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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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darauf. Die waren fein säuberlich in die Regale geräumt. Nichts deutete darauf hin, dass hier noch jemand bis vor Kurzem gearbeitet hatte. Der Raum wirkte beinah steril. Als hätte Karl-Edmund letzte Nacht hinter sich
aufgeräumt.
    »Ich hab dir doch von der Sache mit Dossantos erzählt«, sagte von Hirschfeldt.
    »Ja, du hast Andeutungen gemacht.«
    »Auch von dem Zeugen, oder?«
    Karl-Edmund tat, als überlegte er. »Ja, stimmt, du hast da was erwähnt.«
    »Ist nur komisch …«, begann von Hirschfeldt.
    »Was ist komisch?«
    »Der Zeuge wurde gestern vor unserer Nase entführt.«
    Karl-Edmund fischte nach einem Stift und konzentrierte sich darauf, ihn auf seinem Finger zu balancieren. »Das klingt nicht gut.«
    »Es konnte aber niemand wissen, wo der Zeuge versteckt war.«
    »Das klingt übel.«
    »Jemand muss es Dossantos verraten haben.«
    »Und was macht ihr jetzt?«
    »Die Anklage wird fallen gelassen.«
    »Oh, das tut mir leid.« Karl-Edmund steckte den Stift in einen Behälter zurück. Er schaute kurz zu von Hirschfeldt, ein flüchtiger Blick, dann an die Wand, wo ein Bild von seinem Haus hing. Davor stand die Familie: Vater, Mutter und Sohn. Ein Idyll. Das Foto war über 15 Jahre alt. Längst verjährt. Karl-Edmund erhob sich vom Stuhl. »Nun, ich glaube, ich muss mich mal eben kurz frisch machen.«
    Er umrundete den Schreibtisch. Bevor er jedoch nach der Türklinke greifen konnte, hielt von Hirschfeldt ihn am Arm fest. »Hast du mir nichts zu sagen?«
    In Karl-Edmunds Augen stand Müdigkeit. Und abgründiger Schmerz und Verzweiflung. Aber am deutlichsten war Resignation. »Was soll ich dir sagen?«
    »Was ist los mit dir?«

127
    Der Sklave aus dem
Dark Heaven
deutete ein Kopfnicken an. Ein Reflex, mit dem man unliebsame Bekannte abfertigte, deren Blick man leider per Zufall gekreuzt hatte, noch ehe man die Augen abwenden konnte. Plaudern wollte er jedenfalls nicht. Doch genau das hatte Kalkbrenner vor. Also stellte er sich dem Mann in den Weg. »Wir kennen uns.«
    »Ja?«
    »Ich bin Paul.« Kalkbrenner reichte ihm die Hand.
    Aus einem Reflex heraus ergriff sie der Mann, enthielt sich aber jeder Bemerkung.
    »Und wie war Ihr Name?«, fragte Kalkbrenner. »Ich hab ihn nicht verstanden.«
    »Ich hab ihn auch nicht genannt.«
    »Ist Ihnen unsere Begegnung unangenehm?«
    Die Frage konnte sich Kalkbrenner selbst beantworten. Das Treffen war dem Gegenüber unverkennbar peinlich. Aber die Blöße wollte er sich nicht geben und schwieg.
    »Sie sind öfter hier?«, erkundigte sich Kalkbrenner.
    »Ich muss jetzt gehen. Die Arbeit ruft.«
    »Das trifft sich gut. Ich wollte auch gerade gehen.«
    Er folgte dem Mann. Während dieser sich in der Umkleide anzog, holte Kalkbrenner seine Jacke aus dem Spind. Er hatte nicht viel Zeit. Wahrscheinlich hatte Dana den
Apollo
-Geschäftsführer längst über den Polizisten im Haus informiert. Er zeigte Brodbecks Foto. »Kennen Sie diesen Mann?«
    »Nein.«
    »Sie haben ja gar nicht hingesehen.«
    Der Mann fuchtelte mit seiner Hose herum, drehte sich dabei um und starrte Kalkbrenner an. »Sind Sie auch so ein Schnüffler?«
    Obwohl von der Frage überrascht, zückte Kalkbrenner seinen Dienstausweis. »Ich bin Polizist. Kommissar der Mordkommission.«
    Dem Mann glitt die Hose aus den Händen, fiel auf den Boden. Sein Portemonnaie rutschte aus einer Tasche. Der Mann wollte sich danach bücken, aber Kalkbrenner war schneller. In der Geldbörse fand er einen Personalausweis, eine Kreditkarte und einen Firmenpass. »Also, Herr Dr. Karl Neumann, Bachelor of Engineering, technischer Manager bei der Deutschen Bahn, weiß Ihr Chef, was Sie in den Pausen so treiben?«
    Karl Neumann hatte den Blick starr auf Kalkbrenners Bademantel gerichtet. »Weiß
Ihr
Chef, was Sie während der Arbeit treiben?«
    »Gut gekontert«, gestand Kalkbrenner und reichte Neumann das Portemonnaie zurück. Dabei bemerkte er den Ehering an dessen Finger. »Wie war das gerade mit dem Schnüffler?«
    Neumann streifte sich sein Hemd über und begann es zuzuknöpfen. »Da war vor einiger Zeit ein Typ im
Dark Heaven
. Er hat laufend seltsame Fragen gestellt.«
    Kalkbrenner zeigte ihm wieder Brodbecks Foto. »War das dieser Mann? Matthias Brodbeck?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Nur damit wir uns richtig verstehen: Ich ermittle in mehreren Mordfällen. Wenn Sie etwas wissen, es mir nicht sagen, ich aber später dahinterkomme, dass Sie mir etwas Wichtiges verschwiegen haben, dann werde ich Sie zur Verantwortung ziehen. Und

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