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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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nicht vorstellen.«
    »Sie hatte tatsächlich ab Montag einen dreitägigen Termin zur Untersuchung. Aber sie ist nie im Krankenhaus gewesen.«
    Eine unsichtbare Hand legte sich um Dossantos’ Kehle. »Das glaube ich nicht!«
    Er dachte an ihre schweren Koffer.
Was hast du alles eingepackt?,
hatte er sie gefragt. Sie hatte ihn angelogen. Mitten ins Gesicht.
    Der Druck auf seinen Hals wollte nicht weichen. Es war, als risse ihm die Erkenntnis die Beine weg. Trotzdem stemmte er sich aus dem Sitz auf, als der Chrysler vor seinem Anwesen hielt.
    »Nein, verdammt«, brüllte er und ballte die Hand zur Faust. Die Finger verkrampften sich um den Goldschmuck und knallten gegen die schwere Haustür. Das Holz knirschte unter dem heftigen Schlag. Bruno entsicherte die Alarmanlage.
    Nach der Durchsuchung vom Vorabend sah das Haus aus, als habe ein Wirbelsturm darin getobt. Seine Kette hätte er am liebsten gegen die Wand geschleudert. »Verdammt, warum hat sich Magda noch nicht um das Chaos gekümmert?«
    »Heute ist ihr freier Tag«, meldete sich Bruno zu Wort.
    »Freier Tag?«, brüllte Dossantos. »Glaubst du etwa, ich habe Zeit für einen freien Tag?« Sein Finger bohrte sich in die muskulöse Brust seines Vertrauten. »Ruf sie an und sag ihr, sie soll ihren fetten Arsch hierherbewegen.«
    Er betrachtete das gewaltige Bild Alfredo Keils im Foyer. Ließ die Landschaft auf sich wirken. Die Melodie von
La Folia
erklang wieder in seinem Kopf. Die Heimat. Sein Zuhause war hier. In der Finca. Dieses Grundstück war sein Land. Er würde es sich nicht nehmen lassen. Auf keinen Fall.
    »Was hast du vor?«, fragte Claudio.
    »Was wohl? Meine Frau finden!«
    »Ich sagte dir gestern schon, du solltest dich bedeckt …«
    »Quatsch!«, schrie Dossantos. Er wandte sich an Bruno. »Finde Catharina. Um jeden Preis! Und finde sie schnell!«
    »Miguel«, warnte Claudio, »lass uns darüber reden. Du weißt, dass …«
    Aber Dossantos winkte ab. Er wollte nichts hören. Er wollte nicht reden.
Wem hilft es schon, zu reden?
Er wollte handeln. Und zwar so schnell wie möglich.
    Er erklomm die Stufen ins obere Geschoss. Auf halbem Weg blieb er stehen. »Warte«, rief er Bruno hinterher und ließ den Zeigefinger einmal in der Luft kreisen.
    Bruno schüttelte den Kopf. »Ich hab’s noch diese Nacht checken lassen, Chef. Das Haus ist sauber. Keine Wanzen.«
    Auch im Schlafzimmer herrschte ein wildes Durcheinander. Die Beamten hatten auf der Suche nach Hinweisen kein Zimmer ausgelassen. Selbst im Bad waren alle Schränke durchwühlt worden. Aus dem kleinen Sideboard neben dem Toilettensitz hatte man sogar das Klopapier gezerrt und die Rollen zerschnitten. Der Anblick ließ Dossantos lachen. Sein Kichern ging in ein irres Meckern über. »Glauben die tatsächlich, ich bewahre meine wichtigen Unterlagen im Scheißhaus auf?«
    Im Kleiderzimmer kramte er Catharinas Schlüpfer aus den Schubladen, zerfetzte sie und warf sie in den Whirlpool im Schlafzimmer, der schon seit Jahren kein Wasser mehr gesehen hatte. Dann zerriss er den Stoff ihrer sündhaft teuren Kleider und häufte alles auf die Reste der Unterwäsche. Die Louis-Vuitton-Handtaschen, die Manolo-Blahnik-High-Heels, die Kleider von Prada, Ralph Lauren und Moschino bildeten den Gipfel des Haufens.
    Ihre Parfümflakons zertrat er auf dem Boden. Als er sich ihr Nachtschränkchen vornahm, fand er einen kleinen Schlüssel. Erst wusste er nichts damit anzufangen, dann fiel ihm der Tresor ein, den er Catharina beim Einzug in die Finca hatte bauen lassen. Er hatte ihn völlig vergessen, so wenig hatte er die letzten Jahre mit seiner Frau zu tun gehabt.
    Der Nachbarraum war ihr Zimmer. Hierhin hatte sie sich immer zurückgezogen, wenn sie ihre Ruhe haben wollte. Es bestand aus viel Plüsch, Stofftieren, Kitsch und Plunder, so als hätte sie auf diese Weise jene Kindheit nachholen wollen, die ihre Eltern ihr nie geboten hatten. In einer der Zimmerecken gab es einen Vorsprung in der Wand, der – wenn man nicht unmittelbar davorstand – gar nicht auffiel. Dahinter verbarg sich, weiß in weiß, eine kleine Tür, hinter der sich der Tresor befand. Er war so gut verborgen, dass nicht einmal die Polizei ihn bei der Durchsuchung gestern entdeckt hatte.
    Dossantos steckte den Schlüssel in das Schloss. Der Riegel schnappte auf und gab das Innere des Safes frei. Er wusste nicht, was ihn erwarten könnte. Eigentlich gab es nichts, was Catharina hätte verstecken müssen. Sie waren reich, der Großteil des

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