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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Geldes war auf vielen Bankkonten verteilt, die auf unterschiedlichste Namen und Firmen liefen. Alles, was sie ansonsten besaßen, wurde von einem Team kräftiger Sicherheitsmänner, einer hypermodernen Alarmanlage und etlichen Kameras bewacht. Die Finca war im Grunde selbst ein Tresor.
    Catharinas Sicherheitsfach war bis auf ein Tütchen und ein kleines Briefkuvert leer. Dossantos griff danach, und ein Ring purzelte hervor. Ihr Ehering. Wie lange hatte sie ihn schon nicht mehr getragen, ohne dass es ihm aufgefallen war?
    Außerdem fand er noch einen Zettel in dem Kuvert. Er faltete ihn auseinander. Nur ein einziger Satz stand da in Catharinas Handschrift:
Jeder kriegt das, was er verdient. Cathy.
    Wütend schrie er auf, zerriss das Papier in kleine Schnipsel und verteilte sie auf dem Fußboden. Er verpasste den Plüschtieren wilde Fußtritte, dann stürmte er zurück ins Schlafzimmer und entledigte sich der stinkenden Klamotten. Der Stoff dehnte sich zwischen seinen Fingern. Fäden gaben nach. Nähte lösten sich. Er warf den Anzug auf den Haufen im Whirlpool. Alles, was seiner Frau gehörte, würde er dort verbrennen. Ja, das war eine gute Idee.
    Er drehte den vergoldeten Wasserhahn auf und wartete, bis warmes Wasser hervorsprudelte. Dann stieg er in die Dusche. Das heiße Wasser spülte ihm nicht nur den Gestank und die Strapazen der letzten Tage vom Leib, sondern besänftigte auch sein Gemüt.
    Als er glaubte, halbwegs wieder bei Sinnen zu sein, trocknete er sich ab und suchte sich einen schwarzen, maßgefertigten Kaschmiranzug heraus, dazu eine Krawatte in gleicher Farbe und ein weißes Hemd mit Button-down-Kragen. Für die angenehme Spätsommerwitterung waren die Kleidungsstücke freilich zu warm, aber sie signalisierten Trauer und zugleich Entschlossenheit. Und Letzteres brauchte er. Auf seinen Goldschmuck verzichtete er. Den wollte er erst wieder anlegen, wenn alles im Reinen war. Schmutz passte einfach nicht zu Gold.
    Er kehrte zurück in Catharinas Zimmer, griff abermals in den Tresor und holte den Beutel hervor. Kokain. Er kippte es auf einen Spiegel, schob zwei Bahnen zurecht und schniefte sie mit der Nase weg.
    »Miguel?«
    Dossantos strich sich die Nase sauber und drehte sich um.
    Bruno stand in der Tür. »Da war gerade ein Anruf. Aus dem
Apollo.
«
    »Und?«
    »Es war Frank. Er sagte, es wären ein Mann und eine Frau zu Besuch gewesen, und die Frau hätte leider gehen müssen.«
    Äußerlich blieb Dossantos angesichts dieser Nachricht ruhig, doch unter seinem frischen Anzug brach ihm erneut der Schweiß aus. »Warum kümmert sich Frank nicht darum? Wofür wird er verdammt noch mal bezahlt?«
    »Frank hat gesagt, du solltest dir den Mann ansehen.«
    »Weiß er nicht, dass ich im Augenblick andere Sorgen habe, als mir irgendwelche Freier anzuschauen?«
    »Frank meinte aber, du solltest dir den Mann
unbedingt
ansehen.«
    Dossantos stieß zornige Verwünschungen aus.
Jeder kriegt das, was er verdient.
Er wischte den Gedanken wie eine Prise Koks auf einem Spiegel fort. »Okay, fahren wir also ins
Apollo.
«

88
    Kalkbrenner versuchte, Harenstett zu erreichen. Mit einem wüsten Blaffen ging der LKA-Mann ans Telefon: »War ja klar, dass du nicht lange auf dich warten lässt.«
    »Warum habt ihr Dossantos gehen lassen?«
    Harenstett fluchte. Es schmerzte im Ohr. Kalkbrenner schaltete auf Freisprechen: »… dieser Scheißkerl …«
    »Ich dachte, ihr habt ihn am Arsch?«
    »Hatten wir ja. Aber ich sagte auch, Dossantos hätte die allerbesten Beziehungen – es ist schlichtweg zum Kotzen! Der Haftrichter hat ihn auf Kaution rausgelassen.«
    »Das ist aber gar nicht nett von ihm.«
    »Spar dir deinen Sarkasmus.« Harenstett brach das Gespräch ab und legte auf.
    »Widerwärtig«, kommentierte Berger und pulte mit seinen Fingern am Backenzahn herum.
    »Deine Zahnschmerzen?«
    »Die auch.«
    Als der Verkehr auf der Mühlenstraße ins Stocken geriet, war Bergers Wange faustdick angeschwollen. Er verlor kein Wort über die Schmerzen, stattdessen fragte er: »Du bist in Berlin aufgewachsen, oder?«
    »Ja, in Kreuzberg.« Der Fahrer eines Sattelschleppers hatte sichtliche Probleme, auf der Baustelle am Ostbahnhof zu rangieren. »Heute wohne ich in Zehlendorf.«
    »Rita sagte, du bist wieder zu Hause eingezogen.«
    »Könnte man so sagen.«
    »Das ist gut. Das ist sehr gut.« Es klang, als fiele Berger ein Stein vom Herzen. »Es geht nichts über eine intakte Familie. Gerade in unserem Beruf.«
    »Mhm.«
    »Paul, das

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