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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Bilder in seinem Schädel sein würde.
    Zügig durchquerte er das Restaurant. Hier war der Einfluss des Besitzers nicht zu übersehen: Der Raum war schlicht und erinnerte vom Ambiente her an eine südländische Finca.
    Er gelangte in einen Wellnessbereich mit Massageräumen, Saunen, Whirlpools und einem Schwimmbecken, das von exotischen Palmen umrahmt wurde. Es war wie im Urlaub. Überall tummelten sich glückliche Paare. Kein Mann blieb lange allein. Ein Paradies, vorausgesetzt, man war bereit, sich täuschen zu lassen.
    Er ging die Stufen in die weitläufigen Kellerräume hinab. Schwere Backsteine und Armleuchter ließen ihn an Kerker einer mittelalterlichen Festung denken. Eine junge Frau hakte sich bei ihm unter. »Hallo, ich bin Dana.« Ihre Stimme war sanft, ihr Name falsch. »Suchst du ein bisschen Vergnügen?«
    »Ich möchte mich nur ein wenig umsehen«, gestand er.
    »Ich kann dich begleiten.«
    »Kostet das was?«
    Dana lächelte. »Wenn wir in eins der Verliese gehen, dann ja.«
    Sie hatte langes blondes Haar. Eine kleine Rosentätowierung zierte die Haut oberhalb ihres Poansatzes. Bis auf Sandaletten mit Pfennigabsätzen trug sie nichts am Körper. Sie war hübsch, keine Frage, aber: »Wie alt bist du?«
    »Ich bin so alt, wie du es möchtest.«
    Er schätzte sie auf Anfang 20. Sofort dachte er an Jessy. Und daran, dass er mit Sicherheit nicht der Erste wäre, der heute mit Dana aufs Zimmer ging. »Danke«, sagte er. »Ein bisschen Begleitung wäre okay.«
    Ihr Lächeln erstarb. »Sonst nichts?«
    »Danke, nein.«
    Enttäuscht geleitete sie ihn tiefer in den Kerker. Es schien ihr nicht peinlich zu sein, dass sie splitterfasernackt war, während er seinen Bademantel anhatte.
    Einige der Verliese, die von dem breiten Gang abzweigten, waren verschlossen. Andere standen offen und gewährten Einsicht in die Folterkammern. Das Spielzeug war zum Großteil identisch mit dem im
Dark Heaven
: hölzerne, mannshohe Kreuze, Stahlstangen, Peitschen und Gerten.
    Dana deutete seine plötzliche Aufmerksamkeit fehl. »Bist du sicher, dass du da nicht reinmöchtest?«
    »Ganz sicher.«
    »Du kannst es mir ruhig sagen.« Sie trat in eine der Kammern. In der Mitte stand eine Holzbank, an deren vier Beinen gusseiserne Ringe angebracht waren. Mit einem ihrer Absätze schlug sie gegen das Eisen. Ein dumpfer Laut erfüllte das Verlies. »Ich habe kein Problem damit.«
    Kalkbrenner war am Eingang des Raumes zurückgeblieben. »Stehst du
wirklich
darauf?«
    »Würde ich es dir sonst anbieten?«
    »Du bietest es mir an, weil du Geld damit verdienen möchtest.«
    Schnell verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Ja, und? Ist das etwa verwerflich? Immerhin bist du hier, weil du dafür Geld ausgeben möchtest.«
    »Habe ich das gesagt?«
    Trotzig schob sie ihren Kiefer nach vorn. »Warum dann?«
    Kalkbrenner wollte antworten, schwieg dann aber. Was hatte er erhofft, im
Apollo
zu finden? Leise sagte er: »Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt nicht, warum du in einen Puff gehst?«
    »Vielleicht, weil es mich interessiert.«
    Sie sah ihn irritiert an. »Und was interessiert dich?«
    Er wies auf die Holzpritsche. »Was findet man daran?«
    »Was wohl? Vergnügen. Lust. Geilheit.«
    »Mehr nicht?«
    Sie zuckte die Achseln. »Was denn noch? Wir sind hier in einem Bordell. Es geht um Spaß.«
    Richtig, für die Männer
. »Und du? Hast du Spaß an deinem Job?«
    Sie versuchte, ein Lächeln aufzusetzen. Es misslang ihr gründlich. »Haben
Sie
denn immer Freude an Ihrer Arbeit?«
    Ihm entging nicht, dass sie eine distanziertere Anrede gewählt hatte. »Du willst meine Arbeit mit deinem Job hier vergleichen?«
    Die Kerzen in der Kammer umspielten sie mit Licht und Schatten; ihr Körper wirkte geheimnisvoll, auf eigenartige Weise verführerisch. Er war verblüfft über seine Empfindungen. Doch ihre wütende Stimme holte ihn in die Realität zurück. »Was wissen Sie schon von mir?«
    »Du hast recht: nichts.«
    »Warum erlauben Sie sich dann ein Urteil?«
    »Tut mir leid, es war nicht …«
    Doch sie war noch nicht fertig mit ihm. »Ich muss meine Miete bezahlen. Meinen Sohn ernähren. Ich möchte ihm was bieten. Ich will nicht, dass er in Neukölln zur Schule geht, nicht auf diese verfluchten Killerschulen. Ich möchte raus aus der Gegend.«
    So schließen sich die Kreise.
»Und du glaubst, dieser Job hier ist der richtige Weg?«
    »Sie haben wirklich von nichts eine Ahnung, oder? Passt es nicht in Ihre kleine Welt, dass ich keine andere Wahl

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