Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
schrie es ihnen aus dem Wagen entgegen. »Klären Sie alles Weitere mit meinem Anwalt.«
    »Wir wollen mit Ihnen über Ihren Sohn reden.«
    Dossantos hob zu einer weiteren zornigen Antwort an.
    Kalkbrenner kam ihm zuvor und setzte alles auf eine Karte. »Wir haben einen Verdacht – es waren
nicht
die Russen.«
    Der Portugiese schloss den Mund und zog seinen Kopf wieder in den Wagen zurück. Er schien sich mit jemandem zu beratschlagen. Dann befahl er seine Bodyguards zu sich. Kurz darauf setzte der Chrysler auf der Auffahrt zum Haus zurück. In der warmen Mittagssonne wirkte es noch mehr als am gestrigen Abend wie eine prächtige südländische Finca.
    Dossantos führte sie durch die Loggia in ein sündhaft teuer eingerichtetes Arbeitszimmer: Marmorfußboden, Mahagonischreibtisch, eine Couchgarnitur aus weißem Leder, ein Glastisch mit vergoldeten Beinen, ein handgewebter Wandteppich. Dagegen nahmen sich ihre Büros auf dem Revier wie Armutsbehausungen aus der Dritten Welt aus. Einzig das Durcheinander auf den Regalen neben dem Schreibtisch stach ins Auge – die Überreste des BKA-Einsatzes vom Vorabend.
    Dossantos bot ihnen keinen Platz an. »Also, was wollen Sie?«
    Kalkbrenner konnte nur schwer seinen Blick von der protzigen Einrichtung lösen, zwang sich aber dazu, Dossantos anzusehen, der einen schwarzen Anzug und dazu eine dunkle Krawatte trug. Der Ausdruck seiner Trauer. »Kennen Sie Matthias Brodbeck?«
    »Nein, tut mir leid, wer soll das sein?«
    »Das ist der Lehrer, der vor genau einer Woche in der Berthold-Hauptschule in Neukölln erschossen wurde.«
    »Ach so, dieser Amoklauf … Ich hab davon gehört.« Er lehnte sich an den Schreibtisch, stieß sich aber sofort wieder von dem teuren Holz ab, als hätte er es durch die Berührung entweiht. Vielleicht diente der ganze Prunk auch nur Demonstrationszwecken; um nervigen Polizisten ihre kümmerliche Existenz vor Augen zu führen.
    Berger wollte fortfahren, aber seine geschwollene Wange erlaubte ihm nur ein Nuscheln: »Schag’n Ihn’n d’ Nam’n As’m Kapk’n und Luk’z Vur’kov’ci etw’sch?«
    »Wie waren die Namen?«, fragte Dossantos gereizt.
    »Asim Kapkin und Lukaz Vurikovici«, wiederholte Kalkbrenner, um ein Vielfaches deutlicher.
    »Nein, kenn ich nicht.« Der Portugiese vergrub die Hände in den Anzugtaschen, zerrte sie dann schnell wieder hervor. Er war nervös. »Entweder Sie kommen jetzt auf den Punkt oder …«
    »Die beiden Schüler wurden in Verbindung mit dem Lehrermord gesucht.«
    »… wir beenden dieses Gespräch.« Er wandte sich zur Tür, wo Boccachi stand. Der Anwalt ging wegen seiner Kleinwüchsigkeit beinahe in dem überladenen Prunk unter. »Ich dachte, Sie sind wegen meines Sohnes gekommen.«
    »Die beiden Schüler wurden am Sonntag in dem Restaurant Ihres Sohnes gefunden. Tot. Erschossen. Wie Ihr Sohn.«
    Dossantos blieb stehen und drehte sich auf den Absätzen seiner schwarzen Slipper um. Zum ersten Mal signalisierte er so etwas wie Aufmerksamkeit.
    »Was uns vermuten lässt«, Berger bemühte sich, klar und deutlich zu sprechen, aber die verzerrte Miene ließ keinen Zweifel an den Schmerzen, die der Backenzahn ihm mittlerweile bereitete, »dass es eine Verbindung zwischen Ihrem Sohn und dem Lehrer gibt.«
    »Und wenn es so wäre. Was wollen Sie von mir?«
    Für den Bruchteil weniger Sekunden fragte sich auch Kalkbrenner, was er von dem Portugiesen wirklich wollte. Nahm er tatsächlich an, Dossantos würde ihnen etwas verraten?
    Wie zum Beweis durchquerte jetzt Boccachi energisch den Raum. Auf dem Marmorboden klangen seine Schritte wie Gewehrsalven. Beschützend baute sich der Anwalt an der Seite seines Freundes auf. »Hätten Sie bitte endlich die Güte, zu erklären, was Sie von meinem Mandanten wollen?«
    »Was mein Kollege Ihnen …«, begann Berger und kapitulierte gleich darauf.
    Kalkbrenner wog ihre Möglichkeiten ab. Manchmal half es, die Leute bei einer Vernehmung mit der Wahrheit zu konfrontieren. Nicht selten verrieten sie dabei etwas. Nicht unbedingt mit Worten. Auch Gesten oder Veränderungen in der Mimik konnten interessante Aufschlüsse bringen. Man musste sie nur zu deuten wissen. »Wir gehen davon aus, dass der Mörder aus Ihrem direkten Umfeld kommt.«
    Dossantos und Boccachi tauschten schnelle Blicke. »Was bringt Sie zu dieser Annahme?«
    »Wir wissen, dass Sie am Sonntag im
Hermano
russischen Besuch hatten. Wir wissen auch, dass es dabei eine heftige Auseinandersetzung gab. Kurz darauf starben

Weitere Kostenlose Bücher