Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
Hermano
waren wirklich übel zugerichtet.«
    Unnötigerweise präsentierte sie Fotos, auf denen die verkohlten Toten vom Vortag zu sehen waren. Rita schüttelte sich angewidert. Berger zwirbelte nachdenklich die Spitzen seines Bartes. Schweißperlen sammelten sich an seinem Haaransatz. Jemand hatte im Konferenzraum unsinnigerweise die Heizung aufgedreht. Es war heiß wie in einer Sauna.
    »Aber wir konnten DNA-Proben sowie brauchbare Fingerabdrücke abnehmen. Nach den Analysen steht einwandfrei fest: Einer der Toten ist Moussa Alpak, Samuel Dossantos’ Bodyguard. Die anderen beiden Leichen sind Lukaz Vurikovici und Asim Kapkin.«
    Noch ehe Kalkbrenner etwas darauf erwidern konnte, ergriff Rita das Wort. »Die Ballistiker haben schon einen Abgleich vorgenommen. Die Waffe, mit der die Opfer im
Hermano
erschossen wurden, ist eine Makarov, gleiches Kaliber wie die beim Lehrermord. Auch die Spuren der Projektile sind identisch. Bei der unversehrten Leiche von Samuel Dossantos war außerdem ohne Zweifel zu erkennen, dass erneut ein Schalldämpfer verwendet wurde.«
    Schweiß rann Kalkbrenner die Achseln hinab. »Der Mörder von Matthias Brodbeck ist also identisch mit dem von Samuel Dossantos?«
    »Und nicht zu vergessen, er ist auch der der beiden Schüler«, ergänzte Franziska Bodde. »Wir haben in dem Raum, in dem Samuel Dossantos erschossen wurde, Spuren gefunden, winzige Hautschüppchen, die sich ständig unbemerkt vom Körper lösen. Die Gen-Analyse hat zweifelsfrei ergeben, dass sie mit den DNA-Spuren übereinstimmen, die wir am Samstag im Treppenhaus der Schule gefunden haben.«
    Berger schnalzte mit der Zunge. Ein Fehler, denn es verstärkte seine Zahnschmerzen. Mit verzerrtem Gesicht nuschelte er: »So langsam bekomme ich eine Ahnung davon, worin der Lehrer verstrickt war.«
    »Die Russenmafia?«, fragte Rita.
    »Ziehen Sie erst mal keine voreiligen Schlüsse«, mahnte die Kriminaltechnikerin. »Da ist noch etwas: Die Untersuchungen der Brandexperten haben ergeben, dass es sich bei dem Feuer in der Restaurantküche um Brandstiftung handelte. Das Fett aus den Fritteusen wurde über die Leichen gekippt. Quasi als Brandbeschleuniger. Das ist nicht sehr kreativ, um nicht zu sagen ziemlich dilettantisch, daher war’s einfach nachzuweisen.«
    Sie klappte den Ordner zu und fächelte sich damit frische Luft ins Gesicht. Kalkbrenner forschte nach einem Hinweis auf ihr Befinden. Doch außer dem dünnen Feuchtigkeitsfilm, der auf ihrer Haut lag, konnte er nichts erkennen, was auf eine private Krise hindeutete. Sie schaute zufrieden in die Runde, weil sie ihren Teil der Aufgabe erledigt hatte. Professionell und mit Bravour.
    »Wenn sie doch schon tot waren«, fragte Rita, »warum wurden die Leichen dann zusätzlich noch in Brand gesteckt?«
    »Das klingt nicht gerade klassisch russisch, nicht wahr?«, stimmte ihr Dr. Franziska Bodde zu.
    »Vielleicht weil es die Russen gar nicht waren«, sagte Kalkbrenner, und drei Augenpaare fixierten ihn.
    »Wer dann?«, fragte Berger, der seine Wange noch immer an die inzwischen lauwarme Wasserflasche hielt.
    »Was weiß ich? Vielleicht jemand, der nicht wollte, dass wir die Leichen von Lukaz und Asim erkennen.«
    »Also, wenn ich Dr. Bodde richtig verstanden habe …«, Schweißperlen glitzerten nun auch in Bergers Bart, »dann ist der Mörder ziemlich unprofessionell bei seinem Werk vorgegangen.«
    »Vermutlich war ihm klar, dass wir die Leichen früher oder später identifizieren werden. Er wollte nur Zeit gewinnen.«
    »Wozu?«
    Kalkbrenner hob ahnungslos die Arme. »Vielleicht wollte er verhindern, dass wir allzu schnell die Verbindung zwischen Samuel Dossantos und dem ermordeten Lehrer herstellen.«
    »Es ging bei den
Hermano-
Morden also vielleicht nicht um Miguel Dossantos, sondern um seinen Sohn?«
    »Genau, und um die beiden Schüler.«
    »Das würde natürlich ein ganz neues Licht auf die beiden Jungs und ihre Tatbeteiligung am Lehrermord werfen«, wandte Rita ein. »Wer weiß, ob der Mörder sie und den Lehrer überhaupt bei ihrem Gespräch überrascht hat.«
    »Wobei auch immer, überrascht hat er sie auf jeden Fall, darauf lässt ihr Verhalten schließen, das der Hausmeister und die Putzfrau beobachtet haben. Allerdings gelang den beiden Schülern zuerst einmal die Flucht, bis der Mörder sie am Sonntag dann doch aus dem Weg räumen konnte. Es muss ein glücklicher Umstand für ihn gewesen sein, dass er die Morde im
Hermano
so einfach der Russenmafia anhängen

Weitere Kostenlose Bücher