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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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habe? Dass dieser Job hier der einzige ist, den ich bekomme? Scheiße, warum legen Sie nicht das Geld auf den Tisch und ficken mich einmal durch? Deshalb sind Sie doch gekommen? Oder gehören Sie zu diesen Typen, die vorher ihr Gewissen beruhigen müssen? Von wegen:
Hat die Frau Spaß daran, wenn ich sie bumse? Auch wenn ich sie dafür bezahle?
«
    »Gibt es solche Frauen?«
    Ihre Stimme beruhigte sich wieder. »Klar gibt es die. Aber sicher nicht wie Sand am Meer.«
    »Aber Betty gehörte dazu?«
    Dana erstarrte. »Warum fragen Sie nach Betty?« Sie schielte zur Tür, schien abzuschätzen, wie schnell sie gegebenenfalls fliehen konnte. »Haben Sie was mit ihrem Tod zu tun?«
    »Ich bin Kommissar der Mordkommission. Ich ermittle in Bettys Mordfall.«
    »Ach?«, machte sie. »Neuerdings sehen Ermittlungen bei der Polizei also so aus, ja? Scheiße, Mann, wenn der Chef erfährt, dass ich mich hier mit einem Bullen unterhalte, bin ich meinen Job los. Sie sind noch bescheuerter, als ich dachte.«
    Sie hastete mit großen Schritten an ihm vorbei, ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Die klackenden Geräusche ihrer High Heels verhallten, als sie in dem Gewölbe verschwand.
    Allein schritt er den Gang entlang. Eine der Türen öffnete sich. Eine nackte Frau kam aus der Kammer. Der Freier erhob sich gerade von der Pritsche.
    In der Tat war es eine verrückte Idee gewesen. Hatte Kalkbrenner wirklich erwartet, hier einen Hinweis zu finden, der ihn auf die Spur des Mörders führte?
    Der Mann in dem Verlies lächelte zufrieden. Immerhin war er fündig geworden. Als er den Raum verlassen wollte, wäre er beinah mit Kalkbrenner zusammengestoßen. Das leuchtende Muttermal an seiner Kehle weckte Kalkbrenners Aufmerksamkeit.

126
    Frieder von Hirschfeldt spürte etwas wie ein Kitzeln im Traum. Ein fieses Gefühl, gegen das er sich ebenso wenig wehren konnte wie gegen die beunruhigenden Bilder, die seinen Schlaf beeinträchtigten.
    Erleichtert erwachte er. Patrizia beugte sich über ihn. Ihr Haar, das auf seine Haut fiel, war der Ursprung des Juckreizes gewesen. Die Albträume hatten dagegen einen anderen Grund.
    »Du hast schon wieder so schlecht geschlafen«, stellte seine Frau nicht ohne Besorgnis fest.
    Von Hirschfeldt brummelte etwas Unverständliches, was seinem inneren Befinden entsprach: Er wusste einfach nicht, was er denken sollte.
    Er war Patrizia dankbar dafür, dass sie kein weiteres Wort darüber verlor. Auch seinen Wutausbruch von gestern Abend hatte sie mit keiner Silbe erwähnt.
    Nachdem er geduscht hatte, band er sich ein Handtuch um die Hüften und stellte sich vor den Spiegel. Ein übernächtigter Mann starrte ihm entgegen. Er hatte nichts mehr mit dem strahlenden Sieger gemein, der sich am Sonntag noch überschwänglich den Wählern präsentiert hatte. Er stemmte die Hände auf den Rand des Waschbeckens und ließ den Kopf hängen.
    Patrizia kam ins Badezimmer und kraulte ihm den Nacken. Diesmal ließ er sie gewähren. Es beruhigte ihn. Er umarmte seine Frau, drückte sie an sich. Sie hielt ihn fest, und vielleicht war das besser als jedes weitere Wort, das sie hätte sagen können.
    Nach dem Frühstück, das erstaunlich zivilisiert vonstattenging, brachten ihn seine Sicherheitsleute zum Abgeordnetenhaus. Dort fuhr er mit dem Aufzug in die Büroetage. Er hasste den Umstand, dass er nicht wusste, was ihn erwartete. Außer der Fortführung der Koalitionsverhandlungen natürlich. Aber sonst?
    Die Tür zu Karl-Edmunds Zimmer stand halb offen. Von Hirschfeldt steckte den Kopf durch den Spalt. Sein Freund hing förmlich im Sessel. Der Kopf war ihm in den Nacken gekippt, der Mund stand weit offen. Seiner Kehle entrang sich ein Schnarchen.
    Von Hirschfeldt drückte die Tür etwas lauter ins Schloss. Karl-Edmunds Kopf fuhr erschrocken nach vorne. Seine Pupillen irrten hektisch umher, bis er begriff, wo er war.
    »Warst du die ganze Nacht hier?«, wollte von Hirschfeldt wissen.
    »Ich musste noch was erledigen.« Karl-Edmund rieb sich die Augen. »Bin dann wohl eingeschlafen.«
    Von Hirschfeldt empfand Mitleid für seinen Freund. Karl-Edmunds Gesicht war eingefallen, seine Schultern hingen schlaff herunter. Die ganze Körperhaltung strahlte Erschöpfung aus. Krankheit. »War ziemlich viel Stress für dich die letzten Tage, was?«
    »Für uns alle.« Karl-Edmund wischte mit der Handfläche über die Tischplatte, als wäre sie verstaubt. Dabei glänzte sie sauber, wie poliert. Noch nicht einmal Akten lagen

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