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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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konnte.«
    Berger ächzte bedenklich. »Na ja, also, das klingt alles so … ich weiß nicht.«
    »Wir wissen sogar noch mehr: Der Mörder muss am Nachmittag Zeuge der Auseinandersetzung zwischen Miguel Dossantos und den Russen geworden sein. Nur so konnte ihm überhaupt der Gedanke kommen, diesen Vorfall wenig später für seine Zwecke auszunutzen. Aber das …«
    »Aber das bedeutet«, fiel ihm Berger ins Wort, »dass der Mörder sich inmitten des Portugiesen-Clans sehr sicher gefühlt hat. Es gab nirgendwo Anzeichen eines Kampfes, oder?«
    Dr. Franziska Bodde bestätigte: »Nein, keine Spur von einem Kampf.«
    Berger schnaubte. Einige Schweißtropfen flogen in hohem Bogen aus seinem Bart auf den Tisch. Verlegen wischte er mit seinem Ärmel drüber hinweg. »Der Mörder drang also in die Restaurantküche vor, ohne dass ihn jemand aufhielt. Er kam bis zu Samuel Dossantos’ Büro, ohne dass ihn jemand fragte, was er dort zu suchen hatte. Niemand war misstrauisch, dass da ein Fremder durch die Hinterräume spazierte. Und das, obwohl der Portugiese laut Harenstett doch so ein misstrauischer und übervorsichtiger Hund ist.« Er trocknete sich die Stirn mit einem Taschentuch. »Das heißt, der Mörder war keineswegs fremd, sondern er gehört zum Clan dazu.«
    »Dann würde Dr. Salm am Ende doch recht behalten«, konstatierte Kalkbrenner matt. »Der Mörder würde aus dem direkten Umfeld kommen. Allerdings nicht aus Brodbecks, sondern dem von Dossantos.«
    Er ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Viele Aspekte, die sie angesprochen hatten, waren nichts weiter als gewagte Spekulationen, die außerdem in keiner Weise ein Motiv für die schrecklichen Bluttaten erkennen ließen. Aber als Ansatz für ihre weitere Ermittlungsarbeit taugte diese Theorie allemal. Blieb fürs Erste nur noch eins: »Was ist mit Harenstett? Habt ihr ihn schon über den neuen Ermittlungsstand informiert?«
    »Wir haben versucht, ihn zu erreichen«, antwortete Rita. »Aber er war in einer Besprechung mit dem designierten Innensenator von Hirschfeldt.«
    »Dann versucht es weiter. Fragt ihn nach allem, was das LKA über Samuel Dossantos weiß. Sie sollen die Akten daraufhin prüfen, ob im Zuge ihrer Ermittlungen gegen den Portugiesen irgendwann einmal der Lehrer aufgetaucht ist. Und wenn ja, verdammt, warum niemand uns darüber in Kenntnis gesetzt hat.«
    »Meinst du nicht, sie hätten uns längst informiert, wenn das so wäre?«, zweifelte Berger.
    Kalkbrenner hob schicksalsergeben die Hände. Trotz Computern und Registern, trotz globaler Vernetzung und schnellem Datenaustausch, am Ende hing dennoch alles nur vom Menschen ab, der beobachtete, nachdachte, Schlüsse zog, sich austauschte. Oder eben nicht.
    »Außerdem müssen wir die Angehörigen der beiden Schüler verständigen«, fügte Rita hinzu.
    Bevor Kalkbrenner antworten konnte, klingelte sein Handy. Er sah die Nummer, fluchte und hastete in sein Büro. »Hallo, Jessy.«
    »Paps, ich sitz bei
Papa Nô
und warte auf dich. Hast du unser Date vergessen?«
    Er berührte die Computermaus. Der Bildschirmschoner verschwand. Die Systemuhr bestätigte, dass er vor einer halben Stunde mit seiner Tochter in der Sushi-Bar verabredet gewesen war. »Tut mir leid.«
    »Ach, Paps«, seufzte sie.
    »Jessy, kann ich das wiedergutmachen? Morgen?«
    »Sorry, aber ich hab dir doch gesagt, dass ich morgen mit Leif für zwei, drei Tage wegfahren will.«
    »Dann danach?«
    »Mal schaun.« Sie beendete den Anruf.
    Er legte das Motorola beiseite und ärgerte sich über sich selbst. Dann bemerkte er Rita im Türrahmen. Ihre Bluse und der Wickelrock ließen sie trotz des Pinks nett und adrett aussehen. Ihr Gesicht dagegen hatte die Züge eines unerbittlichen Scharfrichters. Dabei wusste er selbst, dass er das Treffen mit seiner Tochter verpatzt hatte. »Paul, was soll das?«
    »Ich weiß, ich hätte mich mit Jessy …«
    »Ich meine nicht deine Tochter!«, unterbrach ihn Rita. »Ich rede davon, dass du gegen alle möglichen Vorschriften verstößt.«
    »Und alle unmöglichen.«
    »Das ist nicht witzig!« Ihr Blick wurde vernichtend. Er wusste, dass sie ihm keinen Vorwurf machen wollte, sondern dass sie die Sorge zur Strenge trieb. »Das Risiko ist viel zu hoch – auch für dich.«
    »Warum? Inzwischen wissen wir doch, dass wir es nicht mit der Russenmafia zu tun haben.«
    »Heute Mittag wusstest du das noch nicht. Und auch jetzt können wir es nicht mit Bestimmtheit ausschließen. Im Augenblick ist es

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