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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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seinem Körper so, daß die Gummihandschuhe im Dunkeln blieben. Die Tür schwang weiter auf. Alle Lampen in Hobbas Wohnung schienen zu brennen. Die Luft roch schal. Ein Bild war von der Wand gerissen worden, das Telefontischchen lag kopfüber, und am Ende des Flurs konnte er aufgehäufte Kleidung, Papierfetzen und leere, herausgerissene Schubladen sehen. Dann erschien eine uniformierte Gestalt im Flur, und eine gereizte Stimme sagte: »Wer, verdammt, sind Sie?«
    Hinter Wyatt sagte der junge Polizist: »Ich habe ihn im Korridor angetroffen, Sergeant. Er sagt, er sei ein Bekannter.«
    »Er ist ein alter Freund von mir.«
    Hickey sah Wyatt prüfend an. Er war schlank, wirkte beweglich, mit einem Gesicht und einem Gehabe, das zum Sarkasmus neigte. »Das ist nett«, sagte er. »Nur mal kurz vorbeigekommen, richtig?«
    Wyatt zuckte die Achseln. »Ja …«
    »Wie ist Ihr Name, Sonnenschein?«
    »Lake«, sagte Wyatt. »Es tut mir leid, wenn ich in etwas hineingeplatzt bin. Ich wollte nur …«
    »Sind Sie vorbestraft, Lake?«
    »Ich? Auf keinen Fall.«
    »Sie haben nicht zufällig in Pentrigde mit dem alten Hobba Bekanntschaft gemacht?«
    »Ich doch nicht«, sagte Wyatt. »Was geht hier eigentlich vor?«
    »Erzählen Sie’s mir?« sagte Hickey. Er trat zurück und bedeutete Wyatt, die Wohnung zu betreten. »In die Küche«, sagte er. »Fassen Sie nichts an. Ich meine, gar nichts.«
    Wyatt war darauf vorbereitet, Hobba auf dem Boden niedergestreckt zu sehen, aber die Küche war leer. Alle Oberflächen waren behandelt worden, um sie auf Fingerabdrücke zu untersuchen. Türen und Schubladen standen offen, und schmutzige Teller waren im Ausguß gestapelt. Der Inhalt des Kühlschrankes lag über dem Boden verstreut. Wyatt blieb genau in der Tür stehen, stellte sich bewußt so, daß beide Cops sich hinter den Tisch hätten stellen müssen, aber Hickey klopfte ihm auf die Schulter und sagte: »Nein, Sonnenschein, andere Seite.«
    Wyatt ging um den Tisch herum. »Was ist los?« sagte er.
    »Ich bin nur vorbeigekommen, um Hallo zu sagen.« Er spielte den empörten, gammeligen Penner, aber die Situation schien sich bedrohlich zum Schlechten zu wenden, deshalb stand er locker und hellwach am Tisch, maß Entfernungen und Winkel.
    »Hat er Sie erwartet?« sagte Hickey.
    Wyatt zuckte die Achseln. »Habe unter der Woche mit ihm gesprochen. Wir waren für heute abend locker verabredet.«
    »Sie haben ihn heute nicht schon früher gesehen?«
    »Nein. Suchen Sie ihn?«
    »Ich stelle die Fragen. Waren Sie heute schon früher hier? Haben Sie vielleicht den Frühjahrsputz in der Wohnung veranstaltet?«
    »Nein. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, ich bin nur vorbeigekommen, um mit ihm ein paar Bierchen zu trinken.«
    »Haben Sie Schlüssel zu dieser Wohnung?«
    Wyatt sah von einem zum anderen. Der junge Polizist bewachte den Flur. Hickey stand Wyatt gegenüber, seine Hände hingen locker herunter.
    »Einen Schlüssel? Nein, warum?«
    »Achten Sie auf meine Worte«, sagte Hickey. »Ich stelle hier die Fragen.«
    Wyatt machte ein eingeschüchtertes, beleidigtes Gesicht und spielte weiter. Hickey sah ihn einen Moment genau an.
    »Irgendwie kommen Sie mir nicht ganz kosher vor, Sonnenschein«, sagte er plötzlich. Er drehte sich um. »Kommt er Ihnen etwa kosher vor, Constable?«
    Der junge Polizist stand stramm. »Nein, Sergeant.«
    Hickey wandte sich wieder an Wyatt. »Da haben Sie es. Zwei Stimmen gegen Sie. Haben Sie irgendeinen Ausweis, Mr. Lake?«
    Wyatt sagte: »Nicht bei mir, nein.«
    »Nicht bei sich«, sagte Hickey bedeutungsschwer. »Keinen Führerschein, keine Kreditkarten, keine Videoverleihkarte?«
    Wyatt runzelte die Stirn, dachte angestrengt nach, dann schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid, nein.«
    »Wie kommen Sie denn so zurecht?« sagte Hickey. »Heutzutage kann man ohne Ausweis doch nirgendswohin gehen.«
    Der junge Polizist grinste über die Vorstellung. Das war ein Fehler. Es entspannte ihn zu sehr. Er verschränkte die Arme und wippte vor und zurück. Seine Reaktionszeit würde langsam sein. Wyatt konzentrierte sich auf Hickey. Hickey amüsierte sich. Aber Wyatt wußte, daß sich sein Gegenüber augenblicklich bewegen würde, wenn er mußte.
    Dann wechselte Hickey das Thema. »Was für einen Wagen fährt Ihr fetter Kumpel?«
    Wyatt konnte die Anspannung spüren. Er versuchte, sich in gute Position zu stellen und sagte: »Das letzte Mal hatte er gerade keinen.«
    Hickey machte ein angewidertes Gesicht. »Wissen Sie, ob er

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