenräumen aufgemotzter Holden, Stereoanlagen wummerten wie erregte Herzen. Er konnte nur Lücken suchen, bremsen, dahinkriechen.
    Der Verkehrsstrom floß zähflüssig auf die Racecourse Road. Vor dem Eingang der Housing Commission Wohnanlage bog er ab und parkte den Wagen so, daß er freie Fahrt zurück auf die Straße haben würde.
    Er schaute zu den aufragenden Türmen hinauf. Menschliche Umrisse träumten in vielen der Fenster vor sich hin, von hinten beleuchtet durch das blaue Licht der Fernsehbildschirme. Die Vorhänge waren aufgezogen. Das war verständlich, niemand konnte hineinsehen, und man hatte einen hervorragenden Blick über das Parkgelände bis zu den himmelwärts stoßenden Wolkenkratzern der Innenstadt.
    Während er da stand und hochsah, gingen zwei Mädchen vorbei, betrachteten ihn heimlich. Ihnen gefiel sein kantiges Gesicht und die entschlossene Ausstrahlung. Eine, etwas mutiger als die andere, sagte: »Es ist nicht zu verkaufen.«
    Er ließ ein Grinsen aufblitzen, aber er konnte es sich nicht leisten, daß sie sich an sein Gesicht erinnerten, also wandte er sich ab und ging weg. »Ich beiße nicht!« rief das Mädchen ihm nach. Er hob seine Hand.
    Als er sich im Aufzug befand, zog er die Gummihandschuhe über und steckte die Hände in die Taschen. Im achten Stock stieg er aus. Nachdem sich die Türen hinter ihm geschlossen hatten, zögerte er und horchte. In der dicken Luft lag Winterkälte und der Geruch von Essen – Curry, gebratene Zwiebeln, matschiges Gemüse –, und sie vibrierte von Polizeisirenen und schrillem Werbefernsehen. Er bemerkte das zerkratzte Holz und die abgeschürften Wände. Eine Tür quietschte im Luftzug, und er sah an der Nummer, daß es Hobbas war. Licht fiel auf den schäbigen Korridor.
    Das war schlecht. Er drehte ab, um hier wegzukommen. Eine Stimme sagte: »Verzeihen Sie, Sir?«
    An der Biegung des Flurs war ein junger Polizist aufgetaucht. Er stand Wyatt direkt gegenüber, die rechte Hand lag auf seiner Revolvertasche. Er hatte wachsame Augen über einem dünnen, hellen Schnauzbart.
    »Wohnen Sie hier, Sir?«
    Wyatt wies mit dem Kopf auf Hobbas Tür, die Hände mit den Handschuhen ließ er in den Taschen. »Ich wollte nur bei einem Freund vorbeisehen«, sagte er. »Stimmt was nicht?«
    »Ich denke, es ist besser, wenn Sie mit Sergeant Hickey sprechen, Sir«, antwortete der Polizist.
    »Was ist los? Ist Rob okay?«
    »Klopfen Sie bitte an die Tür, Sir.«
    Wyatt klopfte an Hobbas halboffene Tür, stellte sich mit

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