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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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das denn nicht?«

76
    Einer Eingebung folgend machte Kalkbrenner noch einen Abstecher nach Neukölln. An der Grenze zu Treptow, abseits der heruntergewirtschafteten Mietsilos und nahe der Sonnenallee, aber unweit vom rauschenden Verkehr der A113, führte eine Straße einen schmalen Grünstreifen entlang. Unter den Bäumen duckten sich Herrenhäuser aus dem vorletzten Jahrhundert. Einige der Prachtbauten waren von hohen Sicherheitsmauern umgeben. So als müssten sie die Bewohner vor dem Elend in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft schützen. Neukölln war nicht immer gleich Neukölln.
    Was Kalkbrenner jedoch in Erstaunen versetzte, war die Ansammlung wohlbekannter Limousinen vor dem Eingangsportal des Hauses, das auch sein Ziel war.
    Er parkte im Schatten zwischen zwei Straßenlaternen. Was zum Teufel hatte das Bundeskriminalamt ausgerechnet heute bei Miguel Dossantos zu suchen? Er war sich nicht sicher, ob er die Antwort wirklich wissen wollte. Als er das letzte Mal auf die Kollegen des BKA getroffen war, hatte Dr. Salm ihn kurz danach vom Dienst suspendiert.
    Er gab einen Seufzer von sich, stieg aus dem Wagen und schlenderte auf die Zufahrt zu. Das wuchtige Eingangsportal stand weit offen und gewährte einen Blick auf das Gelände jenseits der Mauern. Eine Auffahrt führte im Halbkreis zur Villa, die riesig und wie eine spanische Finca beleuchtet war. Hohe Fenster mit Bogen, Balkone mit Arkaden, Brüstungen mit Basilisken. Die Loggia war von Bougainvilleen umsäumt.
    Gerade verließ Ludwig Harenstett gemeinsam mit zwei Männern in schwarzen Anzügen das Haus. Einer Eingebung folgend duckte sich Kalkbrenner in den Schatten.
    Harenstett unterhielt sich mit den Bundesbeamten. Sie lachten, klopften sich gegenseitig auf die Schultern, wie es Männer taten, die stolz aufeinander waren, weil sie Großartiges geleistet hatten.
    Dann verabschiedete sich Harenstett und ging die Auffahrt zur Straße hinunter. Als er das Eingangsportal passierte, trat Kalkbrenner in den Lichtkegel einer Laterne. Der LKA-Beamte wirkte überrascht. »Paul! Was machst du denn hier? Ich dachte, dein Kollege kümmert sich um den Fall.«
    »Jetzt nicht mehr.«
    Harenstett legte vorwurfsvoll die Stirn in Falten. »Gibt es da etwas, was ich nicht weiß?«
    Kalkbrenner zeigte auf die BMW-Flotte. »Den gleichen Gedanken hatte ich auch gerade.«
    Harenstett knirschte hörbar mit den Zähnen. Offenbar wog er ab, wie viel er verraten durfte – oder wollte. »Das BKA nimmt eine Hausdurchsuchung vor.«
    »Gibt es einen Grund dafür?«
    »Seit Jahren versuchen sie schon, Dossantos an die Wand zu nageln. Sie haben etliche Dossiers erstellt, hatten aber noch nie konkrete Beweise in den Händen.«
    »So wie du.«
    »Ja.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt haben wir ihn am Arsch.«
    »Was heißt das konkret?«
    »Tut mir leid, das kann ich dir nicht sagen … Noch nicht. Nur so viel: Der Staatsanwalt hat Haftbefehl erlassen. Jetzt ist der Portugiese dort, wo er hingehört: auf dem Weg in den Knast.«
    »Lass mich raten: Wir hätten davon aus der Zeitung erfahren.«
    »Ach, Paul.«
    Das klang nicht mehr nach dem Harenstett, der für gewöhnlich direkt zur Sache kam. Er spürte Kalkbrenners Verärgerung. »Willst du mir nicht erklären, warum du hier bist?«
    »Zwei der Leichen im
Café Hermano
sind die beiden Schüler, die wir nach dem Lehrermord gesucht haben. Es gibt Anzeichen, dass der Lehrer mit Samuel Dossantos zu tun hatte. Ach so, und noch was: Der Mörder ist ein und derselbe …«
    »Die Russen?«
    »… und stammt aus Dossantos’ Umfeld.«
    »Das ist nicht nett von ihm.«
    Kalkbrenner strafte den Beamten mit einem vergrätzten Blick. »Aber ich befürchte, eure Aktion wird unsere Arbeit erschweren.«
    Harenstett lachte. »Was denn? Hätten wir etwa warten sollen, bis die Herren Kommissare des Kriminalkommissariats Berlin-Mitte ihre Ermittlungen abgeschlossen haben?«
    »Ihr hättet uns immerhin über euren Einsatz informieren können.«
    »Paul, was redest du da? Bis gerade eben wusste ich nicht einmal, dass Dossantos was mit der Lehrersache zu tun hat.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja, verflucht.«
    »Und warum fällt es mir gerade schwer, dir zu glauben?«
    »Da gab es nichts. Jedenfalls nichts, was wir bestimmt wussten.«
    »Aber du wusstest, dass Berger an dem Fall
Hermano
arbeitet. Ihr wolltet in Kontakt bleiben.
Unbedingt!
Das waren sogar deine Worte.«
    Harenstett vergrub die Hände in den Hosentaschen.
    Kalkbrenner nickte. »Okay, ich verstehe. Ihr

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